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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gaben ihre Bemühungen auf, die Tür aufbrechen zu wollen, und arbeiteten sich mühsam zu ihnen herauf. »Raus hier!« schrie Kyle Charity und dem Zwerg zu. »Der Gleiter kann jeden Moment explodieren!« Charity wollte sich zu Gurk umwenden, um ihm zu helfen, aber Kyle packte den Zwerg kurzerhand an den Armen und schleifte ihn einfach hinter sich her, während Skudder noch ein mal zurückschlitterte und Net dabei half, Helen auf die Füße zu zerren. Dicht hinter Kyle erreichte Charity das zerborstene Fenster und zwängte sich hindurch. Der Gleiter hatte sich in die Fassade eines Hauses hineingebohrt, das daraufhin in Flammen aufgegangen war. Das Metall war so heiß, daß sie erschrocken aufschrie, als sie nach dem Fensterrahmen griff. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie sich ins Freie, suchte vergeblich auf dem spiegelglatten Stahl des Rumpfes Halt und schlitterte hilflos in die Tiefe. Der Weg war länger, als sie geglaubt hatte. Die spiegelblanke Oberfläche des Gleiters bildete eine abschüssige, fünfzehn Meter lange Rutschbahn. Wahrscheinlich hätte sie sich beim Aufprall verletzt, wäre Kyle nicht dagewesen, um sie aufzufangen. Einen Moment lang blieb sie benommen liegen, während Kyle zurückeilte, um auch Skudder und den beiden Mädchen zu helfen. Alles drehte sich um sie, und all die zahllosen kleinen Kratzer und Schrammen auf ihrer Haut brannten plötzlich wie Feuer. Der Gleiter war mitten in der zerstörten Stadt abgestürzt. Die Straße hinter ihnen stand in Flammen, und der Horizont dahinter glühte in einem dunklen, unheilvollen Rot. Scharfer Ozongeruch erfüllte die Luft, und der Wind war so heiß, daß er auf der Haut schmerzte. Ganz instinktiv hob Charity den Arm und blickte auf die Anzeige des kleinen Geigerzählers, der in das Multiinstrument an ihrem linken Handgelenk eingebaut war. Die Anzeige stand noch nicht im unmittelbaren Gefahrenbereich, aber sie war nicht mehr sehr weit davon entfernt. Wenn der Gleiter, mit dem sie abgestürzt waren, auf die gleiche Weise explodieren würde wie das andere Fahrzeug, dann waren sie so gut wie tot, wenn sie sich nicht mindestens drei oder vier Meilen von ihm entfernt befanden. Der Gedanke gab ihr noch einmal neue Kraft. Mit einem Satz sprang sie in die Höhe, lief die wenigen Schritte zu Kyle hinüber und half ihm dabei, Net und Helen aufzufangen, die ungeschickt über die Oberfläche der Flugscheibe heruntergeschlittert kamen. »Wieviel Zeit haben wir noch, bis das Ding hochgeht?« fragte sie gehetzt. »Nicht mehr lange«, antwortete Kyle. »Ein paar Minuten vielleicht.« Er stockte plötzlich und blickte aus zusammengepreßten Augen nach Westen. »Aber das ist nicht einmal unser größtes Problem«, sagte er plötzlich. Auch Charity sah angestrengt auf. Inmitten des tobenden Flammenscheines war ein silbernes Funkeln erschienen, das rasend schnell heranwuchs. Der Gleiter war so schnell heran, daß Charity nicht einmal Zeit fand, einen Schreckensruf auszustoßen. Instinktiv duckte sie sich, als die Flugscheibe mit einem heulenden Laut über sie hinwegschoß. Das Fahrzeug war viel zu schnell, um auf sie zu feuern, aber Charity gab sich keine Sekunde lang der Illusion hin, der Pilot hätte sie nicht entdeckt. Er würde zurückkommen. In ein paar Sekunden. Charity sah sich verzweifelt um. Ihr Blick irrte über die verbrannten Ruinen, tastete die Straße entlang und blieb an einem schräg auf die Seite gestürzten, zerschrammten Kunststoffschild hängen, das ein weißes >U< auf einem dunkelblauen Untergrund zeigte. »Dorthin!« befahl sie. »Schnell!« Weder Kyle noch Skudder verschwendeten auch nur eine einzige Sekunde mit einer Frage. Während sich Skudder den immer noch wimmernden Gurk schnappte und ihn einfach auf die Arme nahm, hob Kyle Helen in die Höhe, die ernsthafter verletzt zu sein schien. So schnell sie konnten, überquerten sie die mit Trümmern und Unrat übersäte Straße und rannten auf den U-Bahn-Schacht zu. Charity sah immer wieder zurück, als könnte sie dem durchgehenden Atomreaktor des Flugschiffes auf diese Weise noch einige weitere Sekunden abtrotzen. Ein Teil des Schiffes glühte in einem hellen, stechenden Rot. Das Haus, in das sich die Flugscheibe hineingerammt hatte, stand in hellen Flammen, und aus seiner aufgeschlitzten Unterseite quollen kleine Ströme flüssigen, rot- und weißglühenden Metalls. Und aus der entgegengesetzten Richtung raste der zweite Gleiter heran! Wie von Furien gehetzt rannten sie die Treppe

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