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Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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dann, »dieser Vogel, der ist vielleicht zweihundert Jahre alt, Hawkins – sie leben beinahe ewig; und wenn einer mehr Ruchlosigkeiten gesehen hat, dann muß das der Teufel selber sein. Der Vogel ist mit England gefahren, mit dem großen Käpp’n England, dem Piraten. Er ist auf Madagaskar gewesen und auf Malabar und in Surinam und Providence und Portobello. Er war dabei, als die gescheiterten Silberschiffe wieder aufgefischt wurden. Da hat er dies Geplapper von den Piastern gelernt, und das ist wohl kein Wunder: Dreihundertundfünfzigtausend waren’s, Hawkins! Er war dabei, als der Vizekönig von Indien aus dem Hafen von Goa herausgeholt wurde, jawoll, das war er! Und wenn du ihn so ansiehst, möchtest du denken, er wäre unschuldig wie ein kleines Kind – aber du hast Pulver gerochen – nicht wahr, Käpp’n?«
    »Mach, daß du weiter kommst!« kreischte der Papagei.
    »Tscha, er ist ein hübsches Kerlchen!« sagte der Koch und gab ihm ein Stück Zucker aus der Tasche, und dann hackte der Vogel gegen die Stäbe des Käfigs und fluchte dabei so greulich, wie man sich’s nicht vorstellen kann.
    »Tscha,« pflegte John dann zu sagen, »man kann kein Pech anfassen und dabei reine Finger behalten, mein Junge! Hier flucht mein armer, alter, unschuldiger Vogel das Blaue vom Himmel herunter und hat dabei keine Ahnung, was er sagt – darauf kannst du dich verlassen. Er würde ebenso fluchen, wenn er mit einem Kaplan zusammen wäre, und würde denken, es sei bloß eine gemütliche Unterhaltung.«
    Und dabei tippte John sich auf die Stirn und machte dazu ein so frommes Gesicht, daß ich überzeugt war, er sei der beste Mensch auf der Welt.
    Während dieser ganzen Zeit standen der Squire und Kapitän Smollett immer noch auf sehr gespanntem Fuß zueinander. Der Squire machte gar kein Hehl daraus, daß er von dem Kapitän gering dachte. Der Kapitän seinerseits sprach nur, wenn er angeredet wurde, und dann waren seine Antworten scharf und kurz und trocken – niemals ein Wort zuviel. Wenn er in die Ecke getrieben wurde, gab er zu, er scheine in bezug auf die Mannschaft sich geirrt zu haben; einige von ihnen seien wirklich flotte Matrosen, und alle hätten sich ziemlich gut benommen. In das Schiff war er geradezu verliebt. Oftmals sagte er:
    »Sie liegt einen Strich näher am Wind, als ein Mann von seiner eigenen Ehefrau verlangen kann! Aber,« setzte er dann immer hinzu, »ich sage bloß soviel: wir sind noch nicht zu Hause, und die ganze Kreuzfahrt gefällt mir nicht.«
    Dann drehte der Squire sich um, warf das Kinn in die Luft und marschierte so auf dem Deck auf und ab.
    »Wenn ich von dem Mann noch ein bißchen mehr kriege,« pflegte er zu sagen, »dann geh ich in die Luft!«
    Wir hatten zuweilen schweres Wetter; aber dabei zeigten sich die großartigen Eigenschaften der Hispaniola nur um so besser. Alle Leute an Bord schienen gut zufrieden zu sein, und sie hätten allerdings von Natur sehr unzufriedene Menschen sein müssen, wenn es anders der Fall gewesen wäre; denn ich bin der Meinung: niemals ist eine Schiffsmannschaft so verwöhnt worden, seit Noah in See stach. Doppelter Grog wurde bei jedem nur erdenklichen Anlaß ausgeteilt; mitten in der Woche gab es Pudding, zum Beispiel, wenn der Squire hörte, daß einer von den Leuten Geburtstag hätte; und eine Tonne voll von Äpfeln stand offen auf dem Mitteldeck, so daß jeder nur zuzulangen brauchte, wenn er Lust hatte.
    »Habe noch nie gehört, daß so was gut getan hätte!« sagte der Kapitän zu Doktor Livesey. »Verwöhnst die Matrosen, machst du Teufel aus ihnen! sagt das Sprichwort, und das ist auch meine Meinung.«
    Indessen tat die Apfeltonne doch etwas Gutes, wie man hören wird; denn wäre die nicht gewesen, so hätten wir keine Warnung bekommen und wären vielleicht alle meuchlerisch ermordet worden.
    Und das kam so:
    Wir waren vor den Passatwinden gefahren, um auf die Luvseite der von uns gesuchten Insel zu kommen – deutlicher darf ich mich nicht ausdrücken – und hielten jetzt Tag und Nacht scharfen Ausguck nach unserem Ziel. Nach allen Berechnungen mußten wir am letzten Tage unserer Ausreise sein; wahrscheinliche noch in der Nacht, oder jedenfalls vor dem nächsten Mittag mußten wir die Schatzinsel sichten. Wir steuerten nach Süd-Südwest, hatten eine steife Brise im Stern und eine ruhige See. Die Hispaniola fuhr ihren sicheren Kurs und tauchte ab und zu ihr Bugspriet ein, daß eine Sprühwelle über sie weg ging. Alles ging gut vonstatten,

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