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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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niemand hätte sagen können, wozu sie dienten. In der Nähe des Schuppens gab es einen ziegelgedeckten Bretterverschlag, der offensichtlich die Behausung des Pflegers darstellte. Der Mann kehrte mit einer langstieligen Piassava-Bürste zurück, füllte aus dem als Tränke dienenden Wasserbottich einen großen Eimer und machte sich an die Arbeit. Das Vergnügen des Elefanten war offensichtlich. Wasser und Schrubben mussten eine angenehme Erinnerung in ihm wachgerufen haben, irgendeinen Fluss in Indien, einen kratzigen Ast, und der Beweis lag darin, dass er sich während der ganzen, eine gute halbe Stunde dauernden Prozedur nicht von der Stelle rührte, die mächtigen Beine fest auf den Boden gestemmt, als hätte man ihn hypnotisiert. Da wir um die erlesenen Tugenden der Körperhygiene wissen, war es also nicht überraschend, dass nun an der Stelle, wo dieser eine Elefant gestanden hatte, ein anderer zum Vorschein kam. Die Schmutzschicht, die ihn zuvor bedeckt und die Haut kaum hatte durchscheinen lassen, war dem gemeinschaftlichen Druck von Wasser und Bürste gewichen, und Salomon bot sich nun in vollem Glanze dar. Welcher jedoch bei näherem Hinsehen eher relativ war. Die Haut der asiatischen Elefanten, und dazu zählte dieser hier, war dick, von gräulicher bis kaffeebrauner Färbung und mit Flecken und Haaren übersät,worüber Salomon selbst stets unglücklich war, auch wenn er sich immer einredete, er müsse sich mit dem begnügen, was er hatte, und Vishnu dafür danken. Er hatte sich waschen lassen, als erwartete er ein Wunder wie bei einer Taufe, und das Ergebnis war das, Haare und Flecken. Über ein Jahr lang hatte der König den Elefanten nicht gesehen, er hatte vergessen, wie er genau aussah, und der Anblick, der sich ihm nun bot, missfiel ihm sehr. Mit Ausnahme der langen Schneidezähne des Dickhäuters, die von strahlendem Weiß und leicht gekrümmt waren wie zwei nach vorn zeigende Degen. Doch das Schlimmste sollte noch kommen. Mit einem Mal hatte der König von Portugal und der Algarve, der sich gerade noch auf dem Gipfel des Glücks befunden hatte, weil er keinen Geringeren als einen Schwiegersohn Kaiser Karls des Fünften beschenken durfte, das Gefühl, von seiner Steigleiter in die Tiefe zu stürzen, mitten hinein in den weit aufgerissenen Rachen der Schande. Folgendes hatte der König sich gefragt, Und wenn er dem Erzherzog nicht gefällt, wenn er ihn hässlich findet, angenommen, er nimmt das Geschenk zunächst an, weil er ihn nicht kennt, und gibt es dann wieder zurück, wie soll ich diese Schmach, wie die mitleidigen oder spöttischen Blicke der europäischen Gemeinschaft aushalten. Wie findet Ihr ihn, was für einen Eindruck macht das Tier auf Euch, fragte der König kurz entschlossen den Sekretär, nach einem Rettungsanker suchend, der nur von dort kommen konnte, Hübsch oder hässlich, mein Gebieter, sind relative Begriffe, für die Eule sind selbst ihre Eulenküken hübsch, was ich von hier aus sehe, um vom Allgemeinen zum Besonderen zu kommen, ist ein Prachtexemplar eines asiatischen Elefanten mit all den Haaren und Flecken, die die Natur ihm zugedacht hat, der den Erzherzog erfreuen und nicht nur den Wiener Hof und die Wiener Gesellschaft, sondern, wo immer er entlangkommt, auch das gemeine Volk begeistern wird. Der König atmete erleichtert auf, Vermutlich habt Ihr recht, Das hoffe ich, mein Gebieter, denn falls ich von dieser anderen Natur, nämlich der menschlichen, etwas verstehe, würde ich mit Verlaub sogar so weit gehen, zu behaupten, dass dieser Elefant mit seinen Haaren und Flecken für den Erzherzog von Österreich zu einem politischen Instrument erster Ordnung werden wird, sollte er denn so schlau sein, wie ich, nach allem, was er uns bisher gezeigt hat, annehme, Helft mir herunter, diese Unterhaltung macht mich schwindlig. Mit Hilfe des Sekretärs und zweier Pagen gelang es dem König ohne größere Mühe, die wenigen Sprossen, die er hochgestiegen war, wieder hinabzusteigen. Als er festen Boden unter den Füßen hatte, atmete er tief durch und dachte, vielleicht der plötzlichen Sauerstoffzufuhr und der daraus resultierenden besseren Durchblutung seines Gehirns geschuldet, wissenschaftlich genau kann das zu dieser Zeit noch nicht festgestellt werden, an etwas, das ihm unter normalen Umständen niemals in den Sinn gekommen wäre. Und das war Folgendes, Dieser Mann kann in dem Aufzug, mit diesen Lumpen am Leibe, unmöglich nach Wien reisen, hiermit befehle ich, ihm zwei Anzüge

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