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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ich muß hinein! Er wandte sich vom Geländer ab und entdeckte mit einem Mal einen Mann, der sich mit ihm zusammen auf der Brücke befand. Einen Mann mit einem Dolch in der Hand.
    Mat faßte nach der Hand, als das Messer auch schon auf seinen Hals zufuhr. Er packte gerade noch das Handgelenk des Burschen mit seinen Fingern, und dann stolperte er über den Bauernspieß und fiel nach hinten gegen das Geländer. Sein Rücken ragte über das Geländer hinweg, und der Mann wurde mitgezogen und lag plötzlich auf ihm. Er konnte sich gerade so eben dort oben halten. Die gefletschten Zähne des Angreifers erreichten beinahe sein Gesicht. Er war sich des tiefen Absturzes nach hinten genauso bewußt wie der im schwachen Mondschein schimmernden Klinge, die sich auf seinen Hals zubewegte. Sein Griff um das Handgelenk des Mannes begann abzurutschen, und seine andere Hand, die den Bauernspieß hielt, war zwischen ihren Körpern eingeklemmt. Nur Sekunden waren vergangen, seit er den Mann entdeckt hatte, und in wenigen Sekunden würde er mit einem Messer in der Kehle sterben.
    »Es ist Zeit, die Würfel rollen zu lassen«, ächzte er. Er glaubte, einen Moment lang Verwirrung auf dem Gesicht des anderen zu entdecken, aber dieser Moment reichte ihm. Mit einem gewaltigen Aufbäumen seiner Beine schleuderte Mat sie beide von der Brücke.
    Einen endlosen Augenblick lang schien er gewichtslos. Die Luft pfiff an seinen Ohren vorbei und zerzauste sein Haar. Er glaubte, den anderen Mann schreien zu hören, oder es zumindest zu versuchen. Der Aufschlag trieb ihm die Luft aus der Lunge und ließ schwarzsilberne Flecken vor seinen Augen tanzen.
    Als er wieder atmen und sehen konnte, wurde ihm klar, daß er oben auf dem Mann lag, der ihn angegriffen hatte. Sein Sturz war vom Körper des anderen gedämpft worden. »Glück gehabt«, flüsterte er. Langsam stand er auf und verfluchte den schmerzenden Fleck, den sein Bauernspieß in der Rippengegend hinterlassen hatte.
    Er erwartete, daß der andere Mann tot sei. Nicht viele würden einen Sturz aus dreißig Fuß Höhe auf Pflastersteine überleben, wenn sie noch dazu das Gewicht eines weiteren Mannes tragen mußten. Was er jedoch nicht erwartet hatte, war die Tatsache, daß der Dolch des Burschen nun bis zum Knauf in dessen eigenem Herz steckte. Ein so gewöhnlich und unauffällig wirkender Mann, und der hatte versucht, ihn zu töten. Mat glaubte nicht, daß er ihn in einem vollen Raum überhaupt bemerkt hätte.
    »Du hast eben Pech gehabt, mein Junge«, sagte er leicht bebend zu der Leiche. Plötzlich bestürmten ihn alle Erinnerungen an das, was passiert war. Die Straßenräuber in der gewundenen Gasse, das Geklettere über die Dächer, dieser mörderische Bursche, der Sturz... Er blickte hoch zu der Brücke, und das Zittern überfiel ihn. Ich muß verrückt gewesen sein. Ein kleines Abenteuer ist ja schön und gut, aber selbst Rogosh Adlerauge würde so was nicht freiwillig unternehmen. Ihm wurde bewußt, daß er über einen toten Mann gebeugt dastand, der einen Dolch in der Brust stecken hatte. Es mußte nur jemand vorbeikommen und nach den Stadtwachen mit der Flamme von Tar Valon auf der Brust rufen. Das Dokument der Amyrlin mochte ihn ja in die Lage versetzen, sie wieder loszuwerden, aber möglicherweise erfuhr sie zu schnell davon. Dann würde er vielleicht wieder in der Weißen Burg landen, ohne das Dokument, und man erlaubte ihm künftig nicht einmal mehr, das Burggelände zu verlassen.
    Er wußte, daß er sich sofort auf den Weg zum Hafen machen und mit dem erstbesten Schiff lossegeln mußte, und wenn es ein verrotteter Kahn voll toter Fische war, doch seine Knie zitterten noch derart, daß er kaum gehen konnte. Er wollte sich wenigstens eine Minute lang irgendwo hinsetzen. Nur eine Minute, damit seine Knie sich beruhigten, und dann war er unterwegs zum Hafen.
    Die Tavernen waren näher, aber er ging doch zu dem Speiselokal hinüber. Der Schankraum in einem Gasthaus war ein gemütlicher Ort, an dem sich ein Mann ausruhen konnte, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wer sich vielleicht von hinten anschlich. Aus den Fenstern fiel genug Licht, daß er das Schild lesen konnte. Eine Frau mit Zöpfen, die, wie er glaubte, einen Olivenzweig in der Hand hielt, und dazu die Worte: ›Die Frau aus Tanchico‹.
     

KAPITEL
31
     

    Die Frau aus Tanchico
    D er Schankraum war hell erleuchtet und die Tische um diese Zeit nicht einmal mehr zu einem Viertel besetzt. Zwischen den Männern eilten

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