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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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    DANIEL, Hausknecht des Grafen von Moor
    PASTOR MOSER
    EIN PATER
    Räuberbande
    Nebenpersonen

    Der Ort der Geschichte ist Teutschland,
    die Zeit ohngefähr zwei Jahre

Erster Akt

Erste Szene
    Franken. Saal im Moorischen Schloss.
    Franz. Der alte Moor.
    FRANZ
    Aber ist Euch auch wohl, Vater? Ihr seht so blass.
    DER ALTE MOOR
    Ganz wohl, mein Sohn – was hattest du mir zu sagen?
    FRANZ
    Die Post ist angekommen – ein Brief von unserm Korrespondenten in Leipzig –
    DER ALTE MOOR
    (begierig) Nachrichten von meinem Sohne Karl?
    FRANZ
    Hm! Hm! – So ist es. Aber ich fürchte – ich weiß nicht – ob ich – Eurer Gesundheit? – Ist Euch wirklich ganz wohl, mein Vater?
    DER ALTE MOOR
    Wie dem Fisch im Wasser! Von meinem Sohne schreibt er? – Wie kommst du zu dieser Besorgnis? Du hast mich zweimal gefragt.
    FRANZ
    Wenn Ihr krank seid – nur die leiseste Ahndung habt, es zu werden, so lasst mich – ich will zu gelegnerer Zeit zu Euch reden. (Halb vor sich.) Diese Zeitung ist nicht für einen zerbrechlichen Körper.
    DER ALTE MOOR
    Gott! Gott! was werd ich hören?
    FRANZ
    Lasst mich vorerst auf die Seite gehn und eine Träne des Mitleids vergießen um meinen verlornen Bruder – ich sollte schweigen auf ewig – denn er ist Euer Sohn; ich sollte seine Schande verhüllen auf ewig – denn er ist mein Bruder. – Aber Euch gehorchen, ist meine erste, traurige Pflicht – darum vergebt mir.
    DER ALTE MOOR
    O Karl! Karl! Wüsstest du, wie deine Aufführung das Vaterherz foltert! Wie eine einzige frohe Nachricht von dir meinem Leben zehen Jahre zusetzen würde – mich zum Jüngling machen würde – da mich nun jede, ach! – einen Schritt näher ans Grab rückt!
    FRANZ
    Ist es das, alter Mann, so lebt wohl – wir alle würden noch heute die Haare ausraufen über Eurem Sarge.
    DER ALTE MOOR
    Bleib! – Es ist noch um den kleinen kurzen Schritt zu tun – lass ihm seinen Willen! (Indem er sich niedersetzt.) Die Sünden seiner Väter werden heimgesucht im dritten und vierten Glied – lass ihn’s vollenden.
    FRANZ
    (nimmt den Brief aus der Tasche) Ihr kennt unsern Korrespondenten! Seht! Den Finger meiner rechten Hand wollt’ ich drum geben, dürft ich sagen, er ist ein Lügner, ein schwarzer, giftiger Lügner – – Fasst Euch! Ihr vergebt mir, wenn ich Euch den Brief nicht selbst lesen lasse – noch dörft Ihr nicht alles hören.
    DER ALTE MOOR
    Alles, alles – mein Sohn, du ersparst mir die Krücke.
    FRANZ
    (liest) »Leipzig, vom 1. Mai. – Verbände mich nicht eine unverbrüchliche Zusage, dir auch nicht das Geringste zu verhehlen, was ich von den Schicksalen deines Bruders auffangen kann, liebster Freund, nimmermehr würde meine unschuldige Feder an dir zur Tyrannin geworden sein. Ich kann aus hundert Briefen von dir abnehmen, wie Nachrichten dieser Art dein brüderliches Herz durchbohren müssen, mir ist’s, als säh ich dich schon um den Nichtswürdigen, den Abscheulichen« – – (Der alte Moor verbirgt sein Gesicht.) Seht, Vater! ich lese Euch nur das Glimpflichste – »den Abscheulichen in tausend Tränen ergossen«, – ach, sie flossen – stürzten stromweis von dieser mitleidigen Wange – »mir ist’s, als säh ich schon deinen alten, frommen Vater totenbleich« – Jesus Maria! Ihr seid’s, eh Ihr noch das Mindeste wisset?
    DER ALTE MOOR
    Weiter! Weiter!
    FRANZ
    »Totenbleich in seinen Stuhl zurücktaumeln und dem Tage fluchen, an dem ihm zum ersten Mal Vater entgegengestammelt ward. Man hat mir nicht alles entdecken mögen, und von dem wenigen, das ich weiß, erfährst du nur weniges. Dein Bruder scheint nun das Maß seiner Schande gefüllt zu haben; ich wenigstens kenne nichts über dem, was er wirklich erreicht hat, wenn nicht sein Genie das meinige hierin übersteigt. Gestern um Mitternacht hatte er den großen Entschluss, nach vierzigtausend Dukaten Schulden« – ein hübsches Taschengeld, Vater! – »nachdem er zuvor die Tochter eines reichen Bankiers allhier entjungfert und ihren Galan, einen braven Jungen von Stand, im Duell auf den Tod verwundet, mit sieben andern, die er mit in sein Luderleben gezogen, dem Arm der Justiz zu entlaufen« – Vater! Um Gottes willen, Vater! Wie wird Euch?
    DER ALTE MOOR
    Es ist genug. – Lass ab, mein Sohn!
    FRANZ
    Ich schone Eurer – »Man hat ihm Steckbriefe nachgeschickt, die Beleidigte schreien laut um Genugtuung, ein Preis

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