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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Kätzchen spielen.« Herausfordernd schaute die Bäuerin in die Runde, als wollte sie sagen: Traut euch nur, dagegen etwas zu sagen!
    Wera bedachte sie mit einem freundlichen Lächeln.
    »Ich danke Ihnen von Herzen. Ihre Spende kommt sehr gelegen. Aber natürlich sehe ich ein, dass nicht jeder die Mittel hat, sich so großzügig zu zeigen.« Sie lächelte den Lateinlehrer und die Frau, die mit Hurenkindern nichts zu tun haben wollte, an.
    »Aus diesem Grund werde ich auch in den Nachbargemeinden um Hilfe bitten, bestimmt sind deren brave Bürger gern bereit, den Bürgern von Remshalden unter die Arme zu greifen.«
    Erneutkam Unruhe auf, verdrießliche Blicke wurden getauscht. Ausgerechnet die Nachbargemeinde, mit der man seit jeher im Zwist lag, sollte ihnen unter die Arme greifen?!
    Danach ging alles wie von selbst: Der Bürgermeister bot als Erster seine Unterstützung an, zögerlich folgten ihm ein paar der Winzer und Bürgersfrauen.
    Als der Sekt ausgeschenkt wurde, waren für den zukünftigen Unterhalt des Heims etliche mehr oder minder großzügige Spender gefunden worden. Natürlich hatte Wera ein finanzielles Polster für das Heim angelegt, aber je weniger sie darauf zurückgreifen musste, desto besser war es. Mit Gläsern in der Hand mischten sich Wera, Elsa und Olga unter die Gäste und unterhielten sich höflich. Nach einer Stunde löste sich die Gesellschaft in froher Stimmung und der Einsicht auf, dass ein solches Heim nicht den Untergang ihrer Gemeinde bedeutete.
    Zufrieden mit sich und dem Lauf der Dinge, knöpfte Wera ihre Jacke zu. Sie war schon im Hausflur, als ihr die Bäuerin begegnete, die so mutig den Anfang gemacht hatte. Als sich Wera nochmals bei ihr dafür bedankte, winkte die Frau ab.
    »Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Olga Laibsle und ich würde gern noch viel mehr geben. Auch ich war mal ein Menschenkind in Not. Aber ich hatte das große Glück, von unserer geliebten Königin Olga gerettet zu werden. Erinnern Sie sich zufällig an meinen Vater Otto Pfisterer?«
    »Otto Pfisterer – und ob ich mich an ihn erinnere! Er war einer der Leibköche meiner Adoptivmutter, sie wollte zu keiner Zeit auf seine Süßspeisen verzichten, daher begleitete er uns überallhin. Mir haben die Pfannkuchen und süßen Aufläufe Ihres Herrn Papa in jungen Jahren so manches überflüssige Pfund auf den Hüften beschert«, fügte Wera lachend hinzu. »Aber ich wusste gar nicht, dass Otto Pfisterer eine Tochter hat. Warum sind wir uns nie über den Weg gelaufen?«
    »Als Sie ins Haus kamen, war ich schon in einem Internat am Bodensee. Leider! Ich habe mir immer eine Schwester gewünscht, und als ich dann hörte, dass die Königin ein Mädchen meines Alterszu sich nehmen würde, habe ich mir vorgestellt, dass Sie und ich … wie Schwestern sein könnten. Was Kinder sich so zusammenphantasieren!« Die Frau zuckte verlegen mit den Schultern.
    »Vielleicht war es besser, dass Sie mich damals nicht kennenlernten«, sagte Wera leichthin. »Ich habe nämlich alles getan, um die Spielkameraden, die meine Adoptivmutter für mich herzitierte, zu  vergraulen.« Sie zeigte mit ihrer rechten Hand auf die hölzerne Sitzbank, die vor dem Weraheim im Schatten eines alten Nussbaums stand. »Wollen wir uns setzen und Sie erzählen weiter?«
    »Gern«, sagte Olga Laibsle. »Wenn ich Sie nicht langweile? Meine Mutter starb während meiner Geburt, das war im Jahr 1854 . Mein Vater war untröstlich. Was sollte nun aus mir werden? Schließlich konnte er nicht einfach seine Arbeit niederlegen, um meine Pflege zu übernehmen. Als Königin Olga von seinem Schicksalsschlag erfuhr, hat sie sofort eine Amme engagiert und dafür gesorgt, dass ich in der Obhut meines Vaters bleiben konnte. Ja, Königin Olga war meine Patin«, sagte die Bäuerin stolz.
    »Daher der Name Olga!« Wera lächelte. 1854 geboren – also war die Frau tatsächlich genauso alt wie sie. »Und dann? Wie ging es weiter?«
    »Als ich neun Jahre alt war, beschlossen mein Vater und die Königin, dass es für mich das Beste wäre, wenn ich in ein Internat käme. Unsere verehrte Hoheit gab mir die Möglichkeit, so viel wie möglich zu lernen. Am Ende ist zwar doch nur eine Bäuerin aus mir geworden, aber die Güte Ihrer Adoptivmutter werde ich nie im Leben vergessen.«
    Weras Hals war auf einmal wie zugeschnürt. Es war nicht das erste Mal, dass sie einem von Ollys zahlreichen Patenkindern gegenüberstand, aber jedes Mal war sie von deren Schicksalen aufs Neue

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