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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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verlorenen Welten in den Tiefen des kongolesischen Dschungels, oberhalb des Tafelbergplateaus des südamerikanischen Binnenlandes und auf halbversunkenen Inseln inmitten des indischen Ozeans, traten jedoch auch Andere – viele davon Männer der Kirche – zum Vorschein, um Darwins Behauptungen erneut anzufechten. Lautstark untermauerten sie die Annahme, dass die Theorie von der Entwicklung einer Spezies in eine völlig andere haarsträubend und aberwitzig war, schließlich existierten Dinosaurier und andere prähistorische Kreaturen ja immerhin bis in die gegenwärtige Zeit. Und diese tosende Debatte hielt sich hartnäckig und zornig – wie eh und je – unermüdlich über viele Quartale.
    Doch mehrere Jahrhunderte nach seinem Tod wurde Darwin dann posthum von allen Anschuldigungen der bestialischen Ketzerei und wissenschaftlichen Idiotie entlastet und zu jenem Punkt erhoben, an dem man ihn praktisch als den Vater des Wissenschaftszweiges der Evolutionsbiologie vergötterte, und so erhielt er einen eigenen Flügel im Naturwissenschaftlichen Museum; seinen Fortschritten und Entdeckungen gewidmet, die er seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1859 machte. Tatsächlich arbeiteten Wissenschaftler bis heute in diesem Fachgebiet, wie die Professoren Galapagos und Crichton.
    Bei mehreren vorangegangenen Gelegenheiten hatte Alfred Wentwhistle so manche Zeit durch das Anstarren seiner evolutionstechnischen Vorfahren vertrödelt, während sich sein Antlitz im Glas der Vitrine spiegelte, die eingesunkenen Augen von den ausgeprägten Brauen überdeckt. In solchen Augenblicken wunderte er sich über Darwins Vermächtnis für die menschliche Rasse und welche Implikation eine solch anerkannte Theorie wohl für Ihre Majestät, Königin Victoria, gehabt haben mochte, da doch durch diese Hypothese vorausgesetzt wurde, dass die britische Monarchin ebenfalls vom urzeitlichen Affenmenschen abstammte.
    Der vertraute Geruch von Kampfer und Bodenpolitur drang durch Alfreds Nasenhaare. Mondlicht tauchte die Galerie in ein monochromes Licht und enthüllte die grauen Umrisse von ausgestellten Säugetieren, Reptilien und Amphibien, die so angeordnet waren, dass sie deutlich den Evolutionsweg des Menschen aufzeigten, von dem Moment an, da sie aus dem steinzeitlichen Morast gekrochen kamen, bis zum heutigen Tage, an dem er den Globus dominierte. Der Mensch, als die herrschende Rasse, welche die Erde und die näheren Planeten des Sonnensystems beinahe vollständig bevölkerte.
    Angrenzend an diese Galerie befanden sich die Arbeitsbereiche der Wissenschaftler. Eine große Anzahl von Türen auf jeder Seite erstreckte sich vor Alfred und auf jeder einzelnen befand sich ein Messingschildchen mit den Namen wichtiger Menschen.
    Alfred konnte nun klar und deutlich die Geräusche einer Auseinandersetzung hören. Im Strahl seiner Taschenlampe sah er Glasstücke auf dem Boden glitzern wie Wolfsmilch an einem ersten Wintermorgen. Der flackernde Schein einer elektrischen Lampe schien von einem Büroraum in die Galerie, bis es plötzlich erlosch. Da erklang das brachiale Bersten von noch mehr Glas und umstürzenden Möbeln.
    Am nächsten Morgen würde er Mrs. Wentwhistle bei Ei und Speck sicherlich eine äußerst dramatische Geschichte erzählen können, dachte Alfred plötzlich unpassenderweise.
    Als der Wachmann sich dem Büro näherte, fielen ihm schwache Rauchfähnchen oder eine Art Gas auf, die unter dem Türspalt hervorsickerten. Ein Geruch – ähnlich dem von Anis mit einer unerquicklichen Note verrotteten Fleisches – machte sich breit und ließ ihn die Nase rümpfen.
    Mit einem Mal brach die Tür auf. Es hagelte Glasstücke in die Galerie, die gegen die Schaukästen prasselten. Eine männliche Gestalt sprang aus dem Büro und prallte gegen den in die Jahre gekommenen Nachtwächter. Alfred taumelte zurück, als der Mann hinter ihm zu Boden stürzte, und konnte rein gar nichts dagegen tun, dass er in die Szene einer Familie wächserner Neandertaler stolperte, die um ein lebloses Feuer kauerte. Die Taschenlampe glitt ihm aus der Hand. Ihr Strahl erstarb.
    »Sie da! Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun!« Alfred schaffte es gerade noch, dem Eindringling hinterherzurufen, bevor dieser mit einem Satz in die Galerie sprang. Er hielt etwas in seinen Armen, das von Umriss und Größe her einem Umzugskarton glich. Er hielt keinen Moment inne, und bevor Alfred wieder auf die Beine kommen konnte, war er schon fort.
    Alfreds Herz raste, hämmerte in

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