Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
rächen wirst!«
Alexia kehrte aus dem Reich der Erinnerungen in die Wirklichkeit zurück.
»Ich schwöre es dir, Vater!«, antwortete sie. »Ich schwöre dir, dass du deine Rache bekommen wirst!«
»Du liebst diesen Verräter zu sehr. Ich bin sicher, dass deine Hand im entscheidenden Moment zögern wird. Du musst Arturos Tod mit all deinem Hass herbeiwünschen!«, forderte Demónicus unbarmherzig.
»Ich versichere dir, Vater, ich werde ihn töten! Ich wünsche es mir mehr als alles andere! Arturo muss durch meine Hand sterben!«
»Deine Stimme sagt mir, dass du ihn nicht töten, sondern küssen willst!«, donnerte der Finstere Zauberer. »Du wirst mir nicht die Rache verschaffen, nach der mich so sehr dürstet!«
»Ich schwöre es dir, Vater! Ich schwöre dir, dass ich ihn töten werde! Meine Hand wird nicht zittern, das verspreche ich dir!«
Demónicus wusste sehr gut, wie er seine Tochter zu behandeln hatte. Er schwieg eine Weile und wartete.
»Sieh mich an!«, sagte er, nachdem er gehustet und Blut gespuckt hatte. »Ich werde nie mehr derselbe sein. Mein Gesicht ist für immer entstellt, ich kann mich kaum mehr bewegen … Und schuld an meinem Unglück ist Arturo Adragón, aber meine eigene Tochter wird nicht imstande sein, mich zu rächen!«
Zum ersten Mal seit vielen Jahren füllten sich Alexias Augen mit Tränen. Sie musste ihrem Vater gehorchen, doch ihr Herz sagte etwas anderes. Wenn sich Liebe mit Hass vermengt, werden in den Menschen seltsame Gefühle wach, die nur schwer zu kontrollieren sind. Doch um das zu verstehen, war Alexia noch zu jung.
»Ich werde meine Pflicht erfüllen«, sagte die Prinzessin entschlossen und stand auf. »Ich werde ihn töten, ohne zu zögern! Er wird für seine Taten büßen, Vater! Vertraue mir!«
Sie verließ das Zimmer und ging in die Waffenkammer. Dort bat sie um ein Schwert, legte ihre Rüstung an und übte sich viele Stunden im Gebrauch der Waffe. Ihr Lehrer, der Fechtmeister, wurde mehrmals schwer getroffen, und ihm wurde klar, dass dies hier keine normale Unterrichtsstunde war. In Alexias Gesicht stand der unbändige Wunsch, jemanden zu töten. Er kannte die Prinzessin gut und begriff, dass sie außer sich war vor Zorn. Was er jedoch nicht wusste, war, dass dieser Zorn aus ihrem tiefsten Herzen kam. Alexia fühlte Hass auf sich selbst, weil sie gezwungen war, etwas zu tun, was sie nicht tun wollte. Wenn sie Arturo tötete, tötete sie auch sich selbst!
***
Émedi versammelte ihren Kriegsrat um einen runden Tisch. Auch Arquimaes und Arturo gehörten dazu. An den Wänden des Saales hingen große Teppiche, auf denen Szenen siegreicher Schlachten abgebildet waren, an deren Ende die Gründung des Königreiches Emedia gestanden hatte.
Alle Anwesenden wussten um die Kriegsdrohung, die Ratala der Königin am Morgen ins Gesicht geschleudert hatte. Jetzt wollten sie sehen, welche Schlüsse ihre Herrin aus dieser Drohung ziehen würde. Es gingen Gerüchte, sie bereue es inzwischen, den jungen Schüler des Alchemisten nicht ausgeliefert zu haben. Deswegen waren sie begierig zu hören, was die Königin ihnen zu sagen hatte.
»Ritter! Ihr wisst, dass Demónicus gedroht hat, uns anzugreifen. Wir müssen uns auf einen Krieg vorbereiten. Ich habe euch hier zusammengerufen, um mit euch über eine Verteidigungsstrategie zu beraten«, verkündete Émedi feierlich.
Die getreuen Ritter Emedias blickten sie schweigend an. Entschlossen nahm die Königin auf einem hohen, mit ihrem Wappen geschmückten Stuhl Platz.
»Ich möchte wissen, wie ihr darüber denkt«, forderte sie ihre Männer auf. »Was sollen wir eurer Meinung nach tun?«
»Wir verfügen nicht über die ausreichende Streitmacht, Majestät«, antwortete Ritter Montario nach einer Weile. »Das Einzige, was wir tun können, ist, die Bauern zusammenzurufen und sie mit Pfeil und Bogen auszurüsten. Sie sollen so viele Feinde wie möglich töten.«
»Unsere Bauern sind nicht darauf vorbereitet, gegen ein so gut organisiertes Heer wie das von Demónicus zu kämpfen«, widersprach Leónidas. »Und Soldaten haben wir kaum. Dieses Reich ist viele Jahren ohne Armee ausgekommen.«
»Ja, seit der Großen Schlacht haben wir unsere Armee nach und nach abgeschafft«, musste die Königin zugeben. »Wir dachten, wir würden sie nie wieder benötigen. Aber wir haben uns wohl geirrt.«
»Nun ist der Moment gekommen, uns auf die entscheidende Schlacht vorzubereiten«, erklärte Ritter Eisenfaust. »Demónicus wird dieses Land
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