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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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seine Mannschaft siebzig Punkte einheimsen«, sagte ich, aber sie wollten nichts von Joe DiMaggio hören.
    »Du sagst, 1941 wird es einen Krieg geben?«, fragte Mr Bister.
    »Ja, Sir. Mit den Japanern. Sie werden uns angreifen. Die Deutschen werden auch wieder da sein,und die Russen. Es wird einen neuen Präsidenten geben, aber ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern.«
    »Versuch es, Oscar«, ermunterte mich Mr Lynch.
    Ich zog mit den Zehen das Muster des Orientteppichs nach. Der Name war mir entfallen. Ich konnte ihn nicht zurückholen. Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Mein Dad hat ihn zweimal gewählt.«
    »Kannst du uns sagen, was 1929 geschehen ist? Alles, woran du dich aus den Zeitungen und vom Radio erinnerst.«
    »Es war im Herbst«, antwortete ich. »Oktober 29 .« Ich versuchte vergeblich, meine Sechsjährigenstimme voller klingen zu lassen. »Genau hier in New York City, an der Wall Street, gab es einen Zusammenbruch. Das hatte eine Depression zur Folge, wie sie es nannten. Geschäftsleute haben ihr ganzes Geld verloren und sind aus den Fenstern gesprungen, und andere mussten ihre Brillant-Manschettenknöpfe verscherbeln und an Straßenecken Äpfel verkaufen.«
    Die Männer schwenkten ihre Gläser und sahen einander an.
    »Welche Aktien waren betroffen? Erinnerst du dich?«, fragte Mr Bister.
    »Aktien?«, fragte ich.
    »Nun ja, wie ist es Standard Oil ergangen? Hat sie verloren?«, fragte Mr Rockefeller.
    »Wie war es mit Stadtanleihen?«, fragte Mr Bister. »Und mit General Electric? Hat General Electric überlebt?«
    »Und General Motors? Wie war es damit?«, fragte Mr Mellon.
    »Alles zusammengekracht«, antwortete ich. »Die Banken wurden nach und nach geschlossen. Alle mit Ausnahme der wirklich, wirklich reichen Leute im Land waren arm. Die Fabriken wurden geschlossen und es gab keine Arbeitsplätze mehr. Die Farmer konnten das Land nicht bestellen, weil Sandstürme tobten.«
    Jetzt endlich wurde mir die wahre Absicht der Wirtschaftsbosse klar. Die Männer, die da um den Bister’schen Kamin saßen, waren die Finanzhaie und Glücksspieler, von denen Mr Applegate und Tante Carmen gesprochen hatten. Genauso gut hätten sie mich fragen können, wer das nächste Pferderennen gewinnen werde. Sie wollten nichts anderesals heiße Tipps, um noch mehr Geld zu machen. Farmer und Fabrikarbeiter kümmerten sie einen Dreck.
    »Und was war schuld an diesem Zusammenbruch, Oscar, weißt du das?«, fragte Mr Biddle, schlug wieder lässig das eine Bein über das andere und zupfte an seiner Hose. »Was hat dazu geführt?«
    Ich erinnerte mich an das, was Mr Applegate gesagt hatte. »Börsenspekulationen, was auch immer das ist!«, antwortete ich. Ich holte tief Luft und wiederholte Mr Applegates Worte. »Habgierige Wall-Street-Händler pokern wie Glücksspieler und setzen mehr ein, als sie besitzen. Sie haben den Aktienmarkt so hoch aufgetürmt wie ein Kartenhaus. Sie haben auf Teufel komm raus spekuliert, alles mit geliehenem Geld, und dann ist das Kartenhaus zusammengekracht.«
    Ein ungemütliches Schweigen breitete sich aus, ein unbehagliches Herumrutschen auf den Sitzkissen, ein Nippen an den Whiskygläsern, begleitet von Gemurmel.
    Schließlich richtete Mr Kennedy das Wort an mich. »Junge«, sagte er in seiner eigenartigen Sprechweise, meinen Namen hatte er wohl vergessen. »Wer,würdest du sagen, war Präsident nach Mistah Hoovah? Wer war’s?«
    Ich schloss die Augen. Wer war es? Oh, ja! Genau, der! Der gleiche Name wie von Präsident Theodore Roosevelt. »Frank. Franklin. Es war Franklin Roosevelt.«
    »Franklin Roosevelt!« Der Name schien wie ein Bumerang durch den Raum zu fliegen.
    »Bist du sicher, Oscar?«, fragte Mr Bister.
    »Ja«, sagte ich. »Er hat die Wahl zweimal gewonnen. Ich habe ein Bild von ihm auf dem Umschlag des Life -Magazins gesehen. Er stand auf einem Flugzeugträger und salutierte vor Hunderten Marine-Soldaten.«
    Mr Merrill räusperte sich und ließ die Eiswürfel in seinem Glas klimpern. »Junge?«, sprach er mich an.
    »Ja, Sir.«
    »Weißt du, was Polio ist?«
    »Nein, Sir.«
    »Das hab ich mir gedacht. Kinderlähmung. Das ist es, was Frank Roosevelt hat. Er ist ans Bett gefesselt. Es gibt kein Heilmittel dagegen, und wenn man die Krankheit bekommt, kann man nie wiedergehen. Frank Roosevelt wird nie auf einem Flugzeugträger stehen. Er wird nie Präsidentschaftskandidat werden! Seine Frau, die bekanntlich Haare auf den Zähnen hat, würde es ihm ohnehin nie erlauben.

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