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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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nehme an, Sie sind in Ihrem gewohnten Hotel?«
    »Ja.«
    »Wann wäre es Ihnen recht? Jetzt gleich?«
    Maurer spürte Wut in sich aufkeimen. »Jetzt gleich?«, sagte er. Wofür hielten sich diese Banker eigentlich!
    »Unten in der Lobby?« Der andere lachte. »Auf einen Kir Royal?«
    »Kir Royal?« Da trieb doch jemand Scherze mit ihm. »Geben Sie mir mal Ihre Nummer«, sagte er unfreundlich, »ich rufe Sie gleich zurück.«
    Der andere lachte wieder. »Schön, meine Süße.«
    Maurer schnappte nach Luft. »Meine Süße? Was wollen Sie eigentlich von mir?!«
    Es klickte. Das Gespräch war unterbrochen.
    Johannes Maurer stieß einen Fluch aus. Erzürnt wählte er die Nummer seiner Sekretärin in Frankfurt.
     
    Josephin schaute zur Uhr. Es war neunzehn Uhr zwölf. Sie musste wohl eingeschlafen sein. Am Nachmittag hatte sie sich ins Bett gelegt, ihre Puppen an sich gedrückt, die Augen geschlossen und versucht, die Bilder der Hypnose zu vergessen.
    Ihr stand der Schweiß auf der Stirn. Sie wusste, dass sie etwas Schreckliches geträumt hatte, doch die Erinnerung daran war verblasst. Nur die Angst war zurückgeblieben.
    Sie stand auf und schob die Vorhänge zurück. Unten am Straßenrand war der Streifenwagen geparkt, zwei Uniformierte saßen darin. Sie war in Sicherheit.
    Woher aber kam diese Beklemmung in ihrer Brust? Sie öffnete das Fenster einen Spalt und sog die Luft ein. In diesem Augenblick kehrte ein Fetzen aus ihrem Traum zurück.
    Etwas war ihr in die Nase gestiegen. Es hatte sie mit Panik erfüllt.
    Sie ging in die Küche und trank einen Schluck Wasser. Ruhig, ganz ruhig, sprach sie in Gedanken zu sich selbst.
    Sie hatte ihren Peiniger gerochen . Doch es war nicht nur sein schlechter Atem, wie sie bisher immer geglaubt hatte. Der Gestank kam auch von seiner Haut. Er schwitzte etwas aus, säuerlich, gierig.
    Und da war noch etwas gewesen.
    In ihrem Traum war kurzzeitig ein Erlebnis aufgeblitzt, das sehr weit zurücklag.
    Was war das nur? Angestrengt dachte sie nach.
    Es hatte etwas mit einem Karussell zu tun. Das hatte sich gedreht, schneller und schneller.
    Sie ging zurück ins Schlafzimmer und suchte in ihren Schreibtischschubladen. Ganz unten befand sich eine Schachtel mit alten Fotos. Sie nahm eines heraus und starrte es an. Auch ein Vergrößerungsglas holte sie hervor.
    In diesem Moment klingelte ihr Handy.
     
    Die Rufnummer war unterdrückt. Josephin meldete sich mit einem fragenden Hallo. Es war für einen Moment still, dann sagte eine ihr vertraute Stimme:
    »Johannes Maurer hier.«
    »Papa!«, rief sie aus. Sofort schossen Tränen in ihre Augen. Und noch einmal rief sie: »Papa!«
    Sie zitterte.
    »Dass du mich endlich mal anrufst. Wo bist du?«
    »Ich bin in der Stadt. Sollen wir uns treffen?«
    Seine Stimme klang so fern.
    »Aber ja doch!«
    Er war in Berlin, endlich, sie konnte es kaum glauben. Sie hatten sich bestimmt seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Längst hatte sie es aufgegeben, ihm in seiner Geschäftswelt hinterherzutelefonieren.
    »Papa, es ist so viel passiert. So viel Schreckliches. Meine Freundin Karen ist tot, und Milan, du kennst ihn ja gar nicht, er ist spurlos verschwunden und –.«
    Sie brach ab. Lauschte in den Hörer. Es rauschte.
    »Papa? Bist du noch dran?«
    »Ja. Sollen wir uns treffen?«, fragte er wieder.
    Sie weinte. »Verzeih mir, Papa, aber ich bin ganz aufgewühlt. Du kannst dir ja nicht vorstellen, was hier los war.«
    Er schwieg. Gab sich distanziert wie immer, nichts hatte sich geändert, und doch war sie unendlich froh, dass er in ihrer Nähe war.
    »Ich will dich sehen, Papa«, stammelte sie, »wann passt es dir denn?«
    »Jetzt gleich?«
    »Wie du willst, ich richte mich ganz nach dir. Ich freue mich ja so, dass du da bist!«
    Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    Und dann fragte er ein drittes Mal, ob sie sich treffen sollten. Die Verbindung war schlecht, seine Stimme weit weg.
    »Ja doch, ja!«, rief sie in den Hörer. »Wo denn?«
    Wahrscheinlich hatte er wenig Zeit. Und auch wenn sie ihn nur kurz sehen würde, eine halbe Stunde vielleicht, bloß eine Lücke in seinem Terminkalender, es war ihr alles recht. Nur nicht mehr allein sein mit dieser Angst!
    Stille.
    Lediglich das Rauschen drang an ihr Ohr.
    »Schlag was vor, Papa, und ich bin da.«
    »Kir Royal?«, fragte er nach einer Weile zögernd.
    Sie war kurz verwundert.
    »Ach, du meinst das Kirk Royal! Am Paul-Lincke-Ufer?«
    »Ja. Jetzt gleich?«
    »Gut! Schön! Ich ziehe mir nur noch

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