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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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dem Tisch lag eine Pistole. Naiara forderte sie auf, die Pistole zu nehmen und in ihre Tasche zu stecken. Leg sie einfach in die Tasche, Rita, keine Angst. Naiara hatte so schöne Haare, in dem hässlichen Raum waren sie besonders schön. Ich habe keine Angst, dachte sie, als sie über den hübschen Platz zurückging, ich habe vor gar nichts mehr Angst.
    Aber sie hatte schreckliche Angst, als Aitor sie jetzt ansah. Er würde die Pistole auf sie richten. Doch sein Blick schweift ab, zu der großen Stimme, geradewegs in die Scheinwerfer, woher die Stimme zu kommen scheint. Vielleicht versteht er etwas, vielleicht auch nicht. Vielleicht denkt er an den Tod. Oder an das Leben. An die Wiederauferstehung.
    Aitor sieht Peter am Strand, mit der Pistole, Jesús, der auf ihn zukommt, die Zeit, die gefror und mit unglaublicher Geschwindigkeit wieder auftaute, der Schuss, das Blut, die Verwirrung, das Entsetzen, all das sah er durch sein Fernglas. Mehr brauchte er nicht zu sehen. Er sah Naiara in den Krankenwagen stürzen, er sah ihr Entsetzen, er hörte es, vor allem hörte er es, es war über das ganze Meer zu hören. Mehr brauchte er nicht zu hören, nicht mehr zu sehen.
    Aber er sah sie nicht im Innern des Krankenwagens. Sie schrie den Mann an, der auf der Trage saß. Sie schrie so laut, dass er sich die Ohren zuhalten musste. Alle im Krankenwagen mussten sich die Ohren zuhalten. Jesús Montañas saß ihr auf der schmalen Trage gegenüber und riss sich die Reste der Plastikbeutel ab, die mit Klebeband an seinem Körper festgeklebt waren. Aus den Beuteln tropfte Schweineblut. Das Klebeband hatte rote Stellen auf Jesús’ Oberkörper hinterlassen. Er versuchte, die Streifen mit einem Ruck abzureißen, um den Schmerz zu minimieren. Der Mann, der mit ihm gelaufen war, saß neben ihm und wischte sich mit einem Lappen, der sich rot färbte, das Gesicht ab. Alle, die sich in der Enge aufhielten, gerieten ins Schwanken, als der Krankenwagen anfuhr. Die Sirenen heulten lauter als ihre Schreie.
    Peter sieht wieder seine Augen, Aitor sieht wieder ihn an. In seinen Augen ist etwas, das er nur einmal vor langer Zeit gesehen hat. Aitor versteht, und er lächelt das Lächeln des Verlierers. Mit einem Lächeln geht alles leichter. Sag es mit einem Lächeln. Das ist eine deiner Macken, hatte sie gesagt, du willst alles erklärt haben.
    Aitor hatte nicht für alles eine Erklärung bekommen, aber er wusste es. Möglicherweise war jetzt alles leichter für ihn. Das Leben war endlich leichter, für sie beide. Jetzt ging es nur noch um eins, dies hier. Aitor hielt alle Fragen in seiner Hand, er brauchte nur den Finger zu krümmen, und sie beide würden alle Antworten in einer einzigen entsetzlich schönen Explosion bekommen. Vielleicht auch zwei: erst ich, dann er. Er hört Aitors Stimme:
    »Hasta la vi…«
    Die Explosion kommt, während er noch spricht, und sie kommt allein. Aitors Kopf füllt sich mit Licht, als hätte der Himmel einen Glorienschein über ihn gestülpt, über ihn ausgegossen. So ähnlich. Sein Gesicht senkt sich, senkt sich auf Peter zu in Zeitlupentempo, in Stille. Es wird größer, es fällt, fällt. Der Schatten fällt über ihn, er fällt hinein in den Schatten.
    Sie kauert mit einer Wolldecke um den Schultern in einer Sofaecke. Ihr Gesicht leuchtet. Sie presst das Ohr dicht an ein Handy.
    »Liebling, wir sehen uns morgen. Spätestens am Abend. Mir ist ein bisschen schwindelig, Schätzchen. Ja. Ja. Mir geht es gut. Papa auch. Ja. Ja. Küsschen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ja. Ja. Küsschen, mein Schatz.«
    Peter und Jesús sitzen einander gegenüber. Jetzt herrscht ein anderes Licht im Raum. Es ist die Morgendämmerung, denkt Peter. Er ist furchtbar müde. Es ist doch noch ein neuer Morgen geworden, denkt er.
    Jesús schaut Rita an.
    »Haben wir uns gut um Ihre Kinder gekümmert? Und Ihre Mutter?«
    »Ja.«
    »Wir konnten nichts riskieren.«
    »Nein.«
    Rita nickt. Jesús wendet sich Peter zu.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Entsetzlich müde. Ich bin total erschöpft.«
    »Das ist natürlich.«
    »Ich wusste nicht … ich konnte bis zum Schluss ja nicht sicher sein, ob nicht doch noch etwas mit der verdammten Pistole passiert ist. Ob in letzter Sekunde ein Fehler auftritt … ob ich einen Fehler mache …«
    »Es ist kein Fehler aufgetreten. Wir machen keine Fehler.«
    »Du machst niemals Fehler, meinst du.«
    »Ja.«
    Jesús lächelt. Ein Lächeln, das Peter noch nie an ihm gesehen hat. Es gehört nicht in die

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