Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
zwei Wochen, in zehn Tagen! – haben wir das beste Schiff, Doktor, und die beste Mannschaft in ganz England. Hawkins kommt als Kajütsjunge mit. Du wirst einen famosen Kajütsjungen abgeben, Hawkins. Sie, Livesey, sind Schiffsdoktor, ich bin Admiral. Wir nehmen Redruth, Joyce und Hunter mit. Wir werden günstige Winde haben, eine schnelle Überfahrt und nicht die geringste Schwierigkeit, die Stelle zu finden. Und dann gibt’s Geld – scheffelweise, genug, um sich darauf zu wälzen, und Guineen zum Fenster hinauszuwerfen, wenn Sie Lust haben.«
»Trelawney,« sagte der Doktor, »ich will mit Ihnen gehen; Jim kommt auch mit, dafür stehe ich ein, und er wird bei der Unternehmung von Nutzen sein. Nur vor einem einzigen Mann habe ich Angst.«
»Und wer ist das?« rief der Squire. »Wie heißt der Hund, Doktor?«
»Sie sind es,« antwortete der Doktor; »denn Sie können Ihren Mund nicht halten. Wir sind nicht die einzigen, die etwas von diesem Papier wissen. Diese Kerle, die heute Abend den Angriff auf den ›Admiral Benbow‹ machten, waren ganz gewiß mutige, verzweifelte Burschen, und die übrigen, die auf dem Ewer an Bord waren und ganz sicher noch andere, die nicht weit sind, die werden alle miteinander durch dick und dünn gehen, um das Geld zu kriegen! Deshalb darf keiner von uns allein sein, bis wir in See stechen. Jim und ich werden in der Zwischenzeit beisammen bleiben; Sie nehmen Joyce und Hunter mit, wenn Sie nach Bristol fahren, und vom ersten bis zum letzten Augenblick darf keiner von uns ein Wort von unserem Fund verlauten lassen.«
»Livesey,« antwortete der Squire, »Sie treffen immer den Nagel auf den Kopf. Ich werde stumm sein wie ein Grab!«
Zweiter Teil
Der Schiffskoch
Siebentes Kapitel
Ich gehe nach Bristol
Bis wir segelfertig waren, dauerte es länger, als der Squire sich’s vorgestellt hatte, und keiner von unseren Plänen konnte so ausgeführt werden, wie wir es uns ursprünglich gedacht hatten – nicht einmal des Doktors Absicht, mich bei sich zu behalten, bis wir nach Bristol gehen konnten. Dr. Livesey mußte nach London reisen, um einen Arzt zu finden, der seine Praxis übernehme; der Squire war in Bristol eifrig an der Arbeit; und ich hielt mich im Schloß unter der Obhut des alten Försters Redruth auf; ich war beinahe ein Gefangener, aber voll von Träumen von der Seefahrt und von allerlei entzückenden Vorstellungen von Wunderinseln und Abenteuern.
Stundenlang beschäftigte ich mich in Gedanken mit der Karte der Insel, deren ich mich in allen Einzelheiten erinnerte. Wenn ich im Zimmer des alten Redruth am Kaminfeuer saß, näherte ich mich in meinen Gedanken der Insel aus allen möglichen Himmelsrichtungen. Ich durchforschte ihre ganze Oberfläche; tausendmal stieg ich auf den hohen Berg hinauf, der das Fernrohr genannt wurde und hatte von dessen Gipfel die wunderbarste und abwechselungsreichste Aussicht. Zuweilen wimmelte die Insel von Wilden, mit denen wir kämpften, zuweilen von gefährlichen Raubtieren, die uns verfolgten; aber in allen meinen Träumen begegnete mir nichts so Seltsames und Tragisches, wie später in der abenteuerlichen Wirklichkeit.
So vergingen die Wochen, bis eines schönen Tages ein Brief an Dr. Livesey ankam, dessen Aufschrift den Zusatz trug: »Im Falle seiner Abwesenheit von Tom Redruth oder dem jungen Hawkins zu öffnen.« Diesem Befehl folgend, fanden wir – oder vielmehr fand ich, denn der Förster konnte geschriebene Schrift nicht gut lesen, sondern nur Gedrucktes – folgende wichtige Nachrichten:
»Gasthof zum Anker, Bristol. 1. März 17 ..
Lieber Livesey – Da ich nicht weiß, ob Sie auf dem Schloß oder noch in London sind, schicke ich diesen Brief in doppelter Ausfertigung nach beiden Orten.
Das Schiff ist gekauft und ausgerüstet. Es liegt seefertig vor Anker. Einen famoseren Schoner können Sie sich gar nicht vorstellen; ein Kind könnte ihn steuern. Zweihundert Tonnen; Name: Hispaniola.
Ich bekam ihn durch meinen alten Freund Blandly, der mir die ganze Zeit in liebenswürdigster Weise zur Hand gegangen ist. Der wundervolle alte Bursche hat für meine Zwecke tatsächlich wie ein Sklave geschuftet, und ich kann wohl sagen, dasselbe taten alle und jeder in Bristol, sobald sie Wind davon kriegten, nach welchem Hafen wir segelten – nämlich auf die Schatzsuche.«
»Redruth,« sagte ich, indem ich meine Vorlesung unterbrach: »Das wird Herrn Dr. Livesey nicht gefallen! Der Squire hat also doch geplaudert.«
»Na, und
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