Die Raeuber
Herz nicht zu stoßen. Mir bangt vor der blitzenden Schneide – dir ist’s ja so leicht, so leicht, bist ja Meister im Morden, zeuch dein Schwert, und ich bin glücklich!
RÄUBER MOOR
Willst du allein glücklich sein? Fort, ich töte kein Weib!
AMALIA
Ha Würger! du kannst nur die Glücklichen töten, die Lebenssatten gehst du vorüber. (Kriecht zu den Räubern.) So erbarmet euch meiner, ihr Schüler des Henkers! – Es ist ein so blutdürstiges Mitleid in euren Blicken, das dem Elenden Trost ist – euer Meister ist ein eitler feigherziger Prahler.
RÄUBER MOOR
Weib, was sagst du?
(Die Räuber wenden sich ab.)
AMALIA
Kein Freund? auch unter diesen nicht ein Freund? (Sie steht auf.) Nun denn, so lehre mich Dido sterben! (Sie will gehen, ein Räuber zielt.)
RÄUBER MOOR
Halt! Wag es – Moors Geliebte soll nur durch Moor sterben! (Er ermordet sie.)
DIE RÄUBER
Hauptmann! Hauptmann! Was machst du? bist du wahnsinnig worden?
MOOR
(auf den Leichnam mit starrem Blick) Sie ist getroffen! Dies Zucken noch, und dann wird’s vorbei sein – Nun, seht doch! Habt ihr noch was zu fordern? Ihr opfertet mir ein Leben auf, ein Leben, das schon nicht mehr euer war, ein Leben voll Abscheulichkeit und Schande – ich hab euch einen Engel geschlachtet. Wie, seht doch recht her! Seid ihr nunmehr zufrieden?
GRIMM
Du hast deine Schuld mit Wucher bezahlt. Du hast getan, was kein Mann würde für seine Ehre tun. Komm itzt weiter!
MOOR
Sagst du das? Nicht wahr, das Leben einer Heiligen um das Leben der Schelmen, es ist ungleicher Tausch? – O ich sage euch, wenn jeder unter euch aufs Blutgerüste ging’, und sich ein Stück Fleisch nach dem andern mit glühender Zange abzwicken ließ’, dass die Marter eilf Sommertäge dauerte, es wiege diese Tränen nicht auf. (Mit bitterem Gelächter.) Die Narben, die böhmischen Wälder! Ja, ja! dies musste freilich bezahlt werden.
SCHWARZ
Sei ruhig, Hauptmann! Komm mit uns, der Anblick ist nicht für dich. Führe uns weiter.
RÄUBER MOOR
Halt – noch ein Wort, eh wir weitergehn – Merket auf, ihr schadenfrohe Schergen meines barbarischen Winks – Ich höre von diesem Nun an auf, euer Hauptmann zu sein. Mit Scham und Grauen leg ich hier diesen blutigen Stab nieder, worunter zu freveln ihr euch berechtiget wähntet, und mit Werken der Finsternis dies himmlische Licht zu besudeln – Gehet hin zur Rechten und Linken – Wir wollen ewig niemals gemeine Sache machen.
RÄUBER
Ha Mutloser! Wo sind deine hochfliegende Plane? Sind’s Seifenblasen gewesen, die beim Hauch eines Weibes zerplatzen?
RÄUBER MOOR
O über mich Narren, der ich wähnete die Welt durch Gräuel zu verschönern, und die Gesetze durch Gesetzlosigkeit aufrecht zu halten. Ich nannte es Rache und Recht – Ich maßte mich an, o Vorsicht, die Scharten deines Schwerts auszuwetzen und deine Parteilichkeiten gutzumachen – aber – O eitle Kinderei – da steh ich am Rand eines entsetzlichen Lebens, und erfahre nun mit Zähnklappern und Heulen, dass zwei Menschen wie ich den ganzen Bau der sittlichen Welt zugrund richten würden . Gnade – Gnade dem Knaben, der Dir vorgreifen wollte – Dein eigen allein ist die Rache. Du bedarfst nicht des Menschen Hand. Freilich steht’s nun in meiner Macht nicht mehr, die Vergangenheit einzuholen – schon bleibt verdorben, was verdorben ist – was ich gestürzt habe, steht ewig niemals mehr auf – Aber noch blieb mir etwas übrig, womit ich die beleidigte Gesetze versöhnen, und die misshandelte Ordnung wiederum heilen kann. Sie bedarf eines Opfers – eines Opfers, das ihre unverletzbare Majestät vor der ganzen Menschheit entfaltet – dieses Opfer bin ich selbst. Ich selbst muss für sie des Todes sterben.
RÄUBER
Nimmt ihm den Degen weg – Er will sich umbringen.
RÄUBER MOOR
Toren ihr! Zu ewiger Blindheit verdammt! Meinet ihr wohl gar, eine Todsünde werde das Äquivalent gegen Todsünden sein, meinet ihr, die Harmonie der Welt werde durch diesen gottlosen Misslaut gewinnen? (Wirft ihnen seine Waffen verächtlich vor die Füße.) Er soll mich lebendig haben. Ich geh, mich selbst in die Hände der Justiz zu überliefern.
RÄUBER
Legt ihn an Ketten! Er ist rasend worden.
RÄUBER MOOR
Nicht, als ob ich zweifelte, sie werde mich zeitig genug finden, wenn die obere Mächte es so wollen. Aber sie möchte mich im Schlaf überrumpeln, oder auf der Flucht ereilen, oder mit Zwang und Schwert umarmen, und dann wäre mir auch das einige
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