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Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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trotzdem von mir weg, nicht nur mit der Geschwindigkeit der Strömung, sondern auch mit der ganzen Abtrift, die naturgemäß groß war.
    Aber endlich kam eine Aussicht auf Erfolg für mich. Der Wind setzte mehrere Sekunden lang aus, und durch die Wirkung der Strömung drehte sich die Hispaniola um sich selber; ich sah endlich ihren Stern, in dem das Kajütenfenster immer noch weit offen stand; die Lampe über dem Tisch brannte in den hellen Tag hinein. Das Hauptsegel hing schlaff herunter wie ein Banner. Der Schoner war bewegungslos, abgesehen von der Strömung.
    In der letzten Zeit war ich sogar zurückgeblieben; jetzt aber gelang es mir durch verdoppelte Anstrengung, dem Schiff immer näher zu kommen.
    Ich war keine hundert Yards mehr von ihm entfernt, da kam wieder ein Windstoß, die Segel füllten sich, und die Hispaniola flog wie eine Schwalbe in die Wogen.
    Mein erstes Gefühl war Verzweiflung – mein zweites aber Freude! Denn der Schoner drehte sich herum, bis er mir die Breitseite zugedreht hatte – drehte sich noch weiter herum, bis er die Hälfte, dann zwei Drittel, dann drei Viertel der Entfernung zurückgelegt hatte, die uns noch voneinander trennte. Ich konnte die weißen Wellen an seinem Bug schäumen sehen. Unermeßlich groß schien mir das Schiff von meiner Tiefe aus in meinem kleinen Korakel.
    Und dann begann ich plötzlich zu begreifen. Ich hatte kaum noch Zeit zu denken – kaum Zeit zu handeln und mein Leben zu retten. Ich war oben auf einer Woge, als der Schoner die nächste Woge hinaufschwebte. Das Bugspriet befand sich über meinem Kopf, ich sprang auf und in die Höhe und trat dabei das Korakel unter Wasser. Mit der einen Hand erfaßte ich den Klüverbaum, während mein Fuß zwischen Stag und Brasse einen Halt fand; während ich noch keuchend so hing, verkündete ein dumpfer Schlag mir, daß der Schoner über das Korakel hinweggesegelt war, und daß ich mich jetzt ohne jede Möglichkeit eines Rückzuges auf der Hispaniola befand.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Ich hole den Jolly Roger herunter
    Ich hatte mich kaum auf das Bugspriet hinaufgeschwungen, da füllte das Klüversegel sich auf dem neuen Gang, mit einem Knall, wie wenn eine Kanone abgeschossen würde. Der Schoner zitterte von dem Gegenstoß bis an den Kiel hinab; im nächsten Augenblick aber, während die andern Segel noch gefüllt waren, klatschte das Klüversegel wieder zurück und hing leer herab.
    Dies hätte mich beinahe in die See geworfen; aber jetzt verlor ich keine Zeit mehr, sondern kroch am Bugspriet entlang und warf mich kopfüber auf das Deck herab.
    Ich befand mich auf der Leeseite des Vorderkastells, und das Hauptsegel, das noch gefüllt war, versperrte mir den Ausblick auf einen Teil des Achterdecks. Keine Menschenseele war zu sehen. Die Planken, die seit dem Ausbruch der Meuterei nicht aufgewaschen waren, trugen die Spuren vieler Füße, und eine leere Flasche mit abgebrochenem Hals rollte wie ein lebendes Wesen in den Speigatten hin und her.
    Plötzlich kam die Hispaniola gerade in den Wind. Die Klüversegel hinter mir krachten laut; das Steuerruder schlug zur Seite; das ganze Schiff stöhnte und ächzte laut, und in demselben Augenblick schwang der Giekbaum sich über das Deck hinüber und ich erblickte die Leeseite des Achterdecks.
    Ja, da waren die beiden Wächter: Rotmütze lag auf seinem Rücken, steif wie eine Handspake, mit ausgestreckten Armen wie ein Kruzifix; zwischen den offenen Lippen waren die weißen Zähne zu sehen. Israel Hands saß an das Bollwerk angelehnt; sein Kinn war auf die Brust gesunken, seine Hände lagen flach auf dem Deck; sein Gesicht war unter der gegerbten Haut so weiß wie ein Talglicht.
    Eine Weile bäumte das Schiff sich wie ein störrisches Pferd; die Segel füllten sich bald auf dem einen Gang, bald auf einem anderen, und der Giekbaum schwang hin und her, daß der Mast laut stöhnte. Ab und zu kam eine Sprühwelle über die Schanzkleidung, und der Bug des Schiffes schlug mit einem dumpfen Schlag gegen die Dünung an; es war eben ein großer Unterschied zwischen diesem großen aufgetakelten Schoner und meinem kleinen leichten Korakel, das jetzt auf dem Meeresgrunde lag.
    Bei jedem Sprunge, den die Hispaniola machte, wurde Rotmütze hin und her geworfen; dabei war gräßlich anzusehen, daß trotz alledem seine Lage immer die gleiche blieb, und daß seine fest aufeinandergebissenen Zähne immerzu aus dem halboffenen Munde hervorgrinsten. Und bei jedem Aufbäumen des Schiffes

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