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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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überhaupt, daß das Schiff dort drunten von Minerva nach hierher kam?«
    »Die Pflanzen«, erinnerte ihn Fichter.
    »Oh, natürlich, die Pflanzen. Die habe ich vergessen …« Carpenter versank in Schweigen.
    Die Pferche und Tierkäfige im Schiff der Ganymeder hatten Pflanzenfutter und Bodenspreu enthalten, die unter dem Mantel von Eis völlig konserviert wurden, als die Atmosphäre im Schiff gefror und die Flüssigkeit verdunstete. Danchekker hatte dem vorhandenen Pflanzenmaterial Samen entnommen, und es war ihm gelungen, daraus Pflanzen zu ziehen, die anders waren als alles, was jemals auf der Erde gewachsen war. Von daher hatte er angenommen, daß es sich um Exemplare aus der Flora Minervas handelte. Die Blätter waren ausgesprochen dunkel – fast schwarz – und absorbierten jedes verfügbare Quentchen Sonnenlicht, über das sichtbare Spektrum hinausgehend. Dieser Umstand paßte nahtlos in den auf andere Weise erbrachten Nachweis, daß Minerva sehr weit von der Sonne entfernt gewesen sein mußte.
    »Wie weit sind wir eigentlich mit der Beantwortung der Frage, warum die Ganymeder alle Tiere nach Minerva gebracht haben?« fragte Rousson. Er breitete beide Arme weit aus. »Es mußte dafür doch einen Grund geben. Wie weit kommen wir mit diesem Umstand? Ich weiß ja nicht, aber das Enzym könnte vielleicht etwas damit zu tun haben.«
    »Na gut, lassen Sie uns doch mal kurz rekapitulieren, was wir meinen, über diese Sache zu wissen«, schlug Danchekker vor. Er entfernte sich vom Bildschirm und hockte sich auf eine Ecke des Tisches. »Paul. Würden Sie uns denn mal Ihre Antwort auf Henris Frage mitteilen?« Carpenter kratzte sich einen Augenblick lang am Hinterkopf und verzog sein Gesicht.
    »Nun …« begann er. »Da wären zunächst mal die Fische. Sie sind eindeutig minervischen Ursprungs und geben uns ein Bindeglied zwischen Minerva und den Ganymedern.«
    »Gut«, sagte Danchekker, nickte und legte etwas von seiner bisher schnippischen Art und Weise ab. »Erzählen Sie weiter.«
    Carpenter bezog sich auf eine guterhaltene Fischkonserve, deren Inhalt eindeutig aus den Ozeanen Minervas stammte. Danchekker hatte nachgewiesen, daß das Fischskelett in seiner grundlegenden Anordnung mit den Skelettüberresten der ganymedischen Besatzung des Schiffes korrelierte, das tief unter dem Eis der Pithead Base lag; das Verhältnis konnte verglichen werden mit den herrschenden Übereinstimmungen im Knochenbau eines Menschen und eines Mammuts. Daraus konnte geschlossen werden, daß Fische und Ganymeder zur gleichen evolutionären Gemeinschaft gehört hatten. Wenn es sich bei den Fischen also um Bewohner Minervas handelte, verhielt es sich mit den Ganymedern ebenso.
    »Ihre Computeranalyse der grundlegenden Zellchemie des Fisches«, fuhr Carpenter fort, »weist eine ihr innewohnende geringe Toleranz gegenüber einer Toxingruppe auf, die Kohlendioxid mit einschließt. Soweit ich mich erinnere, gingen Sie von der Annahme aus, daß diese zugrundeliegende Chemie sich im Stammbaum der Fische von Urzeiten her weitervererbt hat – von den Ursprüngen der Geschichte Minervas.«
    »Ganz recht«, stimmte Danchekker zu. »Was weiter?«
    Carpenter zögerte. »Landlebewesen auf Minerva verfügten daher ebenfalls über eine geringe CO 2 -Toleranz«, bot er als Antwort an.
    »Nicht ganz«, erwiderte Danchekker. »Sie haben die logische Verbindung zu diesem Schluß ausgelassen. Jemand anders …?« Er blickte den Deutschen an. »Wolfgang?«
    »Es ist von der Voraussetzung auszugehen, daß das Charakteristikum einer geringen CO 2 -Toleranz zuallererst in einem weit zurückliegenden Vorfahren auftrat – einem Ahnen, der bereits existierte, bevor irgendwelche landbewohnenden Arten auf Minerva auftraten.« Fichter hielt einen Moment inne und fuhr dann weiter fort. »Auf dieser Grundlage erst kann man postulieren, daß diese entfernte Lebensform der gemeinsame Vorfahr aller später auftretenden Land- und Meeresbewohner – wie etwa den Fischen – darstellte. Auf der Grundlage dieser Voraussetzung kann man sagen, daß das erwähnte Charakteristikum von allen Landtierarten, die sich später entwickelt haben, geerbt worden sein könnte.«
    »Niemals die Voraussetzungen vergessen«, betonte Danchekker nachdrücklich. »Viele Probleme in der Geschichte der Naturwissenschaften beruhen auf diesem Fehler. Beachtet auch eine andere Sache: Wenn die geringe CO 2 -Toleranz, die wir als Charakteristikum festgestellt hatten, tatsächlich in einem sehr frühen

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