Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
rückwärts flog und dann hart auf den Rücken prallte. Drizzt rang vergeblich nach Luft und rollte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, sodass Oboulds Schwert nur den Stein traf, auf dem er einen Herzschlag zuvor noch gelegen hatte.
Der Drow bewegte sich, so schnell er konnte, kam wieder auf die Beine und warf sich zur Seite, um einem weiteren Schlag zu entgehen. Er konnte allerdings einem zweiten Tritt nicht vollkommen ausweichen, als der Ork nun erneut in die Offensive ging. Oboulds Fuß streifte ihn nur, aber er geriet abermals ins Taumeln. Schließlich fand er sein Gleichgewicht genügend wieder, um sich mit einer Rückwärtsrolle auf die Beine zu bringen, direkt gegenüber dem angreifenden Ork.
Drizzt brüllte und griff an, machte aber nur einen einzigen Schritt vorwärts, bevor er zur Seite auswich.
Er wusste, dass er nicht siegen konnte, also rannte er.
Er lief die Seite des steinigen Hügels hinunter, und die Rufe der Orks auf dem anderen Hügel und Oboulds höhnisches Gelächter folgten ihm bei jedem Schritt. Er bog rasch um einen Felsvorsprung, weil er außer Sichtweite der Bogenschützen sein wollte, dann rannte er weiter hügelabwärts. Sein Herz jubelte, als er sah, dass Sonne auf ihn wartete und ungeduldig am Boden scharrte. Als er näher kam, erkannte er, dass der Pegasus keinen Harnisch mehr trug.
Sonne begann schon zu laufen, während Drizzt auf ihren Rücken sprang, und nach nur ein paar Schritten sprang sie in die Luft und breitete die großen Flügel aus.
Gerti führte den Beschuss an und warf einen Stein, der hoch in die Luft flog und nicht weit an dem fliegenden Pferd und dem Drow vorbeiging. Mehrere Riesen aus ihrer Eskorte warfen ebenfalls, und die Luft war voller Steine.
Nicht einer jedoch traf, denn Gertis Anweisungen waren eindeutig gewesen. Als der Pegasus sich zur Seite wandte, gelang es der Riesin, Drizzt direkt ins Gesicht zu sehen, und sein leichtes Nicken bestätigte alles zwischen ihnen.
»Er hat versagt. Warum bringen wir ihn nicht um?«, fragte der Riese neben Gerti.
»Sein Hass auf Obould ist nur gewachsen«, erklärte die Riesin. »Er wird es wieder versuchen. Seine Rolle in diesem Drama ist noch nicht beendet.«
Bei diesen Worten schaute sie zum Hügel hinauf, wo Obould in herrischer Pose stand, das Schwert trotzig erhoben, und hinter ihm jubelten die Schamanen und die anderen Orks ihm und Gruumsh zu.
Gerti warf einen Blick zurück zu Drizzt und hoffte, dass ihre Vorhersage sich erfüllen würde.
»Finde eine Möglichkeit, ihn umzubringen, Drizzt Do'Urden«, flüsterte sie, und als sie merkte, wie verzweifelt sie klang, war sie alles andere als erfreut.
TEIL 4
Das Gleichgewicht der Macht
Man muss im Leben ein Gleichgewicht zwischen dem Ich und der Gemeinschaft, zwischen der Gegenwart und der Zukunft finden. Die Welt hat zu viele Tyrannen gesehen, die vor allem an Ersterem interessiert waren, selbstsüchtige Männer und Frauen, die die Gegenwart auf Kosten der Zukunft genießen. In der Theorie applaudieren wir jenen, für die die Gemeinschaft den ersten Platz einnimmt und die eine Verbesserung der Zukunft anstreben.
Nach meinen Erfahrungen im Unterreich, wo ich allein und so sehr mit dem reinen Überleben beschäftigt war, dass die Zukunft für mich nicht mehr bedeutete als der nächste Tag, habe ich versucht, mich auf eine mehr an der Gemeinschaft orientierte Haltung zuzubewegen, ein scheinbar wünschenswertes Ziel. Ich habe Freunde gefunden und erfahren, was Freundschaft wirklich ist, und ich habe gelernt, die Stärkung der Gemeinschaft höher zu schätzen als die Bedürfnisse des Ich. Und als ich mehr über Kulturen erfuhr, die großen Wert auf Kraft, Charakter und Gemeinschaft legten, begann ich meine Entscheidungen zu betrachten, wie ein Historiker sie vielleicht in ein paar hundert Jahren betrachten würde. Das langfristige Ziel war wichtiger als ein kurzfristiger Gewinn, und dieses Ziel basierte stets auf den Bedürfnissen der Gemeinschaft, die wichtiger waren als die des Ich.
Nach meinen Erfahrungen mit Innovindil, nachdem ich gesehen habe, wie es ist, Freunde zu verlieren und eine Liebe nie erfüllen zu können, ist mir klar, dass ich nur halb Recht hatte. Ein Elf zu sein bedeutet, Distanz zur Zeit zu finden. Ein Elf zu sein bedeutet, das Leben in mehrere kürzere Spannen einzuteilen.
Das weiß ich jetzt, aber es gibt noch mehr. Ein Elf zu sein bedeutet, zu leben und die Freude des Augenblicks im Kontext langfristiger Ziele zu erfahren. Man braucht
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