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Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman

Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman

Titel: Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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bewegte sich der Boden der Kiste, in der ich lag, nach oben, bis er in Höhe des Fußbodens anhielt. Die Glasplatte, auf der Maria gelegen hatte, verschwand, und obwohl ich nicht mehr gegen etwas drückte, wurde Maria weiter nach oben gehoben, bis ich sie nicht mehr erreichen konnte. Ich wollte aufstehen, doch sobald meine Arme und Beine den Boden berührten, schlossen sich Stahlzylinder um meine Gliedmaßen und hielten mich fest. Obwohl die Roboterarme so nah an mich herangekommen waren, dass ich Kälte zwischen meinen Beinen und an meinem Brustkorb spürte, hatte ich keine Angst vor ihnen. In Gedanken war ich ganz bei Maria. Sie glitt in den Spiegel wie in einen See und drehte sich dann zu mir um. Ihr Gesicht war immer noch ausdruckslos. Sie winkte mir mit langsamen, gleichmäßigen Handbewegungen zu, und dann stachen die Roboterarme in meine Haut. Ich rief nach Maria, aber sie antwortete nicht. Im Spiegel bildeten sich Risse, und je tiefer sie hineinglitt, desto weiter bewegten sich die Risse auf die Spiegelmitte zu. Als ich sie kaum mehr erkennen konnte, außer in einem winzigen Stück in der Mitte des Spiegels, trafen die Arme der Roboter in meinem Inneren aufeinander. Maria verschwand aus meinem Blickfeld, und der Spiegel zerbröckelte zu einem silbrigen Puder, das auf mich rieselte. Es bedeckte mich nach und nach ganz, und der Friede war so vollkommen, dass ich erwachte.
    Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo ich mich befand. Auf einem Drahtseil in zehn Metern Höhe in der alten Scheune in Blomsterfeld. Jetzt wusste ich, dass man auf einemSeil stehend einschlafen, träumen und wieder aufwachen konnte, aber dieses Wissen erfüllte mich eher mit Bitterkeit als mit Freude. Nur eine Sache machte mich neugierig. Ich war nicht mehr allein auf dem Seil. Nicht weit von mir saß eine Taube und schlief mit dem Schnabel zwischen den Brustfedern. Sie rührte sich nicht, als ich mich an sie herantastete. Ich bückte mich und hob sie auf, wobei ich darauf achtgab, dass sie nicht an meine schmutzige Kleidung kam. Als ich sie mit ausgestreckten Armen hochhielt, hob sie den Kopf, gurrte leise und sah mich an. Ich streichelte ihr mit dem Daumen über die Brust und hielt sie an mein Gesicht. Da strich sie liebevoll mit dem Kopf über meine Nase und meinen Mund. So liebkosten wir uns lange Zeit, bis ich plötzlich spürte, dass das Leben nicht nur aus Qualen bestand, und dann wusste ich nicht, ob ich gesündigt oder Hoffnung bekommen hatte. In einem spontanen Ausbruch von Begeisterung warf ich die Taube hoch in die Luft, damit sie frei fliegen konnte, bereute es jedoch im selben Moment. Die Taube schlug ein Mal mit den Flügeln und klappte sie dann wieder ein. Ich fiel fast vom Seil, als ich versuchte, nach ihr zu greifen, kam aber nicht an sie heran und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, lag die Taube mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Scheunenboden.
    Schnell stieg ich zu ihr hinunter und legte meine Hand auf ihre Brust. Ihr Herz schlug nicht mehr. Um sie aufheben zu können, ohne sie zu beschmutzen, zog ich meine besudelte Kleidung aus. Als ich die Taube in die Hand nahm, war es, als lege sie sanft ihre Flügel um meinen Hals.
    »Vergib mir, kleine Taube, ich werde dich am schönsten Platz in ganz Blomsterfeld begraben.«
    In Margrets Madonnenlilienbeet bot ich der Taube an, den Blumenduft zu genießen, aber sie ließ nur den Kopf hängen. Madonnenlilien duften abends am lieblichsten, aber jetzt, am frühenMorgen, roch man nur meinen Gestank. Ich pflückte eine Blume nach der anderen, in der Hoffnung, dass eine von ihnen den Duft des gestrigen Abends noch bewahrt hätte. Bevor ich mich versah, war das gesamte Blumenbeet zerstört, und ich hatte die Taube verloren. Als ich mich nach ihr umschaute, sah ich eine kleine Madonnenlilie unbeschadet in der Mitte des Beets stehen. Davon überzeugt, dass es die einzige Blume war, die den Duft des gestrigen Abends bewahrt hatte, pflückte ich sie und schnupperte an ihr, roch aber immer noch meinen eigenen Gestank. Enttäuscht schleuderte ich die Blume von mir, wobei ich ausrutschte und der Länge nach hinfiel. Ich hob den Kopf, denn er war auf etwas Flaumigweichem gelandet. Es war die tote Taube. Ich glättete ihre zerzausten Federn, legte meinen Kopf an ihre Brust, und da hoben sich ihre Flügel und umschlossen meinen Kopf. Es begann zu regnen, und ich schlief ein.
     
    Im Schlaf hörte ich jemanden meinen Namen rufen und stöhnte:
    »Gabriel, bist du

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