Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Kinder.«
Andys Zweifel waren trotz allem nicht verstummt. Was war nur in ihre Freundin gefahren? Wieso sprang sie kopfüber ins kalte Wasser? Erst als sie sah, wie Lily ihren wenige Wochen alten Sohn stillte, begriff sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte: für sich selbst, für ihren Partner und für das Kind. Auch wenn sie danach eine Zeitlang ein wenig auf Abstand gingen, weil Andy nicht ganz nachvollziehen konnte, was Lily in ihrer neuen Rolle als Mutter und Mehr-oder-weniger-Ehefrau empfand, war sie froh, dass Lily einen Lebensinhalt gefunden hatte.
»Fußmassagen und saure Gurken? Ein paar Wochen ohne Chlamydienpanik würden mir schon reichen.«
»Gut, dass du darüber lachen kannst«, sagte Lily. Sie klang erleichtert. »Natürlich machst du gerade einiges durch, aber deshalb darf ich mich doch hoffentlich trotzdem für dich freuen, oder? Du kriegst ein Baby!«
»Ich weiß. Wenn es mir nicht dauernd so übel und elend wäre, würde ich es immer noch nicht glauben.«
»Bis ich damals die Diagnose bekam, dachte ich eigentlich, ich hätte Krebs«, gestand Lily. »Ich konnte höchstens drei Stunden am Stück die Augen offen halten. Eine andere Erklärung dafür ist mir nicht eingefallen.«
Andy schwieg. Wie schön und seltsam es doch war, mit ihrer allerältesten Freundin über die Schwangerschaft zu reden. Anscheinend war sie kurz eingenickt, denn sie musste erst wieder richtig zu sich kommen, als Lily plötzlich sagte: »Andy? Bist du noch da? Oder bist du mir weggedöst?«
»Entschuldige«, murmelte sie.
»Dann lass ich dich jetzt lieber schlafen«, sagte Lily.
Andy lächelte. »Du fehlst mir, Lily.«
»Ich bin immer für dich da. Du kannst mich Tag und Nacht anrufen. Und wenn du in Anguilla bist, gönnst du dir was, ja? Ein bisschen Sonne tanken, Piñas ohne Umdrehungen schlürfen und mal einen ganzen Tag an gar nichts denken, okay? Versprochen?«
»Ich probier’s.« Sie legten auf. Im selben Moment noch tat es Andy leid, dass sie sich mit keinem Wort nach Bear und Bodhi erkundigt hatte. Doch sie schob ihre Gewissensbisse beiseite. Es war völlig okay, dass sie im Augenblick an erster Stelle stand. Sie schälte sich aus ihrer Jeans, die um den Bauch herum schon ein bisschen spannte, und zog sich den Pullover über den Kopf. Zahnbürste und Zahnseide konnten warten. Sie bettete den Kopf wieder auf das kühle Blumenkissen und zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch. Morgen früh würde die Welt schon wieder viel besser aussehen.
9
Piñas ohne Umdrehungen
Abflug um elf Uhr morgens. Außerplanmäßige Zwischenlandung in Puerto Rico mit drei Stunden Aufenthalt. Übersetzen mit der »Fähre« von Saint Martin nach Anguilla – ein Gefühl wie ein Ritt auf einem Jet-Ski durch einen Hurrikan. Endloses Warten in einer Zollbaracke ohne Klimaanlage und als Krönung auch noch eine Holperpartie über staubige Landstraßen. Die Reise war eine Tortur, aber für eine Schwangere glich sie einer regelrechten Höllenpartie.
Doch das Hotel entschädigte Andy für alle Strapazen. Obwohl »Hotel« das falsche Wort für die luxuriöse Anlage war. »Wunderland« hätte es wesentlich besser getroffen. Es war ein paradiesisches Dorf aus schilfgedeckten Miniaturvillen inmitten sattgrüner Vegetation an einer sichelförmigen, sandigen Bucht gelegen. Die »Lobby«, ein offener Pavillon mit Marmorboden, balinesischen Holzmöbeln und unzähligen Käfigen voller zwitschernder Tropenvögel, blickte auf das Meer hinaus, das so klar und blau war, dass es Andy wie eine Halluzination vorkam. Als sie zum ersten Mal auf die Terrasse ihrer kleinen Lodge hinausgetreten war, hatte sie einen Affen entdeckt, der über ihr im Baum schaukelte.
Ächzend setzte sie sich auf und blickte sich um. Das erhöhte Doppelbett mit der angenehm weichen, aber auch nicht zu weichen Matratze war blütenweiß bezogen. Neben der Eingangstür standen Tisch und Stühle aus Kokosholz, links vom Bett prangte eine Sitzlandschaft mit gläsernem Couchtisch und einer eleganten Stereoanlage. Das luftige Schilfdach mit den Bambusstreben und die drei gläsernen Schiebewände, die sich komplett öffnen ließen, vermittelten den Eindruck, als befände man sich im Freien. Direkt vor der Terrasse glitzerte ein kleiner Privatpool. Die beiden Teakholzliegen mit den gestreiften Polstern bildeten zusammen mit dem ebenfalls gestreiften Sonnenschirm das hübscheste kleine Outdoor-Ensemble, das Andy je gesehen hatte. Das Badezimmer war mehr als großzügig
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