Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
saß, bewaffnet mit einem silbernen Schwert, auf ihrem prächtigen Streitross. Sie wurde von ihrer Leibgarde und einigen treuen Rittern begleitet. Auch Arturo, Arquimaes und Crispín befanden sich unter ihnen.
»Was sucht ihr in meinem Reich, Männer von Demónicus?«, fragte die Königin herrisch.
»Wir sind gekommen, um den Feigling festzunehmen, der sich Arturo Adragón nennt«, antwortete Fürst Ratala. »Er hat Demónicus schwer verwundet und unsere Gastfreundschaft missbraucht.«
»Arturo Adragón ist mein Gast und ich werde ihn niemandem ausliefern.«
»Er ist vor dem Drachenkampf gegen mich davongelaufen. Er hat Demónicus, unseren Herrn, heimtückisch angegriffen. Er hat unsere Prinzessin Alexia verschmäht und gedemütigt. Und er hat einen unserer Drachen geraubt. Wir wollen Rache!«
»Wollt ihr mich in eine menschliche Bestie verwandeln, wie so viele andere eurer Opfer?«, fragte Arturo aufgebracht.
Die Königin hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
»Ich werde Arturo nicht ausliefern«, sagte sie mit fester Stimme. »Das ist mein letztes Wort.«
»Dann, Königin, muss ich Euch mitteilen, dass Demónicus seine Armee schicken wird, um ihn gefangen zu nehmen. Wenn nötig, werden wir Euer Schloss niederreißen und Euer Land dem Erdboden gleichmachen. Ihr könnt Euch auf einen verheerenden Krieg vorbereiten, der Euch teuer zu stehen kommen wird.«
»Sag deinem Herrn, dass wir keine Angst vor ihm haben. Wir sind bereit, für unser Recht zu kämpfen. Und für das Recht, unsere Gäste zu beschützen! Königin Émedi verrät ihre Freunde nicht.«
»Ich werde es meinen Herrn wissen lassen. Ihr könnt sicher sein, Demónicus’ Zorn wird wie ein Gewitter über Euch hereinbrechen. Niemand in Eurem Reich wird mit dem Leben davonkommen«, drohte Fürst Ratala unverhohlen. »Emedia wird zerstört werden.«
»Verschwinde!«, befahl die Königin, »bevor ich dich für deine Unverschämtheit in den Kerker werfen lasse! Und sag deinem Herrn, ich fürchte seinen Zorn nicht. Meine tapferen Ritter und Soldaten werden mein Reich mit ihrem Leben zu verteidigen wissen. Er wird es nicht leicht haben, in mein Land einzudringen.«
»Alle Welt weiß, dass Ihr über keine eigene Armee verfügt. Ihr werdet Demónicus’ Angriff schutzlos ausgeliefert sein«, erwiderte Ratala von oben herab. »Erlaubt mir außerdem, den Feigling dort an unser Duell zu erinnern. Es wird stattfinden, ob es ihm gefällt oder nicht. Ich werde ihn mit meinen eigenen Händen töten!«
Arturo wollte etwas erwidern, doch die Königin hob erneut die Hand und erklärte die Unterredung für beendet. Die Männer des Finsteren Zauberers wendeten ihre Pferde und ritten davon. Émedis Wachen eskortierten sie bis zur Grenze.
Die Königin wartete, bis sie außer Sichtweite waren. Dann kehrte sie gelassen, wenn auch mit einem Anflug von Furcht im Herzen, mit ihrem Gefolge ins Schloss zurück. Die Ankündigung des Finsteren Zauberers, Emedia anzugreifen, war keine leere Drohung – und alle wussten das.
Arturo plagten Schuldgefühle. Der angedrohte Krieg würde vor allem seinetwegen geführt werden. Alles, was Ratala über ihn gesagt hatte, stimmte, und dieser Gedanke quälte ihn. Vor allem jedoch schmerzte es ihn, dass er Alexia wehgetan hatte. Nicht einen Moment lang hatte er aufgehört, an sie zu denken. Keine Nacht verging, in der er nicht von ihr träumte.
* * *
Alexia saß neben ihrem Vater. Die erfahrensten Zauberer kümmerten sich um Demónicus und die Heilung seiner Brandwunden. Alexia war zutiefst besorgt, denn sie liebte ihren Vater sehr. In ihr stieg Hass gegenüber Arturo auf. Und sie konnte sich nicht dagegen wehren, dass dieser Hass nach und nach die Bewunderung verdrängte, die sie vom ersten Augenblick an für ihn verspürt hatte.
Voller Wehmut erinnerte sie sich an die außergewöhnlichen Momente, die sie an seiner Seite erlebt hatte. Sie dachte an den Tag, an dem Arturo den Drachen an der Schlucht getötet hatte; an den Tag, als er sie vor dem Scheiterhaufen errettet hatte, und an ihren gemeinsamen Weg zurück zum Schloss ihres Vaters, während sie seine tödlichen Wunden geheilt hatte – eine Erfahrung, die sie das Leben auf eine andere Weise hatte sehen lassen. Niemals hatte sie einen Menschen mit einem so edlen Herzen gekannt. Einem Herzen, das sie verzaubert hatte.
»Schwöre mir, dass du Arturo Adragón töten wirst!«, verlangte Demónicus mit hasserfüllter Stimme und packte sie brutal am Arm. »Schwöre, dass du mich
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