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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf den Stuhl vor dem zweiten Weinkrug fallen und sah Mat ausdruckslos an. Er hatte immer die scharfen Augen eines Adlers gehabt, doch nun schien er Schwierigkeiten damit zu haben.
    »Gemeinsprache«, knurrte er. Seine Stimme klang noch immer tief, hallte aber nicht mehr so wie früher. »Die Geschichte klingt im Einfachen Gesang hundertmal besser, und tausendmal besser im Hochgesang, aber sie wollen sie in der Gemeinsprache hören.« Ohne eine weitere Äußerung vergrub er sein Gesicht im Weinkrug.
    Mat konnte sich nicht daran erinnern, jemals bemerkt zu haben, daß Thom am Ende seiner Vorstellung die Harfe nicht sofort wieder in ihrem festen Lederbehälter verstaut hatte. Er hatte ihn auch nie im geringsten betrunken erlebt. Es war eine Erleichterung, daß sich der Gaukler über sein Publikum beklagte. Thom hatte immer viel höhere Ansprüche gestellt als sie. Zumindest das hatte sich bei ihm nicht geändert.
    Die Serviererin war wieder da, aber diesmal blinzelte sie nicht neckisch. »O Thom«, sagte sie leise, und dann wandte sie sich Mat zu. »Wenn ich gewußt hätte, daß er der Freund ist, den Ihr erwartet habt, dann hätte ich ihm nicht einmal für hundert Silberpfennige Wein gebracht.«
    »Ich wußte nicht, daß er betrunken war«, protestierte Mat.
    Aber ihre Aufmerksamkeit galt schon wieder Thom, und ihre Stimme klang viel sanfter: »Thom, du brauchst jetzt Ruhe. Wenn du es ihnen gestattest, lassen sie dich sonst Tag und Nacht deine Geschichten erzählen.«
    Eine weitere Frau tauchte an Thoms anderer Seite auf und zog sich die Schürze über den Kopf hinweg aus. Sie war älter als die erste und nicht weniger hübsch. Die beiden hätten Schwestern sein können. »Ich habe das schon immer für eine sehr schöne Geschichte gehalten, Thom. Und du erzählst sie ganz wunderbar. Komm! Ich habe dir eine Wärmflasche ins Bett gesteckt, und du kannst mir vom Königshof in Caemlyn erzählen.«
    Thom spähte in seinen Krug hinein, als sei er überrascht, ihn leer zu finden, pustete seine Schnurrbartenden weg und blickte von einer Frau zur anderen. »Hübsche Mada. Hübsche Saal. Habe ich euch je erzählt, daß mich in meinem Leben bereits zwei hübsche Frauen geliebt haben? Das ist mehr, als die meisten Männer von sich behaupten können.«
    »Das hast du uns alles schon erzählt, Thom«, sagte die ältere der beiden Frauen traurig. Die jüngere funkelte Mat an, als sei alles seine Schuld.
    »Zwei«, murmelte Thom. »Morgase hatte ihre Launen, aber ich glaubte, das ignorieren zu können, und so endete alles damit, daß sie mich umbringen wollte. Dena habe ich selbst umgebracht. Jedenfalls so gut wie. Kein großer Unterschied. Zwei Chancen habe ich gehabt, mehr als die meisten anderen, und ich habe beide vergeudet.«
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte Mat. Nun funkelten ihn sowohl Mada wie auch Saal zornig an. Er lächelte sie strahlend an, aber das wirkte nicht. Sein Magen knurrte vernehmlich. »Riecht es hier nicht nach Brathähnchen? Bringt mir bitte drei oder vier.« Die Frauen rissen die Augen auf und tauschten überraschte Blicke, als er hinzufügte: »Möchtest du auch etwas zu essen, Thom?«
    »Ich hätte lieber etwas mehr von diesem guten andorischen Wein.« Der Gaukler hob erwartungsvoll seinen Krug an.
    »Heute nacht gibt es keinen Wein mehr für dich, Thom.« Die ältere Frau hätte ihm am liebsten den Krug aus der Hand genommen, hätte er es zugelassen.
    Die jüngere Frau fügte noch hinzu, wobei ihre Stimme gleichzeitig fest und doch bittend klang: »Iß doch ein wenig Hähnchen, Thom. Es ist sehr gut.«
    Sie blieben beide so lange, bis der Gaukler ihnen versprach, etwas zu essen. Im Weggehen noch warfen sie Mat solche Blicke zu und schnieften dabei vernehmlich, daß er nur den Kopf schütteln konnte. Seng mich, als wolle ich ihn dazu überreden, noch mehr zu trinken! Frauen! Aber die beiden haben hübsche Augen.
    »Rand sagte mir, daß du noch am Leben bist«, sagte er zu Thom, als sich Mada und Saal außer Hörweite befanden. »Moiraine hatte das ja schon immer behauptet. Aber ich hörte, du seist in Cairhien und wolltest von dort aus nach Tear.«
    »Geht es Rand denn gut?« Thoms Blick klärte sich und wirkte beinahe so, wie Mat ihn von früher her kannte. »Das habe ich nicht unbedingt erwartet. Moiraine ist immer noch bei ihm, oder? Eine gutaussehende Frau. Überhaupt eine gute Frau, wenn sie keine Aes Sedai wäre. Wenn man mit so einer herummacht, verbrennt man sich nicht nur die Finger.«
    »Warum

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