Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen
Diese Säure ist bei allen schweren Krankheiten beteiligt. Interessanterweise ist die Gallensäure ein körpereigenes Steroid und steht damit im Gleichgewicht mit dem körpereigenen Cholesterin, dem Cortisol, dem körpereigenen Reparaturhormon sowie mit den männlichen und weiblichen Sexualhormonen. Auf jeden Fall müssen wir auf unsere Worte, Gedanken und Gefühle achten, sie werden über das Nervensystem in die Hypophyse übertragen und dort in Hormone umgesetzt, von denen unsere Gesundheit abhängt.
Geduld hat einen großen Einfluss auf unser persönliches und soziales Wohlbefinden. Sie ist das stärkste Mittel gegen jede Art von Gewalt. Jeder Gewalthandlung geht ein Wutanfall voraus. Kriminalität ist eine Krankheit mit biochemischem Hintergrund und muss auch so behandelt werden, sonst bleibt sie »unheilbar«. Materieller Reichtum in einer Spaßgesellschaft, Rücksichtslosigkeit und Resignation sind die Wurzeln allen Übels, die zu Wut und Aggression führen.
Niemand kann dieses Übel ausrotten, weil jeder Mensch zu Wut, Zorn und Gewalt fähig ist. Alle Versuche, das Böse auszurotten, haben nur noch mehr Bosheit erzeugt. Ganz im Gegenteil, das Böse ist dazu da, das Gute im Menschen hervorzubringen. Die Polarität von Gut und Böse gehört zum Menschsein wie die Flügel zum Adler.
Hildegard hat die Mächtigen ihrer Zeit, Kaiser Barbarossa, Päpste und Fürstbischöfe, immer wieder vor Gewalt gewarnt, weil das christliche Evangelium Liebe und Frieden verkündet und nicht Gewalt. Die menschliche Geschichte der letzten 2000 Jahre ist ein tragisches Beispiel vom Krieg gegen das Böse: Weder die Kreuzzüge noch die Inquisition, die Atombombe, Hightech-Waffen, die NATO oder der sinnlose »Krieg gegen den Terror« in Irak, Jugoslawien und Afghanistan haben das Böse ausgerottet, weil es ein Teil von uns allen ist.
Wut und Zorn sind meistens Folgen von Kränkungen, Verletzungen und Frustrationen, die bis weit in die frühe Kindheit zurückgehen können. Kleine Kinder haben von Natur aus einen starken Willen, der oft von den Eltern und der Umgebung mit Worten oder, viel schlimmer, mit Schlägen gebrochen wird. Kinder weinen oder sind beleidigt. Vater und Mutter werden manchmal sogar gehasst, weil sie dauernd korrigieren. Jungen dürfen nicht mal weinen, weil ein »richtiger Junge« tapfer ist.
So entstehen die ersten Frustrationen. Die Eltern werden zur verhassten Übermacht, gegen die das Kind nicht ankommen kann. Irgendwann, spätestens in der Pubertät, rebelliert der Jugendliche gegen alles, was sich ihm in den Weg gestellt hat, um die alten Verletzungen und Gemeinheiten der frühen Kindheit loszuwerden. So entstehen die Autoaggressionen und ihre krankmachenden Folgen.
Wut und Zorn sind die Propagandawaffen der Tyrannen. Sowohl Hitler als auch Stalin hatten furchtbare Tobsuchtsanfälle. Auch heute noch werden viele frustrierte junge Männer von religiösen Fanatikern zu Terrorakten gegen unschuldige Menschen missbraucht. Die negative Energie wird zur Waffe gegen alle, die ganze Welt und sogar gegen sich selbst.
Gewalt bringt Gewalt, Krieg bringt Krieg. Was wir brauchen, ist die Bereitschaft, mit Gewalt und Terror intelligent umzugehen. Dazu gehören auch die Kraft der Versöhnung und viel Geduld sowie spirituelle Aktionen des Friedens und der Liebe, um Feinde in Freunde zu transformieren. Nur so funktioniert das Leben, und nur so funktioniert die Welt.
Wenn wir uns nicht von unseren alten Verletzungen befreien und großzügig verzeihen lernen, werden wir so lange von den aggressiven Mächten gequält, bis wir die Lektion der Geduld und Toleranz gelernt haben.
Destruktive Worte und Bild des Zorns
Durch den Zorn verwandelt sich der Mensch in ein klappriges Skelett, das wütend in seiner Tretmühle tobt. Die Hände sind bereits verkrüppelt und haben lange Krallen:
»Ich vernichte und zerschmettere alles, was sich mir in den Weg stellt. Warum sollte ich mich kränken lassen und Unrecht erdulden? Wenn einer seine Ruhe haben will, soll er mir lieber aus dem Weg gehen … denn ich schlage jeden mit dem Knüppel kurz und klein, wenn er mir ein Unrecht tut!«
Dieser Mensch kocht vor Wut. Durch seinen Zorn fließt die Schwarzgalle, und er wird sauer. Niemand kann ihn bremsen, sonst tobt er noch mehr. So kennzeichnet sich der »rote Zorn«, der Tobsüchtige läuft ganz rot an. Der »weiße Zorn« ist für seine Mitmenschen gefährlicher. Das Gesicht wird ganz weiß, und der Zorn wird unterdrückt. Dieser Mensch
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