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Die schneeweiße Katze

Die schneeweiße Katze

Titel: Die schneeweiße Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursel Scheffler
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er an diese wunderbare Erleichterung denkt, die die moderne Technik seinem Gewerbe gebracht hat.
    Der Computer wusste außerdem zu vermelden, von wann bis wann der Heizölhändler mit seiner Familie in Urlaub fuhr (Quelle: eine Sekretärin im Reisebüro). Eine Information die natürlich zusätzlich Geld kostete. Aber die „Perserkatze“ arbeitet nun mal gern ohne Risiko.
    Es war ein sehr unfreundlicher, regnerischer Tag gewesen. Auch jetzt ist der Himmel von dunklen Wolken bedeckt. So ist der „Perserkater“ kaum zu sehen, als er im schwarzen Trainingsanzug an der Hecke entlang zum Haus des Heizölhändlers läuft. Mit Handschuhen und Kapuze vermummt, klettert der Kater geschickt an der schmalen Dachrinne hoch und erreicht den Balkon im ersten Stock. Von dort steigt er, ohne große Mühe, in das kleine Fenster des Badezimmers ein. Es ist nicht an die Alarmanlage angeschlossen.

    Dieser glückliche Umstand ist den geschickten Händen eines Alarmanlagenmonteurs zu verdanken, der Mitglied des Spionagerings „Heiße Kohle“ ist.
    Alles klappt wie am Schnürchen.
    Der Schein der Taschenlampe gleitet über den Parkettfußboden. Und da liegen die Prachtstücke! Drei an der Zahl, wie es der Computer vorhergesagt hat. Sie sind sehr fein geknüpft und lassen sich handlich zusammenrollen. Ein Paket nach dem anderen seilt der Dieb durch das Fenster ab. Ehe er sich selbst aus dem Staub macht, entdeckt er eine Silberschale auf dem Mahagonitischchen in der Couchecke. Es ist allerdings nicht die Silberschale, die ihn wie magisch anzieht, sondern das Silberpapier, das darin liegt. Es enthält, so vermutet H. E. Olmrich, Schokolade! Dazu muss man wissen, dass Hans Eugen in seiner Kindheit nie Schokolade bekommen hat, sondern nur Möhren, Müsli und Körner, und daher einen Heißhunger auf diese verbotene Leckerei verspürt, wo immer er sie findet.
    H. E. Olmrich vergisst seinen Vorsatz, immer nur das zu stehlen, was verabredet ist, und beißt herzhaft in die Schokolade. Mhm! Der „Perserkater“ als Naschkatze!
    Hans Eugen lächelt bei dem Wortspiel. Doch das Lächeln soll ihm rasch vergehen.
    Plötzlich hört er in der Ferne das unangenehme Geräusch einer Polizeisirene. Er kann ja nicht wissen, dass er beim Betreten des Wohnzimmers, in dem seit vier Wochen ein echter Picasso hängt, einen stillen Alarm im nächsten Polizeirevier ausgelöst hat.

    Hastig wirft Hans Eugen die angebissene Tafel in die Silberschale zurück und seilt sich aus dem Badezimmerfenster ab. „Verdammt!“, flucht er, als er an der efeubewachsenen Hausmauer sein Knie aufschrammt. Als das Polizeiauto vor dem Haus hält, macht er sich hinter dem Haus ungesehen aus dem Staub. Zu seinem Leidwesen kann er nur zwei der drei zuvor in den Garten geworfenen Teppiche zu seinem Auto schleppen.
    Ein aufmerksamer Nachbar hat allerdings eine halbe Stunde zuvor, als er mit seinem Dackel spazieren ging, die Autonummer des Fahrzeuges notiert, das uner laubt auf dem Gehweg vor seinem Haus parkte. Als der Mann am nächsten Tag von dem Einbruch erfährt, teilt er seine Beobachtung der Polizei mit.

    Hans Eugen Olmrich wird als Halter des Fahrzeuges festgestellt.
    Doch er ist die Unschuld in Person und um eine Ausrede nicht verlegen: „Weshalb ich auf dem Gehweg geparkt habe? Nun, das tut mir Leid, aber es war kein anderer Platz frei. Ich dachte, bei Nacht stört das keinen. Schließlich wollte ich doch bloß vor dem Schlafengehen eine Runde joggen.“
    „Bei Nacht?“, wundert sich Kugelblitz.
    „Ist das verboten?“, fragt Olmrich und grinst.
    „Natürlich nicht“, sagt Kugelblitz und lächelt. „Wenn wir vielleicht trotzdem einen Blick in Ihre Wohnung werfen dürften? Es ist nämlich um die fragliche Zeit in einem benachbarten Haus eingebrochen worden.“
    „Das ist ja allerhand“, tut Olmrich erschrocken. „Sie verdächtigen doch nicht etwa mich? Natürlich können Sie meine Wohnung durchsuchen. Wenn Sie entschuldigen, dass nicht gerade ordentlich aufgeräumt ist ...“
    Von den Teppichen ist natürlich keine Spur zu finden. Sie sind längst bei dem Mann, der sie bestellt hat.
    Auch sonst hat Hans Eugen ein reines Gewissen. Er hat keine Spur hinterlassen. Schließlich hatte er Handschuhe an, wie immer ...
    Er lächelt zufrieden, als die Beamten ihre Suche erfolglos abbrechen.
    Aber das Lächeln vergeht ihm, als Kugelblitz freundlich sagt:

    „Wenn ich Sie trotzdem bitten dürfte, mit auf das Revier zu kommen. Wir haben nämlich eine Spur gefunden, mit der wir

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