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Die schneeweiße Katze

Die schneeweiße Katze

Titel: Die schneeweiße Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursel Scheffler
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frei?“, ruft Bobby überrascht. „Ich dachte, es ist erst in sechs Monaten so weit?“
    „Wegen guter Führung komme ich jetzt schon raus“, sagt Paul.
    „Aber sag – freust du dich gar nicht?“
    „Und wie! Es kommt nur so überraschend. Und – Paul, ich werde dir nie vergessen, dass du mich nicht verpfiffen hast!“
    „Nicht der Rede wert!“, beteuert Paul. „Der Einsatz war hoch genug. Es ist doch alles beim Alten?“
    „Selbstverständlich. Aber ich möchte nicht hier am Telefon ...“
    „Schon klar. Also – wo können wir uns ungestört treffen?“
    „Na, hier bei mir! Ich hol dich ab. Wo steckst du?“
    Paul beschreibt die Lage des gegenüberliegenden kleinen Cafés.
    „In einer halben Stunde bin ich da!“, verspricht Bobby. Er legt den Hörer auf. Dann denkt er angestrengt über die Lage nach, lächelt listig und erledigt noch ein Telefongespräch.
    Paul sitzt inzwischen vor dem kleinen italienischen Café in der Sonne und genießt den ersten Cappuccino in der Freiheit. Er merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht, weil er ins Träumen kommt.

     
    Er träumt von einem Haus im Grünen, von Ferien in Spanien, von einem Leben ohne Arbeit und ohne finanzielle Sorgen ...
    „Hallo, alter Junge!“, ruft plötzlich einer hinter ihm.
    „Bobby, du bist ja geflogen!“, ruft Paul überrascht.
    „Ehrensache! Komm, steig ein!“, ruft Bobby und reißt die Tür seines Sportwagens auf.
    Paul lässt sich das nicht zweimal sagen.
    „Ich dachte, du wolltest bestimmt gleich das Geld streicheln, für das du drei Jahre im Knast warst. Habe ich Recht?“
    „Erraten!“, sagt Paul.
    „Und dann überlegen wir beide, wie wir es am besten anlegen, damit es ein Leben lang reicht!“
    „Du hast es doch nicht angerührt?“, erkundigt sich Paul und streicht nachdenklich über das blitzende Armaturenbrett des Sportflitzers.
    „Ach woher denn! Ich kam doch nicht ran. Du hast doch den zweiten Schlüssel zum Safe. So war es abgemacht“, beteuert Bobby.
    Der Wagen hält vor einer alten Villa, die Bobby vor vier Jahren angemietet hat. „Robert Kräher, Kunsthandel“, steht an der Haustür, die Bobby jetzt aufschließt.
    Wenig später nähern sich die beiden im Keller dem Geldschrank hinter dem Weinregal, den Paul so oft in seinen Träumen greifbar vor sich gesehen hat.
    Bobby zieht seinen Schlüssel heraus.
    Auch Paul holt seinen Schlüsselbund aus der Jackentasche.Fast andächtig öffnen sie gemeinsam den Geldschrank.
    „Eine Million“, sagt Bobby.
    „Drei Jahre!“, sagt Paul ergriffen beim Anblick der Beute aus dem Banküberfall.
    „Werde ich dir nie vergessen. Wenn du mich verpfiffen hättest, wärst du mit ein paar Monaten davongekommen!“
    „Aber wir wären das Geld los, und alles wäre umsonst gewesen ...“, murmelt Paul.
    „Wir müssen das Geld sehr vorsichtig ausgeben. Dieser Kommissar Kugelblitz hat damals die Seriennummern festgehalten“, warnt Bobby, als Paul sich ein Bündel Geldscheine in die Tasche schieben will. „Kann sein, dass du eine Weile beim Geldausgeben überwacht wirst.“

    „Daran hab ich noch gar nicht gedacht“, sagt Paul erschrocken und legt das Geld wieder zurück.
    „Keine Bange. Ich hab einen Plan, wie wir es in unverdächtiges Geld umtauschen können“, sagt Bobby geheimnisvoll. „Gerade heute hat mich nämlich ein Geschäftsfreund aus Amsterdam angerufen. Er hat einen echten van Gogh und würde ihn mir für eine Million verkaufen. So wären wir mit einem Schlag das gefährliche Geld los.“
    „Ich will es nicht los sein. Was soll ich mit einem van Gogh? Ich will kein Bild! Ich will ein Auto, ein Haus in Spanien und ...“
    „Nun sei doch nicht so ungeduldig, Paul. Hör zu: Ganz zufällig habe ich einen Kunden in Köln. Einen mehrfachen Millionär, der ist leidenschaftlicher Sammler. Ich hab ihn angerufen. Er ist bereit, zwei Millionen für das Bild zu bezahlen.“
    „Das gibt es doch nicht“, protestiert Paul und sieht seinen Freund zweifelnd an. Bobby hat ihn schon öfter mal hereingelegt. Deshalb fragt er jetzt: „Und wie weiß ich, dass das stimmt?“
    „Aber Paul! Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Ich werde dich doch nicht betrügen! Jetzt, wo ich so lange auf dein Geld aufgepasst habe!“, sagt Bobby Kräher treuherzig. „Weißt du was, ich werde in deinem Beisein mit den beiden telefonieren. Komm!“

     
    Bobby geht an den Schreibtisch und greift nach dem Telefonhörer. Er blättert im Telefonverzeichnis und wählt dreimal die fünf, vier,

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