Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Cubuyata
Daniel Cloutier
Prolog
Der ältere Mann stellte seinen Kragen hoch und blickte in die Dunkelheit. Der Wind presste nasse, braune Blätter an seinen Mantel, den er mit beiden Händen geschlossen hielt. Er ging einige Schritte und entfernte sich damit von der belebten Hauptstraße mit ihren tausend Augenpaaren, die ihn seinem Gefühl nach alle wissend ansahen. Ein Bambusgerüst stieg zur Linken empor, entlang der unzureichend verklinkerten Stahlbetonwand eines zehnstöckigen Hauses. Heruntergefallene Blätter und Pfützen überzogen den Boden. Über seinem Kopf schlängelte sich ein chaotisches Gewirr aus Wäscheleinen und Stromkabeln. Lediglich die Beleuchtung im Inneren der Gebäude, die aus den Fenstern schienen, spendete ihm Licht für die Gasse vor ihm. Oft war er hier in jungen Jahren umhergezogen, gemeinsam mit seinen Männern. Wenn er den Weg heute betrat, senkten sich Wehmut und verklärte Nostalgie wie Honig über seine Gedanken.
Der Mann beschleunigte seinen Gang und ließ den Hinterausgang eines Lokals hinter sich. Ein Küchengehilfe, der sich gerade in einer Zigarettenpause befand, sah ihm nach und zog sich ohne weiteren Blick zurück in die Küche. Der nasse Boden erstickte die Glut seines Zigarettenstummels.
Der ältere Mann nahm eine Abzweigung in eine Gasse zwischen zwei Industriehallen. Kein Licht leuchtete seinen Weg aus, lediglich der von der größeren Gasse in seinem Rücken einfallende Schein bot seinen Augen Orientierung. Sein Schatten zeichnete entlang des schwarzbraun gefleckten Wegs eine grotesk verzerrte Linie.
Hinter der Lagerhalle stand eine Reihe ärmlicher, drei- bis fünfstöckiger Häuser. Der Mann trat durch ein unverschlossenes Tor im Zaun aus verwittertem Holz und begab sich in den Innenhof, vorbei an umgestoßenen Mülltonnen und ihn beobachtenden Katzen. Auf dem Boden lag ein ePaper der gestrigen Cubuyata Times - Datum 2558-12-10 - das der feuchte Boden schwer beschädigt hatte und einen bizarr blinkenden Sportteil anzeigte.
Grün-gelbe Leitern und Querverbindungen aus Bambus führten ringsum zu den einzelnen Wohnungen. Er achtete bei jedem Schritt darauf wohin er trat. Abgesehen vom Schein des Mondes brannte hier lediglich im vorletzten Stock ein einzelnes Licht, dem sich der Mann über das klapprige Treppenhaus näherte. Nassmodriger, erdiger Geruch breitete sich in seiner Nase aus.
Kurz bevor er oben ankam, stieß die Tür neben dem erhellten Fenster auf. Er schreckte zurück und verharrte kurz. Hoffentlich ist es das wert, dachte er und stieg dann die letzte Leiter hinauf. Er trat in den wärmenden Einzugsbereich der Tür und blickte ins Innere.
"Sie sind spät."
Das Innere der Wohnung passte nicht so recht zur Fassade und der ärmlichen Lage. Handgeknüpfte Teppiche bedeckten den mit Granit ausgekleideten Boden. Dunkle Holzmöbel, allen voran ein breiter Schreibtisch und ein langes Bücherregal entlang der Wand, verliehen dem Raum eine deplatzierte Werthaftigkeit inmitten dieses schäbigen Viertels. Ein ausladender, roter Ohrensessel stand einem Kamin zugewandt, aus dessen Richtung der begrüßende Tadel kam.
Der Mann hängte seinen Mantel an die verschnörkelte Garderobe und ging geradeaus auf das große Fenster zu. Es roch nach SoyCaf und süsslichem Parfüm.
"Im Gegensatz zu ihnen habe ich eine feste Anstellung."
Der junge Mann im Sessel lachte und drehte den Sessel in Richtung seines Gastes. Dieser blickte hinaus auf eine zerklüftete Landschaft aus verschiedenartigen Dächern mit Wassertanks, Kommunikationsschüsseln, Antennen, Schornsteinen und Wäscheleinen. Das Knacken des Kamins sorgte für ein wohliges Gefühl in der Magengegend des älteren Mannes.
Der junge Mann stand auf und stellte sich neben ihn. Er trug einen hellblauen Kimono, der sein hageres Äußeres unterstrich.
"Sehen sie nur. Und hören sie. Diese trügerische Ruhe währt nicht mehr lange. Bald beherrschen sie jeden Winkel dieser Stadt." Der ältere Mann schnaubte hörbar. Unten auf der Strasse durchwühlte ein Bettler die vor den Häusern stehenden Mülltonnen.
"Was dann noch von ihr übrig ist. Ihre Motive für die Unterstützung meiner Pläne sind höchst undurchsichtig."
"Sagen wir einfach, es gibt noch mehr als bürgerliche Freiheit. Freiheit auf Eigentum beispielsweise. Reichlich Eigentum."
Ihre Blicke kreuzten sich für einen Augenblick. Die Augen des Jüngeren offenbarten für einen Wimpernschlag brennende Gier.
"Ich bin mir nicht sicher ob ihre Leute diese
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