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Die rote Schleife

Die rote Schleife

Titel: Die rote Schleife Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: edition zweihorn GmbH & Co. KG
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Patienten. Vor dem Zimmer saßen Maximilians Eltern und Jana, auf Klappstühlen, die an der Wand angebracht waren. Jana hatte unbedingt mitkommen wollen, was ihm überhaupt nicht recht gewesen war.
    Maximilian selbst tigerte den Gang auf und ab. Jetzt, da er zu Hause gewesen war, nahm er den Geruch auch wahr. Aber was interessierte ihn der Geruch? Ein flaues Gefühl hatte sich in seiner Magengegend ausgebreitet. Die Magensäure kroch ihm die Speiseröhre hoch und brannte in seiner Kehle. Mehrmals musste Maximilian aufstoßen. Was konnte nur bei der Blutuntersuchung herausgekommen sein? Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Wiederholt blickte Maximilian zur Uhr,die im Flur von der Decke hing. Der Sekundenzeiger schien wie festgefroren und hatte sich jedes Mal nur einige Schläge weiterbewegt. Endlich hörte er das Knarren der Tür. Sie schleifte über den Boden, wo eine halbkreisförmige Spur entstanden war. Dr. Schirmer verabschiedete eine ältere Dame und bat schließlich Maximilian hinein.
    „Ich würde gerne zuerst mit Max alleine reden“, sagte er zu Maximilians Eltern.
    „Herr Doktor, ist es was Schlimmes? Unser Max ist doch nicht ernsthaft krank?“ Die Stimme seiner Mutter klang brüchig. Ihre Unterlippe bebte und Glanz trat in ihre Augen. Maximilians Vater legte einen Arm um ihre Schulter.
    „In fünf Minuten können wir gemeinsam alles besprechen. Aber ich denke, Max sollte zuerst mit mir reden. Er ist ja alt genug.“
    Maximilian folgte Dr. Schirmer. Er hatte immer noch keine Ahnung, was ihn erwartete. Aber seine Hände zitterten. Nur mühsam konnte er dies vor seinem Arzt verbergen.
    „Heute Nachmittag habe ich dir noch mal Blut abgenommen.“ Maximilian schwieg. Konnte Dr. Schirmer nicht endlich zur Sache kommen? „Leider ist etwas sehr Unerwartetes herausgekommen. Eigentlich wollte ich nur die Entzündungswerte im Serum kontrollieren. Durch einen Fehler ist aber eine Virustestung miterfolgt, die ich gar nicht in Auftrag gegeben hatte. Normalerweise müssen die Patienten dieser Untersuchung zustimmen.“
    Virus? Maximilians Gedanken überschlugen sichund versuchten einen Zusammenhang zwischen dem Gesagten und seinem Wissen herzustellen. Pfeiffer’sches Drüsenfieber fiel ihm ein. Das war doch das Epstein-Barr-Virus, der Erreger dieser Erkrankung. War das so gefährlich? Vielleicht wollte Herr Schirmer einfach, dass er zu Hause besser aufpasste, um nicht seine Schwester anzustecken? Sein Pulsschlag, der ihm eben noch den Hals hinaufgeklettert war, beruhigte sich langsam. Doch dann weiteten sich seine Augen vor Schreck.
    „Max, der HIV-Test ist positiv!“ Sein Herz blieb mit einem Mal stehen, mit gepressten Lippen hielt er den Atem an. Er musste sich verhört haben. Pfeiffer’sches Drüsenfieber war das EBV, das hatte Dr. Schirmer sicher gemeint. Als er dem Arzt aber in die Augen schaute, wusste Maximilian, dass er sich nicht verhört hatte.
    „HIV?“, flüsterten seine Lippen.
    Dr. Schirmer nickte. „Sehr ungewöhnlich für dein Alter, aber leider kommt auch Seltenes manchmal vor.“
    Maximilian schnappte nach Luft. Alles um ihn herum begann sich zu drehen. HIV! Sein Leben war vorbei, er musste sterben. Der Boden unter ihm fühlte sich plötzlich so weich an. Alles, was ihn umgab, schien zu schmelzen und den Halt zu verlieren.
    Erst der leichte Druck von Dr. Schirmers Hand an seiner Schulter rückte die Welt wieder in seinen alten Zustand zurück.
    „Das ist eine schlimme Diagnose“, sagte Dr.Schirmer. „Aber es ist nicht das Ende. Möchtest du ein Glas Wasser?“ Maximilian nickte. Dr. Schirmer stellte ihm ein Glas Sprudel und einen Teller mit Keksen hin. Er nahm sich einen und knabberte daran. „Hast du eine Idee, woher du das haben könntest?“
    Daran hatte Maximilian noch nicht denken können. Er hatte es doch selber erst vor wenigen Minuten erfahren. Und begriffen hatte er es immer noch nicht. Was würde sich durch diese Krankheit alles in seinem Leben ändern? Konnte er so weiterleben wie bisher? Würde er nun abgeschoben, zusammen mit anderen Aids-Kranken in einem Haus wohnen und langsam dahinsiechen? Er hatte ja keine Ahnung!
    „Max?“
    „I... Ich weiß es nicht. Oder ... vielleicht habe ich einen Verdacht.“
    „Das kannst du ja später noch herausfinden, aber du solltest die Person auf jeden Fall sprechen. Es wäre besser, wenn sie auch einen Test macht. Hast du eine Freundin?“
    „Scheiße!“, stöhnte Maximilian. Erst jetzt wurde ihm die Tragweite dieses

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