Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzinsel (Original)

Die Schatzinsel (Original)

Titel: Die Schatzinsel (Original) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
Vom Netzwerk:
ich ruderten scharf geradeaus in der Richtung auf die Stelle, wo nach der Karte das Pfahlschanzwerk sich befinden mußte. Die beiden Matrosen, die als Wachen an den Booten zurückgeblieben waren, schienen verdutzt zu sein, als wir plötzlich auftauchten; das Lillabulleropfeifen hörte auf, und ich konnte sehen, wie die beiden sich darüber stritten, was sie tun sollten. Wären sie zu Silver gegangen, um ihm Meldung zu machen, so wäre vielleicht alles ganz anders gekommen; aber sie hatten vermutlich ihre Befehle und beschlossen daher, ruhig sitzenzubleiben und sich wieder mit Lillabullero zu unterhalten.
    Das Ufer machte einen kleinen Vorsprung, und ich steuerte so, daß ich diesen zwischen uns und die beiden Leute brachte; wir waren noch nicht gelandet, da hatten wir schon die Gigs aus dem Gesicht verloren. Ich sprang an Land und rannte so schnell, wie ich es bei der Hitze wagen konnte; der Kühlung wegen hatte ich mir ein großes seidenes Taschentuch unter meinen Hut gelegt; ein paar gespannte Pistolen hielt ich vorsichtshalber schußfertig.Ich hatte kaum hundert Schritte gemacht, da traf ich auf das Pfahlwerk.
    Dieses war folgendermaßen beschaffen: Eine Süßwasserquelle entsprang dicht hinter dem Gipfel eines kleinen Hügels. Auf diesem Hügel hatten die Piraten ein starkes Blockhaus erbaut, das auch die Quelle mit einschloß; es war so groß, daß es im Notfall ungefähr vierzig Mann fassen konnte, und war auf allen Seiten mit Schießscharten für Musketen versehen. Rund um das Blockhaus herum hatten sie einen großen Platz von Bäumen klar gemacht und dann die Befestigung durch ein sechs Fuß hohes Pfahlwerk ohne eine Tür oder sonstige Öffnung vervollständigt; es war zu stark, um es ohne Zeitverlust und Arbeit zu zerstören, und zugleich standen die Pfähle zu weit auseinander, um etwaigen Belagerern Deckung zu gewähren. Die Leute im Blockhaus hatten sie vor ihren Gewehren; sie standen ruhig in Deckung und schossen die anderen wie Rebhühner ab. Alles was sie brauchten, war gutes Wachehalten und Proviant; denn wenn sie nicht vollständig überrumpelt wurden, konnten sie ihre Festung gegen ein Regiment verteidigen.
    Besonders erfreulich war mir die Quelle. Denn wenn auch die Kajüte der Hispaniola ein leicht zu verteidigender Posten war, da wir über reichliche Waffen und Munition verfügten, genug zu essen und ausgezeichnete Weine hatten, so war doch eins übersehen worden: wir hatten kein Wasser.
    Gerade als ich hierüber nachdachte, gellte über die ganze Insel hin der Todesschrei eines Menschen. Für mich war dies nichts Neues – ich habe unter SeinerKöniglichen Hoheit dem Herzog von Cumberland gedient und bin selber bei Fontenay verwundet worden – aber als ich diesen Schrei hörte, da stand mir das Herz still. »Jim Hawkins ist hin!« war mein erster Gedanke.
    Es ist etwas wert, ein alter Soldat gewesen zu sein; aber es ist noch mehr wert, ein Arzt zu sein. Da ist keine Zeit, lange zu fackeln. Und so war ich sofort entschlossen, lief, ohne eine Sekunde zu verlieren, wieder an den Strand hinunter und sprang in die Jolle.
    Zum Glück war Hunter ein guter Ruderer. Das Boot flog nur so durch das Wasser und lag gleich darauf neben der Hispaniola, und im Nu war ich auf Deck des Schoners.
    Natürlich waren alle ganz erschüttert. Der Squire hatte sich hingesetzt, so weiß wie ein Bettlaken; er dachte an das Ungemach, das er über uns gebracht hatte, die gute Seele! Und einem von den sechs Leuten auf dem Vorderdeck war wohl nicht viel besser zumute.
    »Da ist einer,« sagte Kapitän Smollett, indem er mit einem Kopfnicken uns den Mann bezeichnete, »dem so etwas noch neu ist. Er fiel beinahe in Ohnmacht, Doktor, als er den Schrei hörte. Wir brauchen den Mann nur noch mal anzutippen und er kommt zu uns herüber.«
    Ich setzte dem Kapitän meinen Plan auseinander, und wir verabredeten alle Einzelheiten der Ausführung.
    Den alten Redruth stellten wir in dem schmalen Gang zwischen der Kajüte und dem Vorderdeck auf und gaben ihm drei oder vier geladene Musketen, sowie zu seinem Schutz eine Matratze. Hunter brachtedas Boot unter die Heckpforte, und Joyce und ich machten uns sofort an die Arbeit, es mit Pulversäckchen, Musketen, Pökelfleischtonnen, Zwiebacksäcken, einem Fäßchen Kognak und meinem unschätzbaren Medizinkasten zu beladen.
    Mittlerweile blieben der Squire und der Kapitän auf Deck, und der letztere rief den Schaluppmeister an, der den Befehl über die anderen Meuterer hatte.
    »Hört mal,

Weitere Kostenlose Bücher