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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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«, drang O-tamas klangvolle Stimme, die so schmerzlich an ihre verlorene Schönheit erinnerte, aus ihrem verunstalteten Mund, »kann ich unmöglich der Mörder sein, nach dem Ihr sucht.«

28

    M
    ein Informant behauptet, die Person des Meuchlers zu kennen, der Euch angegriffen hat, sōsakan-sama «, sagte Hirata. » Gomen nasai . Es tut mir leid, daß ich Euch diesen weiten Weg machen ließ, aber der Informant wollte nicht auf das Gelände der Polizeikasernen kommen. Niemand soll erfahren, daß er für mich arbeitet.«
    »Ist schon in Ordnung, Hirata, du hast deine Sache gut gemacht«, sagte Sano, dem es nach dem Gespräch mit O-tama nur noch darum ging, irgendeinen Beweis für die Unschuld Kammerherr Yanagisawas zu finden, um nicht durch das eigene Schwert sterben zu müssen.
    Die beiden Männer hatten sich eilig und behelfsmäßig getarnt, als sie Sanos Pferd an den Polizeikasernen zurückließen und zu Fuß durch das mittägliche Nihonbashi gingen, um sich mit Hiratas vorsichtigem Informanten zu treffen. Beide trugen breite Strohhüte; Sano hatte einen alten Umhang Hiratas umgelegt, um das Wappen der Tokugawa auf seiner Kleidung zu verbergen. Hirata hatte seine jitte abgelegt; mit seinem Kurzschwert und dem abgetragenen Kimono gab er einen überzeugenden rōnin ab. Aus Freude über Sanos Lob leuchteten seine Augen unter der Krempe des Hutes, und er lächelte blitzend und jungenhaft. Vor gespannter Erwartung, was der Informant zu berichten hatte, hatte Sano nicht bedacht, daß er durch sein Lob Hiratas Hoffnung wieder geweckt hatte, auch in Zukunft mit dem sōsakan zusammenzuarbeiten. Deshalb versuchte Sano – obwohl es ihm heftig widerstrebte, dem jungen dōshin weh tun zu müssen – sein spontanes Lob zu dämpfen.
    »Dann wollen wir nur hoffen, daß dein Informant kein lügenhafter Schwätzer ist«, sagte er mit kühler Stimme.
    Hirata wandte das Gesicht ab, doch Sano sah, wie das Lächeln des jungen Mannes schwand. »Hier entlang, sōsakan-sama .« Hiratas Stimme klang leise und ernüchtert.
    Sie durchquerten das Viertel der Schnitzer und Zimmerleute, die vor den offenen Eingängen ihrer Läden sägten und hämmerten, feilten und nagelten. Nachrichtenverkäufer boten ihre Zeitungsblätter an, in denen nicht nur weitere reißerische Schreckensgeschichten über die Morde standen, sondern auch Berichte über den Brand, der noch immer andauerte und dessen Rauch das Sonnenlicht trübte.
    »Das Feuer muß sich ausgebreitet haben«, sagte Sano besorgt, obwohl er auf der anderen Seite erleichtert darüber war, denn die Feuersbrunst bewirkte, daß die Aufmerksamkeit der Einwohner nicht mehr ausschließlich auf die Morde gerichtet war. Für gewöhnlich gelang es den Feuerwehren Edos, die häufigen Brände mit bewundernswertem Erfolg einzudämmen und zu löschen. »Ich frage mich, weshalb das Feuer noch brennt.«
    »Weil es in dem Bezirk Unruhen gibt«, erklärte Hirata. »Die Leute haben Kerzen und Weihrauch angezündet, um den bösen Geist zu vertreiben. Gestern abend hat ein Haus Feuer gefangen. Darauf haben einige Männer sich zu einer Bürgerwehr zusammengetan und sind durch die Straßen gezogen. Sie haben einen alten Mann getötet, der einen Krug mit sauren Gurken bei sich trug. Die Meute hielt ihn für den bösen Geist, der mit einem abgetrennten Kopf umherging. Darauf haben die Söhne des Alten sich aufgemacht, den Mord zu rächen. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Flammen breiten sich aus, weil die Feuerwehr nicht an die Brandstelle herankommt.«
    Bedrückt senkte Sano den Kopf, als er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah. Die schwelenden Spannungen, die von den Morden herrührten, hatten sich nun doch in Gewalttätigkeiten gelöst. Und das alles nur, weil er, Sano, den bundori- Mörder nicht schnell genug gefaßt hatte. Doch Sano wußte, daß auch andere Gründe zu der Katastrophe beigetragen hatten: die Behinderung der Nachforschungen durch Kammerherr Yanagisawa; der Aberglaube der Stadtbewohner und ihr Wunsch, ihrer Angst und dem hilflosen Zorn Luft zu machen; und die Unfähigkeit der Polizei, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Aber das änderte nichts daran, daß Sano sich verantwortlich fühlte. Schuldbewußt fragte er sich, ob er wirklich sein Bestes gab, diesen Fall zu lösen, oder ob die Furcht vor dem Selbstmord ihn lähmte.
    Die beiden Männer gingen über eine gespenstisch stille Straße. Sano konnte sich nicht erinnern, sie schon einmal gesehen zu haben. In den offenen

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