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Die rote Antilope

Die rote Antilope

Titel: Die rote Antilope Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ganze Zeit lauschte er auf Be und Kiko. Sie waren jetzt näher gekommen, das fühlte er. Aber noch konnte er sie nicht hören.

    Zwei Tage nach Doktor Madsens Besuch kam Alma zu einem Zeitpunkt zu Daniel herein, an dem sie sich gewöhnlich nicht im Stall aufhielt. Er sah sofort, daß sie geweint hatte, und war besorgt, sie könnte krank sein. Sie ließ sich ins Heu sinken, und er überlegte rasch, ob sie jetzt etwa auch dort schlafen wollte.

    - Ich muß es dir erzählen, sagte sie. Es ist besser, du hörst es von mir als von jemand anderem. Sanna ist tot. Etwas Furchtbares ist geschehen. Einer von Nilssons Söhnen hat sie draußen auf dem Acker gefunden. Jemand hat sie umgebracht.
    Daniel nickte fröhlich. Er konnte nicht verstehen, wieso es Alma so traurig machte. Sie sah ihn entsetzt an, als er nicht umhin konnte zu lachen.

    - Freust du dich, wenn ich dir erzähle, daß das Mädchen tot ist? Ich dachte, du mochtest sie, obwohl sie zurückgeblieben war.
    Daniel wollte nicht, daß Alma ihm böse war, und hörte sofort auf zu lachen.

    - Jemand hat sie umgebracht, wiederholte Alma. Jemand hat mit einem Messer auf sie eingestochen, sie geschändet und sie draußen auf dem Acker unter Reisig begraben. Irgendwo befindet sich ein Mörder, und niemand weiß, wer es ist.

    Daniel wußte nicht, was das Wort Mörder bedeutete. Aber er dachte, es wäre vielleicht das Beste, Alma nicht die Wahrheit zu erzählen, daß Sanna kein Mensch gewesen war, sondern ein Tier, ein gefährliches Tier, von dem befreit zu werden sie froh sein konnten. Es gab so vieles, was weder Alma noch Edvin verstanden und vielleicht nicht einmal Doktor Madsen, wenn es um die Kräfte ging, die sich in der Erde, zwischen den Bäumen und vor allem in den Menschen verbargen.

    An den folgenden Tagen war von nichts anderem die Rede. Alle schienen das zu fürchten, was sie den Mörder nannten. Mehrmals war Daniel drauf und dran, es zu erzählen. Aber irgend etwas hielt ihn zurück.

    Eines Morgens stand Edvin neben seinem Lager im Heu.

    - Es sitzt ein Mann in der Küche, sagte er. Er will mit dir über Sanna reden. Er ist aus Malmö und ist eigens hierhergekommen, um nach dem Satan zu suchen, der Sanna so übel zugerichtet hat.
    Es war das erste Mal, daß Daniel Edvin das Wort aussprechen hörte, das für Vater so wichtig gewesen war. Satan. Daniel merkte, daß er wütend war.

    - Das war ich, sagte Daniel. Edvin erstarrte.
    - Was hast du gesagt?
    - Das war ich.
    - Der was?
    Edvins Gegenfragen verwirrten Daniel. Er bereute sofort, daß er zu reden angefangen hatte.
    - Ich bin froh, daß du wieder sprichst. Aber ich verstehe nicht, was du sagst.
    - Ich werde jetzt bald nach Hause fahren. Edvin schüttelte den Kopf.

    - Du bist krank, sagte er. Und du wirst nicht gesund, solange du hier draußen im Stall liegst. Du phantasierst. Trotzdem muß ich den holen, der mit dir sprechen will.

    Der Mann, der in den Stall kam, war jung, hatte nur einige Flecken Haar auf dem Kopf und bewegte sich schnell, als hätte er es sehr eilig. Edvin stellte ihm einen Melkschemel hin. Er sah Daniel neugierig an.
    - Ich habe in der Zeitung von dir gelesen, sagte er. Wie du und das tote Mädchen über den Sund gefahren seid. Und wie ihr den König treffen durftet. Aber ich hätte gedacht, daß du größer wärst. Und ich hatte nicht erwartet, daß ich dich auf diese Weise treffen würde.
    Er rückte den Schemel näher zu Daniel hin und beugte sich vor.

    - Du weißt, was geschehen ist. Daß jemand Sanna sehr brutal getötet hat. Wir müssen den Mann fassen, der das getan hat. Vermutlich wird er später in Malmö auf dem Gefängnishof enthauptet werden. Aber ein Mann, der ein so furchtbares Verbrechen begangen hat, kann es wieder tun. Darum müssen wir ihn schnappen. Verstehst du, was ich sage?
    Daniels Gesicht blieb ungerührt.

    - Er versteht, sagte Edvin, der sich im Hintergrund hielt. Aber er ist krank und spricht nicht so oft.
    - Ich muß ein paar Fragen stellen, fuhr der Mann fort. Hast du Sanna getroffen, nachdem ihr wieder hierher zurückgekommen seid?

    Daniel mochte den Mann nicht, der auf dem Schemel saß. Er roch nach Rasierwasser und Tabak und würde niemals verstehen, was geschehen war. Er war gekommen, um Daniel zu holen und ihm später den Kopf abzuschlagen. Dafür hatte er keine Zeit. Bald würden Kiko und Be eintreffen. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, wußte er, daß der Augenblick bald gekommen sein würde. Er entschied rasch, die beste Art, den Mann dazu zu

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