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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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wurde ernstlich krank. Manche sagten, es sei aus Kummer, andere meinten, es seien die Pocken. Sie verlangte, die Markgräfin Paladin solle bei ihr sein, und Cecilie ließ ihre fünf Jahre alten Zwillinge bei Alexander auf Gabrielshus und eilte zu ihr.
    Mittlerweile braute sich ein Unwetter über Grästensholm zusammen.
    Eines Sommertages im Jahre 1633 geschah es, daß Tarald, der noch nie besonders aufgeweckt gewesen war, am Mittagstisch inmitten einer Reihe anscheinend harmloser Bemerkungen die verhängnisvollen Worte fallenließ. »Übrigens habe ich heute einen Brief von Tarjei bekommen.«
    ,,Du?« sagte Liv zu ihrem Sohn. »Das ist ja wirklich ungewöhnlich! Er hat sich nach Erfurt beworben, nicht wahr? Und er ist dort von einem gelehrten Mann als Assistent angestellt worden. Was schreibt er?« »Er ist mit einer ernsten Krankheit befaßt. Pocken. Und er fürchtet, selbst angesteckt zu werden.«
    »Ja, eine Ansteckung mit Pocken soll ungeheuer gefährlich sein, habe ich gehört«, sagte Yrja.
    »Tarjei ist viel zu vorsichtig, um ein Opfer der Pocken zu werden«, sagte Dag. ,Aber warum schreibt er «Ar davon?«
    »Er hat mich gebeten, auf den geheimen Zaubermittelschatz des Eisvolks aufzupassen - für den Fall, daß ihm etwas zustößt. Dann will er uns im letzten Moment schreiben, wo die Sachen verborgen sind. Er möchte nämlich, daß Mattias sie erhält, wenn es soweit ist.« Liv tat so, als hätte sie einen schrecklichen Hustenanfall, und auf einmal begriff ihr Sohn, was er gesagt hatte. Kolgrims Augen huschten blitzschnell von einem zum andern.
    »Aber er hat sie jetzt natürlich bei sich in Deutschland«, sagte Tarald und versuchte die Situation zu retten.
    »Was sind das für Sachen?« fragte der achtjährige Mattias mit den sanften Augen.
    »Das erzähle ich dir, wenn du größer bist«, murmelte Tarald schnell.
    Mattias gab sich damit zufrieden. Er war nicht neugierig. Was Vater sagte, war gut und richtig.
    Aber in Kolgrim hatten die Worte ein Feuer entzündet. Sie verheimlichten ihm etwas! Die geheimen Zaubermittel des Eisvolks? Und die sollte Mattias kriegen? War Kolgrim etwa nicht der ältere der beiden Halbbrüder?
    Die Wut brannte sich an diesem Tag immer tiefer in sein Herz. Es gab etwas, von dem er nichts wußte! Bei Tarjei?
    O nein, Großmutter Liv hatte den Vater gewarnt, das hatte er genau gemerkt. Also hatte Tarjei die Sachen wohl doch nicht bei sich. Die mußten hier sein! Irgendwo auf Lindenallee…
    Ach, all die Mühe, die Tarjei sich gemacht hatte, um die Existenz der Zaubermittel geheimzuhalten, war jetzt umsonst. Einst hatte Tengel an der Wiege des neugeborenen Kolgrim warnend zu ihm gesagt: »Laß dieses Kind niemals, hörst du, niemals auch nur in die Nähe dieser Mittel kommen! Lehre ihn nichts! Absolut gar nichts!« Nun hatte Tarjei sich in der Stunde der Not an den Vater des Jungen gewandt, seinen Cousin Tarald. Es war das Schlimmste, was er hatte tun können. Denn obwohl Tarald inzwischen ein verantwortungsvoller Familienvater geworden war, dachte er ungefähr so weit voraus wie ein frisch geschlüpftes Küken.
    Und Kolgrim hatte die Worte gehört, die er unter gar keinen Umständen hätte hören dürfen!
    Kolgrim war im Gegensatz zu seinem Vater ungeheuer scharfsinnig - auf die bösartigste Weise. Er mußte mehr über all das herausfinden. Wen konnte er fragen?
    Großvater und Großmutter nicht, die ließen sich nicht hinters Licht führen. Der Vater war zu weich, er würde nie wagen, seinen Eltern zu trotzen. Und die dumme Yrja wußte von nichts, darauf würde er jeden Eid schwören. Mit intuitiver Sicherheit wußte Kolgrim, an wen er sich wenden konnte. An einen der weniger Hochbegabten in der Familie…
    Am nächsten Tag schlenderte er wie zufällig hinüber nach Lindenallee.
    »Na?« sagte Are freundlich. »Besuchst du uns auch mal wieder?«
    »Ja, ich wollte Brand bitten, etwas für mich zu reparieren. Er ist so stark.« »Bin ich das denn nicht?« »Nicht so wie Brand.«
    Are lachte gutmütig. »Da siehst du es, Meta, ich habe ausgedient.«
    Meta schüttelte den Kopf. Sie war mager und knochig geworden, das Alter bekam ihr nicht gut. Ständig hatte sie Bauchschmerzen, und die Trauer um Trond hatte sie nie überwunden. Er war schließlich ihr Lieblingssohn gewesen.
    Sie blickte Kolgrim nach. »Ich weiß nicht, Are, aber der Junge jagt mir jedes Mal einen kalten Schauer über den Rücken.«
    »Unsinn! Er hat sich doch prima herausgemacht!« »Meinst du?« murmelte

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