Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
durchaus möglich ist, dass sie das Schicksal der beiden anderen Drow nicht interessiert«, sagte Drizzt und zuckte die Achseln, als würde das alles ohnehin nicht zählen. Wenn die beiden Drow bei Obould waren, waren sie bereits seine Feinde.
»Wir werden morgen früh aufbrechen«, kündigte die Riesin an. »Gerti hofft, sich innerhalb von drei Tagen mit Obould treffen zu können.«
Sie will, dass er stirbt, bevor er seine großen Pläne weiter umsetzen kann, dachte Drizzt, sagte aber nichts. Alles, was er über Oboulds Bewegungen erfuhr, ließ Gertis Handel mit ihm sinnvoller erscheinen. Die Riesin sah, dass ein Krieg drohte, ein Krieg von Ausmaßen, die sie nicht mehr beeinflussen konnte. Und selbst wenn es nicht zu diesem Krieg kommen sollte, war ihre eigene Stellung durch den Aufstieg von Obould Todespfeil ungemein geschwächt.
Drizzt mit dem Ork-König zusammenzubringen war ein Risiko für Gerti, denn es war zu vermuten, dass Oboulds Ruf nur wachsen würde, falls er Drizzt besiegte. Die Tatsache, dass Gerti dieses Risiko eingehen wollte, zeigte Drizzt, wie verzweifelt sie war.
Obould riss alle Macht an sich, und Gerti glaubte, dass sie nichts mehr zu verlieren hatte.
Der Drow fand es seltsam, dass sein Sieg über Obould Gerti Orelsdottr, einer Riesin, die er wohl kaum als Verbündete betrachten würde, so viel nützen sollte. Er erinnerte sich an den Beschuss von Senkendorf, an die grausame Achtlosigkeit, die Gertis Krieger gegenüber den armen besiegten Dorfbewohnern an den Tag gelegt hatten, als sie einen Stein nach dem anderen auf sie warfen.
Dennoch, wenn er siegen sollte und die OrkStreitkräfte zerfielen und sie sich nach dem Tod ihres Anführers wieder gegeneinander wandten, würde Drizzt durch sein Versprechen gezwungen sein, denselben Riesen zu einem Waffenstillstand zu verhelfen.
Der Drow nickte grimmig und akzeptierte den Gedanken in seinem Herzen, wie er es zuvor schon in seinem Verstand getan hatte, als sein Leben auf dem Spiel stand. Es war besser für alle, wenn der Krieg einfach enden würde, wenn der dunkle Schwarm von Orks wieder in seine Löcher zurückgetrieben und das Land für alle rechtschaffenen Leute zurückerobert werden konnte. Welcher Nutzen läge in einem solchen Fall darin, Leuchtendweiß anzugreifen und das Leben von hunderten von Zwergen und ihren Verbündeten aufs Spiel zu setzen? »Bist du bereit, gegen ihn zu kämpfen?«, fragte die Riesin, und als Drizzt sie ansah, erkannte er, dass er so in Gedanken versunken gewesen war, dass er die Frage nicht einmal gehört hatte, als sie sie die ersten paar Male stellte.
»Drei Tage«, stimmte er zu. »In drei Tagen wird Obould sterben.«
Der Riese und die Riesin sahen einander an und grinsten, dann gingen sie davon.
Drizzt wiederholte seinen Schwur noch viele Male, ließ ihn tief in seine Knochen und sein Herz sinken, machte ihn zu einer Litanei gegen allen Schmerz und alle Trauer.
»In drei Tagen wird Obould sterben«, wiederholte er laut und mit entschlossener Miene.
Die beiden Riesen hinter ihm bewachten Sonne aufmerksam, aber an diesem klaren, kalten Morgen achtete Drizzt nicht weiter auf sie. Links von ihm, auf einer kahlen, felsigen Hügelkuppe, standen Gerti Orelsdottr und König Obould im Sonnenlicht und stritten sich.
Gerti hatte alles geplant, hatte Drizzt an einer Stelle platziert, wo er mühelos zum verabredeten Punkt klettern konnte, und dann hatte sie Obould aufgefordert, ihr auf die Hügelkuppe zu folgen, damit sie ungestört verhandeln konnten.
Der Ork-König wirkte kein bisschen misstrauisch, sondern ausgesprochen selbstsicher. Als er und Gerti auf der Hügelkuppe eingetroffen waren, war er zunächst recht wachsam gewesen, aber nach ein paar Minuten hatte sich der Ork sichtlich entspannt.
Drizzt wusste, dass die beiden über den Bau von Verteidigungsanlagen sprachen. Den ganzen Weg hier heraus, die vier Tage, die sie marschiert waren, seit sie Leuchtendweiß verlassen hatten, hatte Drizzt Beweise für Oboulds große Pläne gesehen. Viele Hügelkuppen und Berghänge wurden mit Steinmauern versehen, und die Fundamente größerer Festungen befanden sich bereits an Ort und Stelle. Auf einem Hügel neben dem, auf dem Gerti und Obould standen, bearbeiteten hundert Orks Steine für den Bau weiterer Mauern.
Dieser Anblick machte Drizzt noch deutlicher, wie wichtig es war, dass er handelte. Er wollte Obould für das, was der Ork seinen Freunden und den Unschuldigen im Norden angetan hatte, töten; er musste
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