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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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da! rief Godfrey. Wenn Du wahr sprichst, kann ich Dir nur antworten, daß ich dieselben redlich verdient habe. Aber sage mir, wie ist es mit dem Untergange des Dream?
    – Gar nichts! Spiegelfechterei! erwiderte William W. Kolderup in heiterster Laune. Der Dream versank ganz gemächlich nach meinen, dem Capitän Turcotte ertheilten Instructionen, indem er Wasserballast einnahm. Du hast Dir natürlich gesagt, daß er ganz regelrecht unterging; doch als Capitän Turcotte die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß Ihr, Du und Tartelett, die Küste ohne Schwierigkeit erreichen würdet, ließ er die Maschine rückwärts arbeiten. Drei Tage später traf er in San Francisco wieder ein, und er selbst hat uns auch heute, am vorausbestimmten Tage, nach der Insel Spencer geführt.
    – Also ist beim Schiffbruch kein Mann der Besatzung um’s Leben gekommen? fragte Godfrey.
    – Niemand… höchstens der unglückliche Chinese, der sich an Bord geschlichen hatte und nicht wieder aufgefunden wurde.
    – Aber jene Pirogue?…
    – War gefälscht; ich hatte sie selbst bauen lassen.
    – Und die Wilden?…
    – Die Wilden, welche Eure Flintenschüsse zum Glück nicht trafen, waren ebenso gefälscht.
    – Aber Carefinotu?…
    – Gefälscht! Carefinotu, oder vielmehr mein treuer Jup Braß, der allem Anscheine nach seine Rolle als Freitag vortrefflich gespielt hat.
    – Gewiß, versicherte Godfrey, zweimal, bei der Begegnung mit einem Tiger, hat er mir das Leben gerettet.
    – Ja, aber Bär und Tiger waren gefälscht! rief William W. Kolderup, laut auflachend. Beide verpackt und eingeschifft, ohne daß Du es bemerktest, gleichzeitig mit Jup Braß und seinen Begleitern.
    – Doch sie bewegten ja Kopf und Tatzen?
    – Vermittelst einer Feder, welche Jup Braß während der Nacht und wenige Stunden vor dem Zusammentreffen, das er herbeiführte, aufzog.
    – Wie? Alles das falsch?… wiederholte Godfrey mehrmals, etwas beschämt, sich durch diese Flunkereien haben fangen zu lassen.
    – Ja, es wäre Dir auf Deiner Insel zu gut ergangen, lieber Neffe; Du mußtest doch einige aufregende Abwechslung haben.
    – Nun, Onkel Will, antwortete Godfrey, der die Sache jetzt auch von der lustigen Seite auffaßte, wenn Du uns in dieser Weise prüfen wolltest, warum sandtest Du dann die Kiste mit allen den Gegenständen, welche wir so nöthig brauchten?
    – Eine Kiste? erwiderte William W. Kolderup. Welche Kiste? Ich habe Dir niemals eine Kiste zugeschickt. Sollte etwa zufällig?…«
    Er wandte sich mit diesen Worten gegen Phina, welche den Kopf abwendend die Augen niederschlug.
    »Also wirklich?… Eine Kiste! Doch dann muß Phina Mitschuldige haben.«
    Onkel Will drehte sich dabei dem Capitän Turcotte zu, der jetzt laut auflachte.
    »Ja, was denken Sie, Herr Kolderup, sagte er, Ihnen kann ich wohl zuweilen widerstehen… aber der Miß Phina… das ist zu schwer!… Und vor vier Monaten, als Sie mich zur Ueberwachung der Insel hierher beorderten, setzte ich ein Boot mit der betreffenden Kiste aus…
    – Liebe Phina, meine beste Phina! rief Godfrey, die Hand gegen das junge Mädchen ausstreckend.
    – Turcotte, Sie hatten mir aber versprochen, mein Geheimniß zu bewahren!« antwortete Phina erröthend.
    Den mächtigen Kopf hin-und herwiegend, bemühte sich der Onkel William W. Kolderup vergeblich, seine Rührung zu verbergen.
    Wenn Godfrey beim Anhören der vom Onkel Will gegebenen Erklärung ein gutmüthiges Lächeln nicht zurückhalten konnte, so lachte doch Professor Tartelett keineswegs. Er fühlte sich gegenüber dem Geschehenen wie vernichtet, der Gegenstand einer solchen Mystification gewesen zu sein, er der Lehrer des Tanz-und Anstandsunterrichts. So trat er denn mit aller Würde vor:
    »Herr William W. Kolderup, sagte er, wird doch, denke ich, nicht behaupten wollen, daß das Krokodil, dem ich bald elend zum Opfer gefallen wäre, aus Carton zusammengepappt und mit einer Sprungfeder versehen war?
    – Ein Krokodil? antwortete der Onkel.
    – Ja, Herr Kolderup, mischte sich da Carefinotu ein, dem wir nun seinen alten Namen Jup Braß wieder geben wollen, ja, ein richtiges Krokodil, das Herrn Tartelett anfiel und das ich in meiner Sammlung doch nicht mitgebracht hatte.«
    Godfrey berichtete nun über die Vorfälle der letzten Zeit, über das Auftreten einer großen Zahl von Raubthieren, wirklicher Löwen, wirklicher Tiger, leibhaftiger Panther, ferner über die Erscheinung wahrer Schlangen, von denen man doch während der ersten vier Monate kein

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