Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
benutzten Wegen graben, hier eindringen, überraschend auftauchen und mit ihren hässlichen kleinen Hämmern nach unseren Kniescheiben schlagen?«
Bei diesen Worten sah sie ein paar mehr Riesen nicken, und sie wog die unterschiedlichen Reaktionen sorgfältig ab. Sie musste alles genau richtig machen und klug wirken, ohne die anderen daran zu erinnern, dass es ihr, Gertis, Fehler gewesen war, der ihnen diesen ganzen Ärger überhaupt erst eingebracht hatte. Alles hing davon ab, wie man die Dinge darstellte – das hatte Gerti Orelsdottr von ihrem weisen Vater gelernt, und sie hatte vor, in den nächsten paar Zehntagen jedes Gespräch über die Situation eisern zu beherrschen, bis die heftigste Trauer vergangen war.
Falls es Drizzt Do'Urden tatsächlich gelingen würde, Obould zu töten, würde ihr das erheblich leichter fallen.
Der gleiche Sturm, der in den Bergen rund um Leuchtendweiß schweren Schneefall mit sich gebracht hatte, wirbelte nach Südosten, brachte Wind und eisigen Regen und wühlte das Wasser des Surbrin so heftig auf, dass die Zwerge aus Felbarr die Fähre am Ostufer vertäuten und sich in schützende Höhlen zurückzogen. Und so eifrig die Flüchtlinge auch darauf bedacht waren, nach Silbrigmond zu gelangen, sie wollten ihr Glück nicht bei diesem schrecklichen Wetter versuchen, und daher verkrochen sie sich ebenfalls zunächst in den Höhlen.
Cottie Cooperson versuchte, so unauffällig wie möglich zu bleiben, hielt sich im Hintergrund und stets am Rand des Feuerscheins und hatte Colson vollkommen in eine Decke gewickelt. Die anderen erfuhren natürlich trotzdem bald von dem Kind und stellten Cottie Fragen.
»Was hast du mit der Mutter der Kleinen gemacht?«, fragte ein Mann, beugte sich vor und zwang Cottie damit, ihn direkt anzusehen.
»Ich habe beobachtet, wie Delly das Kind freiwillig an Cottie übergeben hat«, erklärte eine andere Frau für die arme Cottie. »Direkt am Dock, und dann ist sie davongelaufen.«
»Davongelaufen? Oder hat sie nur die Fähre verpasst?«, wollte der misstrauische Mann wissen.
»Sie ist davongelaufen«, wiederholte die Frau. »Ebenfalls freiwillig.«
»Sie wollte das Kind nicht in Mithril-Halle lassen, solange dort gekämpft wird«, log Cottie.
»Dann sollten die Zwerge wissen, dass sie eine Adoptivenkelin von König Bruenor unter ihren Passagieren haben«, schlug der Mann vor.
»Nein!«, schrie Cottie erschrocken.
»Nein«, fügte die andere Frau hinzu. »Delly will nicht, dass dieser störrische Narr Wulfgar davon erfährt, denn er wird das Kind zurückhaben wollen.«
Das war alles selbstverständlich Unsinn, und der Mann warf der Frau einen erbosten Blick zu.
»Pah! Was geht es dich überhaupt an?«, fragte sie.
»Nichts«, antwortete ein anderer Mann. »Und niemand ist eine bessere Mutter als Cottie Cooperson.«
Andere stimmten dieser Bemerkung zu.
»Dann wird es unser Geheimnis sein und braucht diese mürrischen Zwerge nicht zu interessieren«, erklärte die Frau.
»Glaubst du, dass Wulfgar das ebenso sieht?«, fragte der zweifelnde Mann. »Wollt ihr, dass er uns zusammen mit seinem Vater quer durchs Land hetzt?«
»Wozu?«, fragte die Frau neben Cottie. »Um sein Kind zurückzubekommen? Dann geben wir ihm sein kleines Mädchen wieder, und es wird zu keinem Streit kommen.«
»Er wird sehr wütend sein«, sagte der Mann.
»Und so, wie ich das sehe, wird er diese Wut an seiner Frau auslassen müssen«, warf ein anderer ein. »Sie hat Cottie das Kind gegeben, damit sie sich darum kümmert, und Cottie wird sich um das Kind kümmern. Wulfgar und Bruenor haben kein Recht, dagegen etwas einzuwenden.«
»Das stimmt!«, riefen ein paar andere laut.
Der zweifelnde Mann starrte Cotties Verbündete noch einen Moment an, dann wandte er sich wieder Cottie zu, die Colson so liebevoll im Arm hielt wie eine Mutter ihr Kind.
Er konnte nicht abstreiten, dass dieser Anblick sein Herz rührte. Cottie, die so viel durchgemacht hatte, schien vielleicht zum ersten Mal seit Beginn dieses schrecklichen Krieges zufrieden zu sein. Bei all seiner Angst vor Wulfgars Rache konnte der Mann gegen diese schlichte Wahrheit nicht ankommen. Also lächelte er schließlich und nickte.
Die Bauarbeiten an den Verteidigungsanlagen am Bergausläufer wurden während der Stunden des Unwetters verlangsamt, und Regen und Graupel machten die Patrouillen der Elfen und Zwerge noch mühsamer. Tatsächlich wurden auch die Wachen verringert, denn alle gingen davon aus, dass kein Feind sie
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