Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
Khadra
Doppelweiß
scanned 07-2006
2. Band der Commissaire-Llob-Trilogie.
ISBN: 3-85218-337-5
Aus dem Französischen übersetzt von
Bernd Ziermann und Regina Keil-Sagawe
Nachwort und Interviwe mit Yasmina Khadra von
Beate Burtscher-Bechter
Verlag: Haymon
Erscheinungsjahr: 1. Auflage 2000
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Buch
Die Ingredienzien passen für einen konventionellen
Krimi: viele Verdächtige, garantiert Unschuldige, falsche Spuren, eindeutige Hinweise und wild wuchernde Spekulationen von Romanfiguren und Lesern gleicher-maßen. Doch das Genre des unterhaltenden Kriminal-
romans dient hier in erster Linie der kritischen Analyse von Politik und Gesellschaft in Algerien, vermittelt auch wenig informierten Lesern ein authentisches Bild von Ursachen und Hintergründen. Das war schon im
ersten Band der Kommissar-Llob-Reihe („Morituri“)
so. Die erfundene Geschichte vom Millionär Faïd Dahmane, den Strohmännern seines illegalen Finanz-imperiums und den damit zusammenhängenden Morden
deckt tatsächliche Verhältnisse auf und läßt hinter die Fassaden der sich selbst zerstörenden algerischen Gesellschaft schauen, schildert eindringlich die Atmosphä-
re von Angst und Verzweiflung, Demütigung und Un-
terdrückung und hilflosem Aufbegehren, nennt Korruption, Verbrechen und Terror beim Namen, auch wenn
die heute Mächtigen dahinterstecken …
Das Nachwort von Beate Burtscher-Bechter enthält ein ausführliches Interview mit dem unter ständiger Bedrohung lebenden Autor, der darin auch die Gründe für
sein weibliches Pseudonym offenlegt.
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Autor
Yasmina Khadra, Pseudonym eines in Algerien gebore-
nen und lebenden Autors. Er erfand die Figur des
Kommissar Llob, des Helden von fünf Kriminalroma-
nen, deren letzte drei eine Einheit bilden.
In einem Brief an den Haymon-Verlag schreibt Yasmi-
na Khadra: „Die Trilogie will eine möglichst getreue Analyse der Tragödie sein, die mein Land erschüttert.“
Nach Morituri und Doppelweiß wird der Haymon-Verlag auch L’Automne des Chimères herausbringen.
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Originaltitel:
Double blanc
© Éditions Baleine, Paris 1997
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Khadra, Yasmina:
Doppelweiß: Roman / Yasmina Khadra. Aus dem Franz. Von Regina Keil-Sagawe. – Innsbruck: Haymon, 2000
ISBN 3-85218-337-5
© Haymon-Verlag, Innsbruck 2000
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Umschlag: Benno Peter
Satz: Haymon-Verlag
Druck und Bindung: Wiener Verlag, Himberg bei Wien
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1
Ich hatte Ben Ouda in Ghardaia kennengelernt,
gleich nach der Unabhängigkeit, das heißt zur Zeit
der herrenlosen Güter und der rechtsfreien Räume.
Ich begann damals meine Lehr- und Jammerjahre
bei der Kripo, meine Taschen quollen über vor
billigen Gangsterkrimis und in meinem Kopf bro-
delten die abenteuerlichsten Intrigen. Ich hatte den Ehrgeiz, meine eigenen Helden noch zu übertref-fen. Und obwohl Ghardaia ein Kaff war, in dem
nie irgend etwas passierte, kaum realer als eine
Fata Morgana, gefiel ich mir darin, jeden Sänger-
knaben zu verdächtigen, jedem Penner nachzuset-
zen und des Nachts mit den Hunden zu heulen, um
meinen Vorgesetzten zu beweisen, daß ich ein ganz
Aufgeweckter war.
Ben Ouda bewarb sich um den Posten als Unter-
präfekt. Mit seinen achtundzwanzig Jahren hatte er
eine blitzende Glatze und einen stattlichen Bauch
vorzuweisen, die ihm bei der Bevölkerung, für die
sich im Kahlkopf die Gelehrsamkeit spiegelte und
ein Fettwanst als Auswuchs naturgegebener Auto-
rität galt, zu Ansehen verhalfen.
Jedenfalls war er nicht auf den Kopf gefallen. Er
wußte ganz genau, was er wollte und wie er es be-
kommen konnte. Manchmal, wenn eine Tür sich
stur stellte und nicht gleich aufgehen wollte, drohte er kurz, seine Beziehungen in Algier spielen zu
lassen, und wie von Zauberhand öffnete Sesam
sich plötzlich mit lautem Gelächter.
Ben war daran gelegen, sich einen Namen zu
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machen, die Bewunderung der einen zu erzwingen
und die Kapitulation der anderen. Und so ließ er
keine Gelegenheit aus, in Erinnerung zu rufen, daß
er einer der wenigen Abiturienten der Nation war
und Bücher ohne Bilder für ihn nicht mehr Ge-
heimnisse bargen als das Räderwerk der Verwal-
tung. Ehrgeizig, wie er war, hatte er sich an der
Universität Constantine eingeschrieben und locker,
ohne nur einmal seinen Schreibtisch in der Sahara
zu verlassen, dank einer außergewöhnlichen Tele-
pathie
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