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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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des Seins zunahmen. Nachdem Katharina von Kastilien den armen Elefanten ein Tier im goldenen Käfig genannt hatte, die schlimmste Beleidigung für ein nicht vernunftbegabtes Wesen, das in Indien schwer hatte arbeiten müssen, ohne Lohn, Jahr für Jahr, zeigte sie nun Anwandlungen öffentlicher Reue, die sie beinahe dazu veranlasst hätten, sich zumindest formell der Autorität ihres Gebieters, Gemahls und Königs zu widersetzen. Im Grunde handelte es sich um einenSturm im Wasserglas, um eine kleine Ehekrise, die mit der Rückkehr des Oberstallmeisters zwangsläufig ein Ende fände, ganz gleich, welche Antwort er brächte. Nähme der Erzherzog das Elefantengeschenk an, löste das Problem sich von selbst oder aber die Reise nach Wien löste es, nähme er es jedoch nicht an, wäre dies ein neuerlicher Fall, um mit der tausendjährigen Erfahrung der Völker zu sagen, das Leben geht trotz all der Enttäuschungen, Frustrationen und Desillusionierungen, die des Menschen und der Elefanten täglich Brot sind, weiter. Salomon hat keine Ahnung, was ihm bevorsteht. Der Oberstallmeister, Gesandter seines Schicksals, reitet nach Valladolid, bereits erholt von dem missglückten Versuch, auf seinem Reittier zu schlafen, während der König von Portugal gerade mit seiner kleinen Gefolgschaft, bestehend aus Sekretär und Pagen, am Strand von Belém ankommt, wo er Aussicht auf das Kloster der Hieronymiten und Salomons Gehege hat. Lässt man der Zeit nur Zeit, werden alle Dinge des Universums sich ineinanderfügen. Dort ist der Elefant. Obgleich er kleiner ist als seine afrikanischen Verwandten, lässt sich unter der ihn bedeckenden Schmutzschicht doch die gute Figur erahnen, mit der die Natur ihn ausgestattet hat. Warum ist dieses Tier so dreckig, fragte der König, wo ist der Pfleger, ich nehme an, es gibt einen Pfleger. Da näherte sich ein Mann mit indischen Zügen in einem Gewand, das fast nur noch aus Lumpen bestand, einer Mischung aus traditionell indischen und in Portugal gefertigten Kleidungsstücken, wobei Letztere eher notdürftig die Überreste jener exotischen Stoffe bedeckten, die er am Körper getragen hatte, als er vor zwei Jahren zusammen mit dem Elefanten gekommen war. Es war der Mahut. Der Sekretär begriff schnell, dass der Pfleger den Könignicht erkannt hatte, und da die Situation keine formellen Vorstellungen erlaubte wie, Eure Königliche Majestät, gestattet, dass ich Euch Salomons Pfleger, Herrn Inder, vorstelle, oder, Ich möchte Ihnen den König von Portugal, Johann den Dritten, vorstellen, der als der Fromme in die Geschichte eingehen wird, gab er den Pagen Anweisung, das Rondell zu betreten und dem beunruhigten Mahut Titel und Stellung jener bärtigen Person mitzuteilen, die ihm gerade einen strengen, das Schlimmste befürchten lassenden Blick zuwarf, Das ist der König. Der Mann hielt wie vom Blitz getroffen inne und machte Anstalten, zu flüchten, doch die Pagen packten ihn an den Lumpen und schubsten ihn in Richtung Zaun. Auf einer rustikalen, außen angebrachten Steigleiter beobachtete der König voll Ärger und Widerwillen das dargebotene Schauspiel und bereute es bereits, seinem morgendlichen Impuls nachgegeben zu haben, einem brutalen Dickhäuter, nämlich diesem lächerlichen, mehr als vier Ellen großen Rüsseltier, einen Nostalgiebesuch abzustatten, das, so Gott es denn wollte, seine übelriechenden Ausscheidungen bald in der prunkvollen Stadt Wien in Österreich fallen lassen würde. Schuld daran war, zumindest teilweise, der Sekretär, dessen Bemerkungen über diese poetischen Akte dem König noch immer im Kopf herumgingen. Letzterer blickte den aus anderen Gründen so geschätzten Beamten herausfordernd an, worauf dieser sagte, als hätte er des Königs Gedanken erraten, Der poetische Akt bestand darin, hierherzukommen, Eure Königliche Majestät, der Elefant ist nur der Auslöser, mehr nicht. Der König knurrte etwas Unverständliches und sagte dann mit fester, klarer Stimme, Ich wünsche, dass dieses Tier auf der Stelle gewaschen wird. Er fühlte sich wie ein König, er war ein König,und dieses Empfinden war durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass er in seinem ganzen Monarchenleben noch nie einen derartigen Satz ausgesprochen hatte. Die Pagen übermittelten den Wunsch des Herrschers dem Elefantenführer, dem sogenannten Mahut, der daraufhin zu einem Schuppen lief, in dem Dinge aufbewahrt wurden, die nach Werkzeugen aussahen und dies vielleicht auch waren, nebst anderen, von denen

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