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Die Schatzinsel (Original)

Die Schatzinsel (Original)

Titel: Die Schatzinsel (Original) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Hands,« sagte er, »wir sind hier zwei, jeder mit einem Paar Pistolen. Wenn irgendeiner von euch Sechsen ein Signal gibt, gleichgültig welches – der ist ein toter Mann!«
    Sie bekamen keinen kleinen Schreck; nachdem sie sich einen Augenblick beraten hatten, sprangen sie alle miteinander die Leiter in den vorderen Schiffsraum hinunter; ohne Zweifel glaubten sie, sie könnten uns auf diesem Wege in den Rücken kommen. Als sie aber sahen, daß Redruth in dem schmalen Gang auf sie wartete, kehrten sie sofort um, und gleich darauf tauchte wieder ein Kopf aus der Luke auf.
    »Kopf weg, du Hund!« schrie der Kapitän.
    Der Kopf duckte sofort wieder unter, und wir hörten eine ganze Zeitlang nichts mehr von diesen sechs nicht eben tapferen Matrosen.
    Inzwischen hatten wir unsere Sachen kunterbunt in die Jolle hineingeworfen und das Boot so schwer beladen, wie wir es wagen durften. Joyce und ich stiegen durch die Sternpfortluke ins Boot und ruderten wieder, so schnell wir konnten, nach dem Strande.
    Diese zweite Fahrt brachte die beiden Wachtposten in den Gigs in große Aufregung. Der Lillabulleroverstummte wieder; und kurz bevor wir an der kleinen Landzunge sie außer Sicht verloren, sprang einer von ihnen an Land und verschwand. Ich dachte einen Augenblick daran, meinen Plan zu ändern und ihre Boote zu zerstören; aber ich fürchtete, Silver und die anderen könnten ganz in der Nähe sein, und so könnten wir alles verlieren, weil wir zu viel versuchten.
    Bald waren wir wieder an derselben Stelle gelandet und begannen das Blockhaus zu verproviantieren. Den ersten Gang machten wir alle drei, schwer beladen. Wir warfen unsere Sachen einfach über das Pfahlwerk hinüber und ließen Joyce zu ihrer Bewachung zurück; das war allerdings ein einziger Mann, aber er hatte ein halbes Dutzend geladene Musketen. Hunter und ich gingen nach der Jolle zurück und bepackten uns wieder wie vorher. So arbeiteten wir ohne Ruhepause und ohne uns nur ein einziges Mal zu verschnaufen, bis die ganze Ladung hinübergebracht war. Hierauf bezogen die beiden Diener ihren Posten im Blockhaus; ich aber ruderte mit aller Macht nach der Hispaniola hinüber.
    Daß wir es wagten, noch eine zweite Bootsladung hinüberzuschaffen, mag kühner erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Die Meuterer waren uns natürlich an Zahl weit überlegen, aber wir hatten den Vorteil der Bewaffnung. Kein einziger von den Leuten am Lande hatte eine Muskete, und wir waren überzeugt, daß wir mindestens ein halbes Dutzend von ihnen außer Gefecht setzen könnten, bevor sie in Pistolenschußweite kämen.
    Der Squire erwartete mich an der Sternluke; alleseine Schwäche war verflogen. Er fing das Tau auf, das ich ihm zuwarf, und machte es fest, und dann beluden wir das Boot so schnell, wie wenn es um unser Leben ginge. Gepökeltes Schweinefleisch, Pulver und Schiffszwieback war die Ladung; außerdem nahmen wir nur je eine Muskete und je einen Stutzsäbel für den Squire und mich und Redruth und den Kapitän mit. Die übrigen Waffen und den Rest des Pulvers warfen wir über Bord in dritthalb Faden tiefes Wasser; wir konnten den blanken Stahl auf dem reinen Sandboden tief unter uns in der Sonne schimmern sehen.
    Inzwischen hatte die Ebbe eingesetzt, und das Schiff drehte sich an seinem Anker herum. In der Richtung auf die beiden Gigs hörten wir ein schwaches Rufen, und obgleich uns dies die Beruhigung gab, daß Joyce und Hunter in Sicherheit waren – denn sie befanden sich ein gutes Stück weiter nach Osten zu –, so war es doch für uns eine dringende Aufforderung, uns aufzumachen.
    Redruth zog sich von seinem Posten im Verbindungsgang zurück und sprang in das Boot, das wir hierauf an die Gilling heranbrachten, damit Kapitän Smollett bequemer einsteigen könnte. Bevor er aber dies tat, rief er:
    »Nun, Leute – hört ihr mich?«
    Vom Vorderschiff kam keine Antwort.
    »Ich meine dich, Abraham Gray!«
    Immer noch keine Antwort.
    »Gray,« rief Smollett noch lauter, »ich verlasse jetzt das Schiff, und ich befehle Euch, Eurem Kapitän zufolgen. Ich weiß, Ihr seid im Grunde ein braver Mann, und ich bin auch überzeugt, kein einziger von euch allen ist in Wirklichkeit so schlecht, wie er sich stellt. Ich halte meine Uhr hier in der Hand; ich gebe Euch dreißig Sekunden Zeit, zu mir zu kommen!«
    Einen Augenblick war alles still.
    »Kommt, mein braver Junge!« fuhr der Kapitän fort; »besinnt Euch nicht so lange! Ich riskiere mit jeder Sekunde mein Leben und das dieser guten

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