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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wir können. Vielleicht hocken da irgendwo Teufel und fachen von unten das Feuer an. Steuern es, jedenfalls zum Teil.«
    Bertil Ringmar war der dritte Kommissar der Fahndung und als solcher Chef der Personenfahndung, bestehend aus zehn Polizisten mit einem guten Draht zur Unterwelt und der Aufgabe, die schlimmsten Verbrechen und das Berufsverbrechertum unter Kontrolle zu halten. Sie sollten »der Entwicklung immer ein wenig voraus sein«, wie Sture Birgersson es formuliert hatte, als die Polizei neu organisiert worden war.
    »Aneta ist in der Stadt ja nicht gerade unbekannt«, sagte Ringmar. »Ich hab immer geglaubt, sie scheuen sich, eine von uns anzugreifen, außer in Notwehr.«
    »Genau das kann es ja sein«, meinte Winter.
    »Was?«
    »Eben weil wir glauben, dass die wissen, dass wir wissen, dass die wissen, dass wir glauben, dass die so was nie tun würden, ist es geschehen«, sagte Winter.
    Ringmar gab keine Antwort.
    »Oder?«
    »Ja, das ist eben ein klassisches Dilemma«, meinte Ringmar. »Wenn ich dich richtig verstanden habe.«
    »Da musst du wohl an den Anfangspunkt zurück, auf Feld Nummer eins?«
    »Na, danke schön!«
    Winter starrte auf die Tischplatte. Sie war blank gewienert, als hätte die Raumpflege einen Sondereinsatz gefahren, als klar war, dass er vorzeitig zurückkam. Er konnte sein Spiegelbild sehen, das Haar wie ein stachliger Kreis um sein Gesicht. Er griff nach dem Zigarillopäckchen in der Brusttasche seines Hemdes und zündete sich einen Corps an. Er ließ das Streichholz fallen, und verbrannte sich am Oberschenkel. Ein kurzer scharfen Stich.
    Ringmar hatte die Shorts bemerkt, aber nichts gesagt. Ringmar selbst war in lange Khakihosen gekleidet. Die sehen aus, als hätte er sie in einem der Kleiderdepots der Armee gekauft, dachte Winter. Einem Kleiderdepot der britischen Kolonialarmee.
    »Sind die Kerle von hier, finden wir sie«, fuhr Ringmar fort.
    »Du glaubst noch an die Macht des Guten?«
    »Ich glaube daran, dass die guten Mächte unter den bösen Mächten uns zu den bösen Mächten führen werden«, erklärte Ringmar.
    »Den böseren Mächten«, verbesserte ihn Winter. »Den bösesten. «
    »Anetas Freundin glaubt, sie würde eins der drei Schweine wieder erkennen können«, sagte Ringmar.
    »Hatten sie irgendwelche Nazisymbole oder anderen faschistischen Scheiß an sich?«
    »Nein. Sie sahen ganz und gar anständig aus.«
    Winter ließ die Asche in seine Hand fallen. Anscheinend war der Aschenbecher während seines Urlaubs aus dem Zimmer entwendet worden.
    »Sonstige Zeugen?«
    »So etwa tausend, aber nur einige wenige haben nach unserem Fahndungsaufruf von sich hören lassen. Und die sind sich nicht sicher, wie die Kerle ausgesehen haben.«
    »Anständig hast du gesagt?«
    »Ja.«
    »Es sind noch keine vierundzwanzig Stunden vergangen.«
    »Nein.«
    »Da ruft bestimmt noch jemand an«, meinte Winter. In diesem Moment klingelte das Telefon rechts auf dem Schreibtisch. Winter nahm den Hörer ab und murmelte seinen Namen. Ringmar sah, wie er zuhörte, mit gerunzelter Stirn, die Schultern vornübergebeugt. Dann sagte Winter ein paar knappe Worte und legte den Hörer auf.
    »Es kommt einer rauf, der ihnen gefolgt ist«, erklärte er.
    »Das ist ja 'n Ding«, staunte Ringmar. »Warum hat der nicht schon längst von sich hören lassen?«
    »Es war wohl was mit seinem kranken Kind heute Nacht.«
    »Wo ist er?«
    »Auf dem Weg hierher«, erklärte Winter. »Übrigens war ich oben im Sahlgrenska-Krankenhaus und hab nach Aneta gesehen. Ich hab Fredrik dort getroffen, als er gerade aus ihrem Zimmer kam. Er hatte ganz rote Augen.«
    »Gut«, staunte Ringmar.

3
    Winter war ans Fenster getreten. Die Stuhllehne hatte einen feuchten Abdruck auf seinem Rücken hinterlassen. Ihn fröstelte von der Klimaanlage. Die Kälte, die manchmal bei ihnen herrschte, ließ auch den Sommer draußen kalt aussehen. Alles wirkte grau durch das Fenster, das man nicht öffnen konnte, der Himmel wie verhangen. Die Hitze hatte die Stadt lautlos eingeschlossen. Es war Vormittag, und nur wenige Menschen bewegten sich auf den Straßen. Der Rasen im Stadion Gamla Ullevi stand unter dem Beschuss der Wasserkanonen.
    Aneta Djanali fiel ihm ein, und Winter ballte die rechte Faust, als er daran dachte, was mit ihr passiert war. Plötzlich konnte er sich gut vorstellen, selbst gewalttätig zu werden, seine Wut auszutoben. Das Gefühl überwältigte ihn. Ein primitiver Gedanke wie Rache oder irgendetwas jenseits davon. Er war

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