Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Pfeifensignale geben konnte und mit bezopften, singenden Matrosen; zur See nach einer unbekannten Insel, um dort vergrabene Schätze zu suchen!
Während ich mich noch mit diesem köstlichen Traum beschäftigte, standen wir plötzlich vor einem großen Gasthof und trafen Squire Trelawney, der vollständig wie ein Seeoffizier angezogen war, in einem derben blauen Tuchanzug. Er trat aus der Tür mit einem Lächeln auf seinem Gesicht und mit einer wundervollen Nachahmung des Seemannsganges.
»Da seid ihr ja!« rief er; »und der Doktor kam gestern abend von London an. Bravo! die Schiffsgesellschaft ist beisammen und vollzählig!«
»O Squire!« rief ich; »wann segeln wir?«
»Segeln?« sagte er. »Morgen segeln wir!«
Achtes Kapitel
Die Wirtschaft »Zum Fernrohr«
Als ich gefrühstückt hatte, gab der Squire mir einen Zettel für »John Silver, Gastwirtschaft zum Fernrohr« und sagte mir, ich könnte das Haus leicht finden; denn ich brauchte bloß an den Docks entlang zu gehen und mich nach einer kleinen Taverne umsehen, die als Zeichen ein großes Messingfernrohr hätte. Überglücklich über diese Gelegenheit, noch mehr Schiffe und Matrosen zu sehen, machte ich mich auf den Weg; ich kam durch ein großes Gedränge von Menschen und Karren und Warenballen; denn die Tätigkeit an den Docks war um diese Stunde auf ihrem Höhepunkt. Schließlich fand ich denn auch die mir genannte Taverne.
Es war eine recht saubere Wirtschaft. Das Schild war frisch gemalt; vor den Fenstern hingen hübsche rote Gardinen; der Fußboden war mit reinem weißem Sand bestreut. Die Schenke lag zwischen zwei Straßen und hatte einen Eingang von jeder derselben, so daß es in dem großen, niedrigen Schenkzimmer ziemlich hell war, trotz der dichten Wolken von Tabaksqualm.
Die Gäste waren fast lauter Seeleute, und sie sprachen so laut, daß ich an der Tür stehen blieb und beinahe Angst hatte, einzutreten.
Während ich wartete, kam aus einem Nebenzimmer ein Mann heraus, und ich sah auf den ersten Blick, daß dies Long John sein müßte. Sein linkes Bein war dicht an der Hüfte abgenommen, und unter der linken Achsel hatte er eine Krücke, die er mit wunderbarer Geschicklichkeit handhabte und an der er herumhüpfte wie ein Vogel. Er war sehr groß und stark, mit einem Gesicht, so groß wie ein Schinken. Dieses Gesicht war häßlich und blaß, aber von klugem und lächelndem Ausdruck. Er schien wirklich in sehr lustiger Laune zu sein, er pfiff vor sich hin, wie er sich so zwischen den Tischen bewegte und die besonders beliebten Gäste mit einem Scherzwort oder mit einem Schlag auf die Schulter begrüßte.
Nun hatte ich, um die Wahrheit zu sagen, gleich bei der ersten Erwähnung Long John Silvers in Squire Trelawneys Brief innerlich gefürchtet, er könnte jener einbeinige Seemann sein, nach dem ich vom alten »Admiral Benbow« so lange Zeit ausgeguckt hatte. Aber ein einziger Blick auf den Mann vor mir genügte. Ich hatte den Kaptein gesehen, und den Schwarzen Hund, und den blinden Bettler Pew, und ich glaubte zu wissen, wie ein Pirat aussähe – jedenfalls nach meiner Meinung ganz anders als dieser reinliche freundliche Schenkwirt.
Ich bekam sofort neuen Mut, trat über die Schwelle und ging stracks auf den Mann los, der auf seine Krücke gelehnt dastand und mit einem Gast sich unterhielt. Ich hielt ihm den Zettel hin und fragte:
»Herr Silver?«
»Jawohl, mein Junge; so heiß ich ganz gewiß. Und wer bist denn du?«
Als er aber den Brief des Squire sah, schien es ihm ordentlich einen Ruck zu geben. Er gab mir die Hand und sagte ganz laut:
»Aha, ich verstehe! Du bist unser neuer Kajütsjunge; freut mich, dich zu sehen!«
Und er gab mir einen festen Händedruck.
Gerade in diesem Augenblick stand einer von den Gästen plötzlich auf und lief aus der Tür. Diese befand sich ganz in seiner Nähe und er war sofort aus der Straße verschwunden. Aber seine Eile war mir aufgefallen, und ich erkannte ihn auf den ersten Blick. Es war der Mann mit dem käsigen Gesicht, der zuerst in den »Admiral Benbow« gekommen war und dem die beiden Finger fehlten.
»Oho!« rief ich; »haltet ihn! Da ist ja der Schwarze Hund!«
»Wer er ist, darauf gebe ich keinen Pfifferling!« rief Silver; »aber er hat seine Zeche nicht bezahlt. Harry, lauf ihm nach und halte ihn fest!«
Einer von den anderen Gästen, der ebenfalls ganz nahe bei der Tür saß, sprang auf und machte sich zur Verfolgung auf.
»Und wenn er der Admiral Hawke wäre, seine Zeche soll
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