Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen
Wissen, dass das Leben in Gottes Hand liegt. Wer einen starken Freund oder Freundin an seiner Seite weiß, braucht sich im Leben vor nichts mehr zu fürchten. So verschwinden Minderwertigkeitskomplexe und Resignation. Wir kennen unsere Schwäche, werden aber wieder starke Partner, wenn wir auf eine noch stärkere Macht vertrauen. Keine andere Kraft der Welt ist in der Lage, eine derartige Verwandlung zu vollbringen und einen Verlierer in einen Sieger zu transformieren.
Der Feigling findet leider oft Menschen, denen es noch viel schlimmer geht. Um aus dieser Schwäche herauszukommen, muss er Wege gehen, die er noch nie gegangen ist, und Taten vollbringen, die er sich in seinen kühnsten Vorstellungen nicht zutrauen würde. Dazu braucht er starke Vorbilder. Die Heilige Schrift ist voller Umgestaltungsgeschichten. Jesus Christus wäre heute vollkommen vergessen, wenn er nicht unheilbar Kranke geheilt und Wunder vollbracht hätte. Selbst einen Mörder verwandelte er im letzten Augenblick seines Lebens in einen heiligen Dismas. Er war der erste Mensch, der das Paradies betreten konnte. Das größte Wunder jedoch besteht darin, Menschen zu transformieren, zum Beispiel einen Feigling in einen Sieger zu verwandeln.
Wer einen Sieg über sich selbst wünscht, muss Dinge tun, die er noch nie getan hat. Vor allem muss er überzeugt sein, dass er wieder gesund wird. Alles ist möglich, und irgendetwas passiert immer!
Destruktive Worte und Bild der Feigheit
Das Laster der Feigheit zeigt einen Menschenkopf mit Hasenohr. Wie ein Sklave lebt der Feigling im Schlupfwinkel seines eigenen Gefängnisses. Nur sein Kopf gleicht noch einem Menschen, der übrige Körper sieht aus wie ein Wurm. Er muss mit Windeln wie ein Säugling gewickelt werden. Sein Leben ist voller fauler Kompromisse:
»Ich werde mich hüten, jemandem mutig meine Meinung zu sagen, um dann verletzt zu werden … Ich habe Angst, dass ich dadurch Nachteile habe. Also bin ich zu allen immer schön nett und freundlich, besonders zu den Reichen. Von den Armen ist sowieso nichts zu erwarten. Allen anderen werde ich schmeicheln, damit es mir gutgeht.
Solange ich hier bin, will ich lieber meine Ruhe haben. Daher werde ich sowohl zu allem Guten als auch zu allem Bösen schweigen.
Ich erreiche in meinem Leben mehr, wenn ich ab und zu lüge und ein bisschen schummele, als immer nur die Wahrheit zu sagen. Lieber flüchte ich vor den Schwierigkeiten, als ihnen mutig entgegenzutreten. Was nützt es mir, mit etwas zu beginnen, was ich sowieso nicht zu Ende bringe? Die Sieger und die Weisen würden sich nur über mich lustig machen. Wer kämpft, geht doch nur unter.«
Heilende Worte und Bild des Gottvertrauens
Solange der Feigling ein krankes Bewusstsein hat, mutlos und resigniert, kann kein chronisches Hautleiden heilen. Hier hilft eine radikale Schocktherapie, um endlich aufzuwachen, dass es so nicht weitergehen kann. In der Realität dieser kranken Welt kommt Gott nicht vor, es ist nach wie vor die Welt voller Angst und Schrecken und die Verzweiflung, nie mehr gesund zu werden. Dieses Bewusstsein kann nur durch eine Radikalkur geändert werden. Radikal kommt aus dem Lateinischen radix – die Wurzel. Die Wurzeln der Frustration müssen ausgezogen werden, damit ein heilendes Bewusstsein entsteht.
»Schon immer hast du gegen Gott geredet und deine Stimme gegen ihn erhoben. Damit stehst du zwangsläufig auf der Verliererseite. Du bist im Laufe deines Lebens zum frustrierten Feigling geworden. Du lebst ständig mit Zittern und Zagen wie ein Angsthase, wobei du den Mitmenschen mit deinen Frustrationen auf die Nerven gehst. Dir fehlt jeglicher Mut.
Ich aber nutze im Leben die allerstärksten Gotteskräfte, mit denen ich meine Feigheit bekämpfe. So werde ich auch dein Kinn zerschmettern. Hart werde ich gegen dich sein, denn du bist Asche von Asche, und was du tust, landet in der Selbstzerstörung.
Ich liebe kein Leben in Asche und eine Welt voller Angst und sinnloser Verzweiflung. Ich eile vielmehr zur starken Quelle des Lebens. Daher kämpfe ich gegen die alten Miesmacher und zerstöre ihre Werke mit den Waffen der Weisheit Gottes. So kämpfe ich auf der Siegerseite und orientiere mein Leben nach den positiven Kräften des Gottessieges.«
In ihrem Buch
Scivias
beschreibt Hildegard den tapferen Sieger, der gegen die Feigheit in der Welt kämpft. Es ist der Kampf gegen die lebenszerstörenden und kranken Blockaden, die uns daran hindern, gesund zu werden: »Ich besiege die
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