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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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wenig wie entscheidend ist, ob Moran und Balin unsere leiblichen Eltern sind. Wichtig ist ganz allein unser Gefühl, nicht wahr?“
    Die drei anderen nickten ihm zu und die Frau und das Mädchen begannen sich zu entspannen. Balin beobachtete seinen Ziehsohn und dachte zugleich erschrocken wie auch stolz: „Er wird ein Anführer werden, sei es der eines Heeres, einer Bande oder eines Reiches. Dazu ist er auserkoren und Zaramé ist die Energie an seiner Seite!“
    Wortlos stand er auf und ging in den kleinen Nebenrau m, in welchem die Eltern schliefen. Die drei Zurückgelassenen hörten Holz klappern, dann wie ein Stein über den Boden schliff, dann kam Balin zurück, das Buch in den Händen. Moran sah ihn mit großen Augen an: „Du denkst, dies ist der richtige Zeitpunkt, dass sie schon soweit ist? Sie ist doch noch so klein, Balin!“, bat sie mit zitternder Stimme. Balin schüttelte den Kopf: „Das, was eben passiert ist, war das Zeichen, Moran. Sie ist soweit, die beiden wissen Bescheid. Nun müssen sie lernen, ihre Zukunft zu steuern. Vielleicht hilft das Buch ihnen dabei. Zaramé, dieses Buch ist sehr wertvoll! Es wurde uns mit dir übergeben. Es gehört dir und es wurde uns gesagt, sollte es in fremde Hände fallen, wäre es der Untergang unseres Volkes, also zeige es niemandem!“
    Das Mädchen schien blass, aber gefasst, als sie ihrem Vater in die ernsten Augen blickte. Sie nickte eifrig und streckte begierig die Hände nach dem Buch aus. Balin ging zur Türe und verschloss diese mit dem Schlüssel, sodass sie kein unangekündigter Besucher überraschen konnte. Alle rutschten nun vor dem Feuer zusammen, um eine gute Sicht auf die Seiten zu haben. Zaramé fuhr ehrfürchtig mit sanften Fingern über den Einband. „Es ist weich und zugleich so fest! Wie schön die Farben sind. Sind das echte Steine, Mutter?“
    Moran lächelte sie an. „Ich weiß es nicht, mein Schatz. Wir konnten es ja niemand zeigen, das wurde uns doch verboten. Aber ich denke schon, dass es sehr wertvoll ist.“
    Zaramé betrachtete den Deckel. Schroffe Berge vor einem Tal mit Steinen und Rosenbüschen und am Ende des Tales ein sehr hoher Berg mit einer Höhle im oberen Drittel waren zu sehen. Vor der Höhle stand eine rothaarige Frau, die Hände zum dunkel bewölkten Himmel erhoben, an welchem ein Drache seine Kreise flog. Er schien keine Bedrohung für die Frau zu sein. Rechts oben in der Ecke war eine Krone vor einem Feuer abgebildet. In alter Schrift mit verschlungenen Zeichen war zu lesen:
    Krone und Feuer –
verbunden für die Ewigkeit
    Zaramé schlug begierig die erste Seite auf. Moran und Balin, die beide bereits die wundervollen Zeichnungen und die geheimnisvollen Texte kannten, beobachteten die Kinder. Deren Blicke waren von dem Erstaunlichen, welches vor ihnen lag, gefesselt. Zaramé las stockend vor, die Schrift war an manchen Stellen verwischt, dennoch schienen ihr die altertümlichen Zeichen so geläufig zu sein, als sei sie damit aufgewachsen.
     
    In der Zeit des Reiches von König Sagoban herrschte nicht nur der König allein. Seine Macht wurde bestärkt von den Kräften Melisins, einer großen Zauberin, welche für Gerechtigkeit und Wohlstand im Volke sorgte. Sie war Heilende, kundig aller Heilkräuter dieses Landes und über dessen Grenzen hinaus. Manche nannten sie auch eine Hexe, diejenigen, die Gier und Gewalt nicht durchzusetzen vermochten und neidisch waren auf ihre Fähigkeiten. Der König war Melisin in Liebe verfallen, was nicht zum Schaden seines Reiches war, denn weit und breit erging es keinem Volk so wohl wie den Erimaliern. Sagoban war jedoch auf die Sicherung der Grenzen seines Reiches aus und deshalb verlobt mit Tonya, einer Prinzessin der Tansiter, welche schön und reich, aber dennoch kleinmütig und gehässig war. Am Tag ihrer Vermählung lockte sie Melisin in einen Hinterhalt und ließ sie von ihren Gefolgsleuten verbrennen. Bevor sie in den Flammen umkam, verfluchte Melisin die Königin: Keine Liebe solle ihr zuteil werden, nicht vom König und nicht von ihren eigenen Kindern!
    Lang e suchte Sagoban nach Melisin, erfuhr ihr Schicksal jedoch erst, als ihm seine Gattin Zwillinge schenkte, einen Sohn, genannt Erinas und eine Tochter mit Namen Rianna. Die Königin, immer noch eifersüchtig auf die tote Melisin, die ihr Gatte offensichtlich nicht vergessen konnte, teilte ihm den Mord an seiner Geliebten mit. Sie wähnte sich nach der Geburt der Kinder sicher. Sagoban ließ sie am Leben, sprach jedoch

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