Das bisschen Haushalt
Das bisschen Haushalt ...
Das bisschen Haushalt ...
Pleiten, Pech und Pannen im Leben eines Hausmanns
mvg Verlag
E-Book-Ausgabe (PDF):
© 2009
Wie ich zum Tagebuchschreiber wurde
„Dass ich auf Knien meinem Schöpfer danken kann, wie gut ich’s habe, sagt mein Mann“ - Irgendwie musste sich diese Liedzeile aus dem Schlager „Das bisschen Haushalt“ in meiner Großhirnrinde festgesetzt haben, als ich meiner Frau zusagte, den Haushalt samt Kinderbetreuung zu übernehmen. Carola hatte die Chance bekommen, als Geschäftsführerin eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens tätig zu werden - ein Vollzeitjob natürlich. Paul, zu diesem Zeitpunkt acht Jahre alt, und Rebecca, fünf Lenze zählend, wollten wir nicht den Launen eines aufgedrehten, in der Endphase ihrer Pubertät befindlichen Au-pair-Mädchens oder der Erziehungsgewalt eines Fräulein Rottenmeier aussetzen. Schließlich hatten wir die Kinder in die Welt gesetzt, um sie selbst aufzuziehen und ihnen unsere Ideale zu vermitteln. Kinderbetreuungsgesetz hin, Elterngeld her - Erziehung ist Sache der Eltern und lässt sich nicht delegieren. Da sind wir konservativ. Bis dahin war das Mamas Job. Und das war gut so. Ich konnte meinem Beruf als freier Wirtschaftsredakteur und Berater ohne große Einschränkungen nachgehen, Auswärtstermine in München oder Münster wahrnehmen und abends auch mal länger am Computer sitzen.
An jenem Abend, als Carola von dem Angebot berichtet hatte, stellte ich eine gedankliche Bilanz auf, warf Vor- und Nachteile in die Waagschale: „Wie wird sich mein gewohnter und geliebter Tagesablauf ändern?“ Als Selbstständiger sollte es mir doch relativ leicht möglich sein, mein Arbeitspensum so einzuteilen, dass ich am Nachmittag Zeit für die Kinder und den Haushalt hätte. Die Vormittage hätte ich ja immer noch frei für meinen Job. Ganz so schlimm würde es sowieso nicht, weil Rebecca ja noch in den Kindergarten ging und dort bis 15:00 Uhr blieb. Und wenn sie im September in die Schule käme, na, dann würden wir schon sehen. Was Paul betrifft, der nicht den Hort besucht, dachte ich mir: „Der Junge kommt zwar schon um 13:00 Uhr aus der Schule nach Hause, aber dann haben wir zwei wenigstens genügend Zeit, um die Hausaufgaben in aller Ruhe zu erledigen.“ Ja, das könnte funktionieren. Das würde sich mit unseren Erziehungsgrundsätzen in Einklang bringen lassen.
Fürs Putzen und Bügeln durften wir ohnedies schon lange auf die kompetente Unterstützung unserer Perle Natalia zählen. Blieben nur noch Einkaufen, Kochen, Waschen und die Kinder -das bisschen Haushalt eben. Im Übrigen: Es täte mir auch ganz gut, nach über zehn Jahren harter Aufbauarbeit im eigenen Geschäft mal ein wenig kürzer zu treten und die angenehmen Seiten des Lebens zu genießen. Weniger Stress, weniger Ärger, dafür mehr Ruhe und Gelassenheit. Wie hieß es noch mal in Johanna von Koczians Hit? „Er muss zur Firma geh’n tagein tagaus, sagt mein Mann. Die Frau Gemahlin ruht sich aus zu Haus, sagt mein Mann.“ Ja, das wollte ich auch - mich zu Hause ausruhen! Mein Entschluss stand fest.
Paul und Rebecca haben wir natürlich auch gefragt, ob der Papa zukünftig zu Hause bleiben und die Mama in die Firma gehen solle. Nun, die Begeisterung - ich will es nicht verschweigen -hielt sich in Grenzen, Skepsis herrschte vor: Ob denn der Papa auch Pfannkuchen backen könne? Ob der Papa auch der Puppe Julia einen Zopf flechten könne? Ob der Papa auch so geschickt wie die Mama sei und den Lego-Exo-Force-Aero-Booster zusammenbauen könne? „Ach, Kinder, es gibt nichts, was man nicht lernen kann“, beruhigte ich die beiden und gab mich so unbesorgt wie der Trainer von Bayern München vor einem Pokalspiel beim Regionalligisten SV 1916 Sandhausen.
Der Familienrat beschloss letztendlich einvernehmlich und bei klarem Bewusstsein: Ab 1. Juli arbeitet Carola Vollzeit und ich als Teilzeit-Wirtschaftsredakteur und Hausmann. Ich freute mich, war euphorisch ob der neuen Aufgabe, malte mir meine Zukunft in rosigen Farben aus: Endlich würde ich es auch so gut haben wie die Millionen Mütter da draußen, die nachmittags entspannt auf dem Spielplatz in der Sonne sitzen, mit ihren Freundinnen klönen und den Kleinen beim Spielen zuschauen. Oh, wie würde es mir gut gehen!
Ich nahm mir vor, meine Erlebnisse und freudigen Erfahrungen zu protokollieren, um mich später einmal besser an diesen Lebensabschnitt erinnern zu können. Im Internet hatte ich sogar ein
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