Die Raeuber
Hochzeitmusik – oh, er vergisst nicht, er weiß zu knüpfen – darum von mir die Wonne der Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! Das ist Vergeltung!
AMALIA
Es ist wahr! Herrscher im Himmel! Es ist wahr. – Was hab ich getan, ich unschuldiges Lamm? Ich hab diesen geliebt!
RÄUBER MOOR
Das ist mehr, als ein Mann erduldet. Hab ich doch den Tod aus mehr denn tausend Röhren auf mich zupfeifen gehört, und bin ihm keinen Fuß breit gewichen, soll ich itzt erst lernen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib? – Nein, ein Weib erschüttert meine Mannheit nicht – Blut, Blut! Es ist nur ein Anstoß vom Weibe – Blut muss ich saufen, es wird vorübergehen. (Er will davonfliehn.)
AMALIA
(fällt ihm in die Arme) Mörder! Teufel! Ich kann dich Engel nicht lassen.
MOOR
(schleudert sie von sich) Fort, falsche Schlange, du willst einen Rasenden höhnen, aber ich poche dem Tyrannen Verhängnis – was, du weinest? Oh ihr losen boshaften Gestirne! Sie tut, als ob sie weine, als ob um mich eine Seele weine! (Amalia fällt ihm um den Hals.) Ha was ist das? Sie speit mich nicht an, stößt mich nicht von sich – Amalia! Hast du vergessen? weißt du auch, wen du umarmest, Amalia?
AMALIA
Einziger, Unzertrennlicher!
MOOR
(aufblühend, in ekstatischer Wonne) Sie vergibt mir, sie liebt mich! Rein bin ich wie der Äther des Himmels, sie liebt mich. – Weinenden Dank dir, Erbarmer im Himmel! (Er fällt auf die Knie und weinet heftig.) Der Friede meiner Seele ist wiedergekommen, die Qual hat ausgetobt, die Hölle ist nicht mehr – Sieh, o sieh, die Kinder des Lichts weinen am Hals der weinenden Teufel – (Aufstehend zu den Räubern.) So weinet doch auch! weinet, weinet, ihr seid ja so glücklich – O Amalia! Amalia! Amalia! (Er hängt an ihrem Mund, sie bleiben in stummer Umarmung.)
EIN RÄUBER
(grimmig hervortretend) Halt ein, Verräter! – Gleich lass diesen Arm fahren – oder ich will dir ein Wort sagen, dass dir die Ohren gellen, und deine Zähne vor Entsetzen klappern! (Streckt das Schwert zwischen beide.)
EIN ALTER RÄUBER
Denk an die böhmischen Wälder! Hörst du? zagst du? – an die böhmischen Wälder sollst du denken! Treuloser, wo sind deine Schwüre? Vergisst man Wunden so bald? da wir Glück, Ehre und Leben in die Schanze schlugen für dich? Da wir dir standen wie Mauren, auffingen wie Schilder die Hiebe, die deinem Leben galten, – hubst du da nicht deine Hand zum eisernen Eid auf, schwurest, uns nie zu verlassen , wie wir dich nicht verlassen haben? – Ehrloser! Treuvergessener! Und du willst abfallen, wenn eine Metze greint?
EIN DRITTER RÄUBER
Pfui, über den Meineid! Der Geist des geopferten Rollers , den du zum Zeugen aus dem Totenreich zwangest, wird erröten über deine Feigheit, und gewaffnet aus seinem Grabe steigen, dich zu züchtigen.
DIE RÄUBER
(durcheinander, reißen ihre Kleider auf) Schau her, schau! Kennst du diese Narben? du bist unser! Mit unserem Herzblut haben wir dich zum Leibeigenen angekauft, unser bist du, und wenn der Erzengel Michael mit dem Moloch ins Handgemeng kommen sollte! – Marsch mit uns, Opfer um Opfer! Amalia für die Bande!
RÄUBER MOOR
(lässt ihre Hand fahren) Es ist aus! – Ich wollte umkehren und zu meinem Vater gehn, aber der im Himmel sprach, es soll nicht sein. (Kalt.) Blöder Tor ich, warum wollt ich es auch? Kann denn ein großer Sünder noch umkehren? Ein großer Sünder kann nimmermehr umkehren, das hätt ich längst wissen können – Sei ruhig, ich bitte dich, sei ruhig! So ist’s ja auch recht – Ich habe nicht gewollt, da er mich suchte, itzt, da ich ihn suche, will er nicht, was ist billiger? – Rolle doch deine Augen nicht so – er bedarf ja meiner nicht. Hat er nicht Geschöpfe die Fülle? Einen kann er so leicht missen, und dieser eine bin nun ich. – Kommt, Kameraden!
AMALIA
(reißt ihn zurück) Halt, halt! Einen Stoß! Einen Todesstoß! Neu verlassen! Zeuch dein Schwert, und erbarme dich!
RÄUBER MOOR
Das Erbarmen ist zu den Bären geflohen – ich töte dich nicht!
AMALIA
(seine Knie umfassend) Oh um Gottes willen, um aller Erbarmungen willen! Ich will ja nicht Liebe mehr, weiß ja wohl, dass droben unsere Sterne feindlich voneinander fliehen, – Tod ist meine Bitte nur. – Verlassen, verlassen! Nimm es ganz in seiner entsetzlichen Fülle, verlassen! Ich kann’s nicht überdulden. Du siehst ja, das kann kein Weib überdulden. Tod ist meine Bitte nur! Sieh, meine Hand zittert! Ich habe das
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