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Die sanfte Hand des Todes

Die sanfte Hand des Todes

Titel: Die sanfte Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbie Taylor
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ihn bei den Schultern und schüttelte
ihn sanft. »Können Sie mich hören? Können Sie atmen?« Er hielt die Augen geschlossen. Bewegte sich sein Brustkorb noch? Dawn beugte sich hinunter. Hörte sie etwas? Atmete er aus? Sie schüttelte ihn wieder. »Jack!«
    Sie spürte ein Flattern, schwach wie ein Herzschlag, und schaute an sich hinunter. Jack Benson bewegte die Hand, er versuchte, sie zu berühren. Er tastete nach ihrem Arm, drückte sanft zu.
    Dawn ergriff seine Hand und erwiderte den Druck. »Alles wird gut«, flüsterte sie. »Alles wird gut. Gut gemacht.«
    Er atmete wieder. Sie konnte es deutlich hören. Der Druck auf seine Atemwege ließ nach, und er bekam wieder Luft. Dafür hatten sie jetzt ein neues Problem: Das Blut floss aus seiner Halswunde und durchtränkte seinen Pyjama. Dawn musste hilflos mit ansehen, wie der rote Fleck immer größer wurde. Sie mussten die Blutung stoppen, den Mann irgendwie in den OP schaffen. Wie viel Blut hatte er schon verloren? Einen Liter? Zwei?
    »Fordern Sie eine Infusion an, schnell«, erklärte sie Elspeth. »Sagen Sie denen, wir brauchen sechs Einheiten für Jack Benson.« Sie drehte das Ventil am Infusionsbeutel auf, so dass die Flüssigkeit nicht mehr tropfte, sondern strömte.
    Plötzlich wurde der Vorhang an klappernden Ringen beiseitegezogen. In der Lücke erschien ein hochgewachsener, dünner Mann mit schütterem Haar und strahlend weißem Arztkittel. Dr. Coulton, wie Dawn annahm. Er warf ihr einen gelangweilten, abschätzigen Blick zu: Ich hoffe für Sie, dass es sich um einen echten Notfall handelt . Doch sein abschätziger Blick verschwand, kaum dass er den Patienten gesehen hatte.
    »Was ist hier los?«
    »Ich habe die Klammern geöffnet«, sagte Dawn.
    »Sie haben die Klammern geöffnet? Was zum Teufel …«

    Er schubste Dawn beiseite, beugte sich über den Patienten, berührte seine Hände und zog seine Augenlider in die Höhe. Währenddessen brüllte er seine Kommandos: »Was macht sein Hämoglobin? Besorgen Sie mir ein paar Infusionen. Sofort! Haben Sie schon im OP angerufen? Gott, diese Krankenschwestern!« Er wirbelte herum. »Ich hoffe für Sie, dass das wirklich nötig war.«
    Hätte er sich die Mühe gemacht, früher heraufzukommen, hätte er längst gewusst, was Sache war. Aber Dawn versuchte gar nicht erst, mit ihm zu diskutieren. Sie hatte sich dafür entschieden, die Naht zu öffnen. Falls sie einen Fehler gemacht hatte, würde sie die Konsequenzen tragen, aber im Moment zählte nur der Patient. Dawn lief zum Telefon und erledigte alle nötigen Anrufe, um Transport, Operation und die Aufnahme des Kranken auf die Intensivstation vorzubereiten. Als die Pfleger mit der Trage durch die Tür gestürmt kamen, sammelte sie zusammen, was für die Verlegung von Jack Benson gebraucht wurde: Sauerstoffflasche, Monitor, Kochsalzlösung, das Adrenalin für den Notfall. Und dann lief sie voraus und öffnete den Pflegern die schwere Flügeltür, um kostbare Sekunden zu sparen.
    Das gleißende Licht der Station erhellte den Korridor, durch den sie nun hindurcheilten; die beiden Pfleger in dunkelgrüner OP-Kleidung, der blasierte Facharzt mit weißen, flatternden Kittelschößen, der stille, blasse Patient in der dunklen Blutlache. Dawn blieb reglos in der Flügeltür der Station stehen, aufrecht und in ihrer dunkelblauen Oberschwesternuniform, ihr langer Schatten vor ihr auf dem Boden.
     
    »Die Luftröhre war beinahe vollständig geschlossen«, berichtete Francine, die auf der Intensivstation arbeitete, am Nachmittag. »Ein paar Minuten später hätte ihm niemand mehr helfen können.«

    Ringsum klickten und piepten die Herzmonitore und Dialyseapparate. Jack Benson lag bewusstlos in seinem Bett, Gesicht und Hals in dicke Verbände gepackt. Nur noch seine Nase war zu sehen. Aus der Mitte der Verbände ragte ein Schlauch heraus, der an ein Beatmungsgerät angeschlossen war. Mr. Benson sah aus wie eine riesige weiße Mumie. Drei Stunden lang hatten die verzweifelten Ärzte im OP gegen die Blutung angekämpft, aber nun war er endlich in Sicherheit.
    Francine justierte den Zufluss des Infusionsbeutels über dem Bett neu. »Professor Kneebone hat dem OP-Team gesagt, der Patient wäre gestorben, wenn du die Klammern nicht entfernt hättest.« Sie klopfte der Kollegin auf die Schulter. »Gut gemacht, Dawn. Nur deinetwegen ist er noch am Leben.«
    Mr. Bensons Hände lagen weiß und reglos auf der Bettdecke. »So weit hätte es nie kommen dürfen.« Dawn berührte

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