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Die Schatzinsel (Original)

Die Schatzinsel (Original)

Titel: Die Schatzinsel (Original) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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sollte ich meinen. Aha, da steht es: Käpp'n Kidds Ankergrund – genau der Name, den mein Schiffsmaat der Stelle gab. Ein starker Strom läuft an der Küste nach Süden, und dann wieder an der Westküste hinauf nach Norden. Das war recht von Ihnen, Herr Käpp'n, den Wind abzukneifen und auf die Wetterseite der Insel zu halten. Wenigstenswenn Sie die Absicht gehabt haben, hier vor Anker zu gehen und das Schiff auszuputzen; denn dafür gibt es keine bessere Stelle in diesen ganzen Gewässern.«
    »Danke Euch, mein Mann,« sagte Kapitän Smollett. »Ich werde Euch später bitten, uns an die Hand zu gehen. Ihr könnt jetzt gehen.«
    Ich war erstaunt über die Kaltblütigkeit, mit der John zugab, daß er die Insel kenne; und ich gestehe, daß ich einen Schreck bekam, als ich sah, wie er auf mich zuging. Allerdings wußte er sicherlich nicht, daß ich sein Gespräch bei der Apfeltonne belauscht hatte; aber ich hatte einen solchen Abscheu vor seiner Grausamkeit, Falschheit und Gefährlichkeit, daß ich kaum einen Schauder unterdrücken konnte, als er die Hand auf meinen Arm legte und zu mir sagte:
    »Ei, das ist ein famoser Ort, diese Insel – ein famoser Ort für einen Jungen, der mal an Land gehen möchte. Da wirst du baden und wirst auf Bäume klettern und wirst Ziegen jagen, eija – und wirst selber wie eine Ziege auf die Berge da klettern. Wahrhaftig, der Anblick macht mich wieder jung! Ich vergaß beinah mein Holzbein! Es ist ein angenehmes Ding, jung zu sein und zehn Zehen zu haben, darauf kannst du dich verlassen. Wenn du gern mal eine kleine Streife unternehmen möchtest, so frage nur den alten John, und er wird dir einen Happenpappen zurecht machen, den du mitnehmen kannst.«
    Er schlug mir in der freundschaftlichsten Weise auf die Schulter und humpelte dann davon, in seine Kombüse hinunter.
    Kapitän Smollett, der Squire und Dr. Livesey standen auf dem Quarterdeck beisammen und unterhielten sich miteinander, und so dringlich es auch war, daß ich ihnen meine Geschichte erzählte, so durfte ich doch nicht offen an sie herantreten und sie unterbrechen. Während ich noch darüber nachdachte, wie ich eine glaubhafte Entschuldigung finden konnte, rief Dr. Livesey mich zu sich heran. Er hatte seine Pfeife unten gelassen, und da er ohne Tabak nicht leben konnte, so wollte er sie sich von mir heraufholen lassen; aber sobald ich so nahe bei ihm war, daß ich mit ihm sprechen konnte, ohne von anderen gehört zu werden, brach ich in die Worte aus:
    »Herr Doktor, lassen Sie mich sprechen! Veranlassen Sie den Kapitän und den Squire, mit Ihnen in die Kajüte hinunterzugehen, und lassen Sie mich dann aus irgendeinem Vorwande rufen! Ich habe fürchterliche Neuigkeiten für Sie!«
    Der Doktor wurde ein bißchen blaß, fand aber sofort seine Selbstbeherrschung wieder und sagte laut:
    »Danke, Jim! Das war alles, was ich wissen wollte,« – wie wenn er mich nach etwas gefragt hätte.
    Damit drehte er sich auf dem Absatz herum und trat wieder zu den beiden anderen Herren heran. Sie sprachen eine kurze Weile miteinander, und obgleich keiner von ihnen eine Bewegung der Überraschung machte oder seine Stimme erhob oder auch nur vor sich hinpfiff, so war doch klar und deutlich, daß Dr. Livesey ihnen meine Bitte mitgeteilt hatte; denn das nächste, was ich hörte, war ein Befehl, den der Kapitän dem Bootsmann Hiob Anderson gab, und alle Leutewurden auf Deck gepfiffen. Dann sagte Kapitän Smollett:
    »Jungens! Ich habe euch ein Wort zu sagen. Dieses Land, das wir gesichtet haben, ist der Ort, nach dem wir segeln. Herr Trelawney, der ein sehr freigebiger Herr ist, wie wir alle wissen, hat mich eben gefragt, wie ihr euch benommen habt, und da ich ihm sagen konnte, daß jeder Mann an Bord, oben und unten, seine Pflicht getan hätte, wie ich es gar nicht besser verlangen könnte, na, so gehen er und ich und der Doktor jetzt in die Kajüte hinunter, um auf euer Wohl und gut Glück zu trinken, und euch soll Grog ausgeteilt werden, um auf unser Wohl und Glück zu trinken. Ich will euch sagen, wie ich das finde: ich finde es fein! Und wenn ihr ebenso denkt wie ich, so werdet ihr jetzt ein gutes Seemannshurra ausbringen auf den Herrn, der sich so benimmt!«
    Das Hurra wurde gerufen – das war ja auch selbstverständlich; aber es klang so laut und herzlich, daß ich gestehen muß, ich konnte kaum glauben, daß diese selben Leute nach unserem Blut trachteten.
    »Noch ein Hurra, für Käpp'n Smollett!« schrie Long John, als das erste Hurra

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