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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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meiner Klinge dein jämmerliches Leben aus!«

8.
    Andraiuk erkannte die Königin nicht mehr wieder, nachdem er ihr das Kind in die Arme gelegt hatte. Von Tag zu Tag blühte sie mehr auf, und ihr Geist klärte sich zusehends. Sie lachte wieder und konnte ihr Lager verlassen. Er besuchte sie so oft wie möglich, und jedesmal fiel sie ihm strahlend vor Glück in die Arme.
    Dies glaubte er, doch sah er nicht die Blicke, die sie ihm hinter seinem Rücken zuwarf. Zu sehr hatte er mit ihr gelitten, um nun das eine oder andere Zeichen richtig zu deuten, wenn sie ihm zu überschwenglich ihr Glück zeigte und zu übertrieben versicherte, daß nun bald all ihre Sorgen ein Ende haben würden.
    Viel zu spät sollte er die wahre Bedeutung dieser Worte erfassen.
    In der Zwischenzeit aber begab er sich regelmäßig zu Alamog und Luxon, der in einem geheimen Teil des Palasts untergebracht war und allmählich wieder zu Kräften kam. Er wurde mit allem versorgt, was sein Herz begehrte. Doch Yavus und Andraiuk hegten stille Zweifel an seinen Worten, die sie so überschwenglich aufgenommen hatten. Sie hatten sich in ihre Herzen geschlichen, nachdem sie Zeit zum Nachdenken gefunden hatten – und ganz besonders, nachdem Luxon ihnen einen gewagten Plan unterbreitet hatte.
    So sollten die Ays zum Schein auf alle Bedingungen Hadamurs eingehen und ihm ein Heer von mindestens zehntausend Kriegern zur Verfügung stellen, gerade so, wie Shadron es gefordert hatte, und diese ins Shalladad schicken. Luxon selbst wollte sie begleiten, zum richtigen Zeitpunkt jedoch gegen Hadamur ins Feld führen. Außerdem sollte Andraiuk anbieten, die Vermählung in einem dem Shalladad zugehörigen Land stattfinden zu lassen, als Zeichen seiner endgültigen Unterwerfung. In Wirklichkeit aber sollte die Hochzeit durch Luxons Wirken den Anstoß zu einem Aufstand geben, der außerhalb der Grenzen von Ayland um sich greifen und Hadamur schließlich vom Thron fegen würde.
    Dies war wahrhaftig mehr, als Andraiuk zu überschauen und blindlings zu wagen vermochte. Und da es nicht zuletzt auch um seinen Sohn, Prinz lugon ging, hatte er Alamog den Auftrag erteilt, Luxon nach allen Regeln der Weißen Magie zu überprüfen.
    Dies tat der Magier – wenn auch aus völlig anderen Gründen.
    Er hatte keinen Zweifel daran, daß Luxon die Wahrheit über sich gesagt hatte und jener war, dem allein der Thron des Shallad zustand. Doch etwas anderes bereitete ihm große Sorgen.
    In einem Gespräch hatte Luxon ganz kurz nur erwähnt, was ihm vor dem Verlassen der Düsterzone widerfahren war. Einmal nur nannte er den Namen des Rachedämons, um sogleich wieder eisern zu schweigen, als wollte er um nichts in der Welt preisgeben, was ihn tief in seiner Seele quälte und beschäftigte.
    Vielleicht wollte er auch andere nicht mit seinem Kummer belasten, oder er fürchtete, daß sich alle von ihm abwenden würden, erfuhren sie davon, was zwischen ihm und Achar war.
    Alamog aber kannte den Rachedämon und wußte um seine schreckliche Macht.
    Und plötzlich war er nicht mehr sicher, daß Luxon den Riesen so glimpflich und ohne weiteres entkommen war, wie es wohl den Anschein hatte. Zwar vertraute er auf die Wirkung des Zaubertranks, den Luxon auch zu sich genommen hatte. Zwar konnte Luxon die Riesen mit falschen Pfändern täuschen und überdies ihren sämtlichen Gefangenen die Freiheit schenken.
    Doch Achar zu täuschen, war etwas völlig anderes. Und sollte sich Alamogs schlimme Vermutung bestätigen, so drohte nicht nur Luxon Gefahr.
    So beobachtete und überwachte er Luxon ohne dessen Wissen, stellte ihm scheinbar unverfängliche Fragen und gab ihm ein Pulver in den Wein, das ihn müde werden und im Schlaf reden ließ.
    Dann saß der Magier an seinem Lager und hörte mit finsterer Miene, was Luxons Lippen flüsterten. Von Mal zu Mal wurde er ernster, und schließlich konnte für ihn kaum noch ein Zweifel daran bestehen, daß dieser Unglückliche sowohl seine linke Hand als auch sein Herz und seine Augen an den Rachedämon verloren hatte.
    Alamog wußte aber auch, daß Achar selbst wenig mit solchen Pfändern anzufangen wußte. Vielmehr war es so, daß der Dämon sie anderen lieh, Menschen oder anderlei Geschöpf zu Mittlern darüber bestimmte.
    Diese Mittler nun konnten, sollte sich Alamogs Verdacht bestätigen, frei und immer, wenn es Achar beliebte, über Luxons Linke, seine Augen und selbst sein Herz verfügen.
    Alamog sprach seine Vermutung weder Luxon noch dem König gegenüber aus.

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