Die Saat Der Makellosen
reagierte scheinbar nicht auf die Beleidigung des Mannes, sie sandte nur einem der Krieger eine mentale Botschaft, dass es an ihm war, den bereits gefällten Richterspruch zur Vollendung zu bringen. Der zum Tode Verurteilte erhielt immer noch eine letzte Chance, seine Sünden zu bereuen, obwohl sie im Falle von Aryanern meist nicht genutzt wurde, aber man hielt an dem Prozedere fest, obwohl die Aryaner niemals das Wort einer Frau respektieren würden. Es blieb immer die Hoffnung auf eine positive Veränderung...
Damon Archer erhob sich geflissentlich und trat neben den Gefangenen, der eben aus der Starre entlassen wurde, mit dem das Orakel ihn belegt hatte. Warrior töteten niemals wehrlose Opfer. Ein Enforcer reichte dem Gefangenen ebenfalls ein Kurzschwert, damit er sich verteidigen konnte. Er hatte in seiner blinden Wut keine Aussicht den trainierten Kämpfer zu schlagen, der darauf zu brennen schien, seine Aufgabe zur Zufriedenheit seiner Zuschauer auszuführen.
Es hatte einen guten Grund, diese Tradition aufrecht zu erhalten, denn die friedlich lebenden Vertreter der Familien sollten nicht vergessen, dass in der Welt Gefahren auf sie lauerten, denen sie ohne den Schutz ihrer Krieger hilflos ausgeliefert sein würden. Es war ein blutiger Kampf, kein heiliges Ritual, an dem die Familien in regelmäßigen Abständen teilnahmen. Manchmal musste man die einfachen Bürger daran erinnern, dass ihre Feinde immer noch in den Schatten lauerten, ansonsten drohte die Gesellschaft, von Bequemlichkeit überkommen zu werden.
Der Kampf dauerte nicht lange, der Gefangene endete mit dem Gesicht auf dem Boden und Damon schlug ihm mit einem Hieb seiner Klinge den Kopf ab, so dass sich aus seiner Halswunde ein Schwall Blut auf den Boden ergoss und in die Ornamente auf dem Boden floss. Das Orakel fiel auf die Knie und tauchte beide Hände in die dunkle sirupartige Flüssigkeit, so dass ihre Ärmel den Boden berührten und sich ebenfalls mit dem Blut vollsogen. Sie warf den Kopf zurück und ihre weit aufgerissenen Augen leuchteten röter denn je, als sie von krampfartigen Anfällen durchgeschüttelt zu werden schien. Ihre eigenen Fangzähne wuchsen aus ihrem fein gezeichneten Mund und sie murmelte alte Beschwörungen.
Noch bevor Damon reagieren konnte, war die Dame mit einer überraschenden Behändigkeit aufgesprungen und hatte ihre rechte Hand quer über seine Brust gezogen, so dass sich ihre langen Fingernägel in sein Fleisch gruben und sein Blut sich mit dem des Toten vermischte.
Sie taumelte etwas und Damon fing ihre zierliche Gestalt instinktiv auf, obwohl sie ihn kurz zuvor angegriffen hatte. Es war aber ihr Privileg, Blutopfer zu fordern, das er ihr nicht verwehren durfte. Nicht in dieser besonderen Nacht.
Das Orakel wandte ihr Gesicht abrupt in Richtung Theron Harpia, der seinen Blick zu ihr anhob, weil er ihre Aufforderung mehr gespürt denn gehört hatte. Sie sprach alte Worte, die nicht mehr viele verstanden und sein Gesicht wurde noch düsterer, wenn das überhaupt möglich war.
- Sprich die Worte für alle verständlich, Warrior! -, wurde er aufgefordert und er kam ihrer Bitte widerwillig nach, weil auch er das Orakel respektieren musste und sie zudem noch eine Urahnin war, deren familiären Zorn er sich nur ungern aussetzen wollte.
Theron erhob sich, während er den Blick des Orakels festhielt und sprach die Übersetzung der alten Sprache mit seiner weittragenden tiefen Stimme, die bis in den letzten Winkel des zeremoniellen Raumes drang: „ Die Zeit des Wandels hat begonnen… Zwei verlorene Seelen kehren zurück an den Ursprung… Eine neue Generation der Krieger wird unsere Zukunft sichern… Das Schicksal der Krieger wird sich von Neuem erfüllen, wie es in den alten Schriften festgehalten steht! “
Diese Prophezeiung dürfte alle Warriors bis auf Orsen bis in die Grundfesten erschüttern, wenn ihnen überhaupt gleich klar geworden war, was das Orakel damit meinte. Die Zeit des Wandels… Eine nette Umschreibung für dieses Jahr, wahrscheinlich noch vor der Wintersonnenwende... Die Dame drückte sich nur gerne etwas rätselhafter aus. Theron konnte es nicht glauben, dass sie Recht haben sollte. Die Zeiten hatten sich immerhin geändert, sie konnten doch nicht ewig nach den alten Traditionen leben.
Zwei Stunden später…
Das Ritual war mit einer spirituellen Reinigung beendet worden, der dann noch ein reinigendes Bad gefolgt war, wie es die Traditionen vorschrieben, wobei die Krieger von
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