Die Schlacht der Trolle
Los im Freien Wlachkis kaum besser als unter der Knute der Masriden«, widersprach Sten mit einem Stirnrunzeln. Müde ließ er sich auf einen Stuhl sinken und schenkte sich und Viçinia ein.
Die Wärme stand in dem Raum, obwohl die Fenster geöffnet waren. Die dicken Mauern der Burg erwärmten sich bei Tage, speicherten die Hitze und sorgten so für drückende Nächte.
»Dann bezahl sie für ihre Arbeit.«
»Mit welchem Geld? Baró Házy, möge sein Name dreimal verflucht sein, hat uns nur leere Truhen hinterlassen. Aber wir können auch keine Steuern eintreiben, es ist einfach nichts da. Házy hat das Land ausgeblutet, um die Soldaten zu bezahlen, die Zorpad von ihm verlangte. Der Krieg hat alles aufgefressen.«
»Was ist mit den Händlern? Können sie keinen Beitrag leisten?«, erkundigte sich Viçinia, griff nach ihrem Becher und trank einen Schluck.
»Möglich«, sinnierte Sten, »immerhin würden ihnen bessere Straßen zugute kommen. Aber wer soll das vorbringen?«
»Ich kann mit den Händlern sprechen. Gleich morgen, auf meinem Weg zu Gyula Békésar, rede ich mit Matei. Er hat viel Einfluss bei den Kaufleuten.«
»Aber eigentlich ist es meine Aufgabe«, widersprach Sten. »Ich bin der Bojar von Dabrân. Ich kann weder von dir noch von meinen Leuten verlangen, meine Aufgaben zu meistern.«
»Du leistest großartige Arbeit, Sten, das weißt du. Die Menschen in Dabrân sehen das auch. Du kannst aber nur mit den Mitteln arbeiten, die dir zur Verfügung stehen. Und das letzte Mal, als du mit den Kaufleuten ernsthaft verhandelt hast, endete das Ganze in einem ziemlichen Geschrei. Das passiert mir nicht so leicht.«
Mit einem zustimmenden Nicken seufzte Sten. Die Verwaltung von Dabrân hatte sich nach seiner Einsetzung als Bojar als ein gewaltiger Albtraum entpuppt. Natürlich war Sten immer bewusst gewesen, wie hart das Los der Wlachaken unter den Masriden war, aber das volle Ausmaß des Problems hatte ihn erst getroffen, als er sich um die Versorgung der vielen Menschen in der Stadt und im Umland kümmern musste.
Nach dem Sieg der Wlachaken waren viele ihrer Brüder und Schwestern aus dem Osten in die freien Gebiete geflohen. Menschen, die all ihre Habe hatten zurücklassen müssen, die erschöpft und hungrig in den Städten und Dörfern der Wlachaken erschienen waren, ausgemergelt von der langen Wanderung, gehetzt und verfolgt durch ihre masridischen Lehnsherren, die ihre Untertanen nicht hatten ziehen lassen wollen.
Diese Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten, in denen noch die beiden Marczegs der Masriden herrschten, gepaart mit dem verhängnisvollen Ergebnis der letzten Ernte, die durch das schlechte Wetter sehr gering ausgefallen war, sorgten für ständige Versorgungsengpässe. Der Krieg hatte zudem zahllose Bauern von ihrem Land abgezogen, das nun brachlag und erst wieder bewirtschaftet werden musste. Saatgut war Mangelware, ebenso wie Vieh, denn im harten Winter hatten die Menschen ihre letzten Vorräte aufgebraucht. Das Schreckgespenst einer Hungersnot ging im Lande um.
In anderen Baronien sah es kaum besser aus, auch wenn Sten das Gefühl hatte, dass Baró Házy besonders grausam und verschwenderisch gewesen war. In Teremi tat Ionna, was sie konnte, um ihr Volk zu versorgen, aber das vom Krieg gebeutelte Land stellte sie immer wieder vor schier unlösbare Probleme. Dazu kam der weiterhin schwelende Streit mit den Masriden, der Wachsamkeit und Soldaten an den provisorischen Grenzen erforderte; Soldaten, die als Arbeiter auf den Feldern fehlten.
Immer wieder gab es Masriden und Szarken, welche die Grenzen überschritten und die Wlachaken überfielen. Mehr als einmal hatte Sten mit den Waffenträgern seiner Baronie ausreiten müssen, um die Feinde zu vertreiben. So wie die Länder der Wlachaken aus dem Osten neuen Zustrom erhielten, so waren viele von Zorpads Kriegern und Anhängern nach dem Sieg der Wlachaken in den Osten geflohen und hatten sich in den Dienst von Marczeg Békésar und Marczeg Szilas gestellt. Diese Geschlagenen schürten den Hass auf die Wlachaken und die Angst vor Ionnas Armee und sorgten immer wieder für Zwischenfälle, die den Waffenstillstand bedrohten. Bisher war es bei einzelnen Aktionen geblieben, und Sten wusste, dass es umgekehrt auch eine Handvoll Wlachaken gab, die, vom Taumel des Sieges über Zorpad ergriffen, den Krieg in die Ländereien der anderen Masridenherrscher weitertragen wollten, bis auch der Letzte von diesen aus Wlachkis vertrieben war. Doch obwohl
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