Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
dazu. Na, hör mal, was ich dir sage: du bleibst vorn bei uns anderen schlafen und arbeitest und sprichst vernünftig und bleibst nüchtern, bis ich das Losungswort gebe. Und darauf kannst du dich verlassen, mein Sohn!«
»Nun – ich sage ja auch nicht, daß ich das nicht will, nicht wahr?« murrte der Schaluppmeister. »Ich frage bloß: wann? Weiter frage ich nichts.«
»Wann! Gottverdammich!« rief Silver. »Na, wenn du’s durchaus wissen willst, so will ich dir sagen, wann es sein soll. So spät, wie ich es irgend machen kann; da hast du deine Antwort auf die Frage: wann. Da ist ein Seemann erster Güte, Käpp’n Smollett, der dies verdammte Schiff für uns segelt. Da ist dieser Squire und der Doktor mit einer Karte und so weiter. Ich weiß auch nicht, wo der Kram liegt, nicht wahr? Du weißt es auch nicht? Na also! Ich meine, dieser Squire und dieser Doktor sollen das Zeug finden und sollen uns helfen, es an Bord zu kriegen, Gottverdam-mich noch einmal! Und dann wollen wir sehen. Wenn ich euch alle sicher wüßte, ihr Söhne von doppelten Holländern, so sollte Käpp’n Smollett uns das Schiff den halben Weg zurückbringen, bevor ich zuschlüge!«
»Nu, wir sind doch lauter Seeleute hier an Bord, sollte ich meinen,« sagte der junge Dick.
»Wir sind alle Leute vor dem Mast, meinst du!« schnauzte Silver ihn an. »Wir können einen Kurs steuern – aber wer soll den Kurs angeben? Darüber kommt ihr Herren alle zu Fall, vom ersten bis zum letzten. Wenn es nach mir ginge, sollte Käpp’n Smollett uns mindestens bis in die Passatwinde zurückbringen; dann hätten wir keine verdammten Rechenfehler und einen Löffelvoll Wasser täglich. Aber ich kenne eure Sorte! Ich will mit ihnen noch auf der Insel Schluß machen, sobald der Plunder an Bord ist, aber jammerschade ist es. Aber ihr seid ja nicht zufrieden, bis ihr besoffen seid! Hol mich der Geier, mir tut das Herz weh, mit solchen Leuten wie ihr zu segeln!«
»Man sachte, Long John!« rief Israel. »Wer hat dir denn was getan?«
»Na, wie viele große Schiffe, meint ihr, habe ich entern sehen? Und wie manchen fixen Kerl habe ich in der Sonne am Galgen trocknen sehen?« rief Silver; »und alles wegen dieses: man schnell! man schnell! man schnell! Versteht ihr mich? Ich habe allerlei auf See gesehen, das will ich meinen. Wenn ihr nur den richtigen Kurs steuert und euch stramm vorm Wind halten wolltet, ihr könntet als feine Leute in Kutschen fahren, jawoll! Aber fällt euch ja gar nicht ein! Ich kenne euch. Ihr wollt morgen euren Mund voll Rum haben und wenn’s zum Galgen geht!«
»Das weiß ja jeder, daß du so eine Art von Paster bist, John; aber da sind andere, die ebensogut wie du eine Sache deichseln konnten,« sagte Israel. »Sie waren gerne ein bißchen lustig, na ja. Sie waren eben nicht so langweilig und so trocken, sondern wollten mal eben ihren Jux haben, als lustige Kerls, einer wie der andere!«
»So?« sagte Silver. »Na, und wo sind sie nun? Pew war einer von der Sorte, und er starb als Bettler. Flint war auch einer, und der starb in Savannah am Rum. Oh, sie waren eine famose Bande, gewiß, das waren sie! Bloß – wo sind sie?«
»Aber«, fragte Dick, »wenn wir sie nun auf den Rücken legen, was sollen wir dann eigentlich mit ihnen anfangen?«
»Das ist der rechte Mann für mich!« rief der Koch, scheinbar voll Bewunderung. »Das nenne ich Geschäft. Na, was meint ihr wohl? Sie an Land auszusetzen? So hätte England es gemacht. Oder sie abzustechen wie Schweine? Das wäre Flints Art gewesen und dem Billi Bones seine.«
»Billi war der Mann dazu,« sagte Israel. »Tote Leute beißen nicht – sagte er. Na, nun ist er selber tot; er weiß jetzt das Lange und das Breite davon, und wenn je ein wüster Kerl zu Hafen gekommen ist, so war Billi es.«
»Da hast du recht,« sagte Silver; »wüst war er und fix. Aber nun hör mal zu: ich bin ein netter Kerl – ich bin ein richtiger Gentleman, sagst du; aber diesmal ist es Ernst. Pflicht ist Pflicht, Kameraden! Ich gebe meine Stimme ab – Tod! Wenn ich im Parlament bin und in meiner Kutsche fahre, dann will ich nicht, daß diese Herren aus der Kajüte auf einmal ganz unerwartet nach Hause kommen, wie der Teufel, wenn einer betet! Abwarten, sage ich! Aber wenn die Zeit da ist, na – dann marsch mit ihnen!«
»John!« rief der Schaluppmeister, »du bist ein Mann!«
»Das wirst du sagen, Israel, wenn es so weit ist,« sagte Silver. »Für mich verlange ich bloß eins – ich verlange
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