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Die Seele der Nacht

Die Seele der Nacht

Titel: Die Seele der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wen, der die richtigen Kräuter kennt und weiß, wie man sie pflücken und zubereiten muss, wie man sie verabreicht und wie man die Wunde verbindet.« Gewichtig fuchtelte er mit seinem dürren Arm vor ihr herum. »Ihr beide habt das ungeheure Glück, dass der berühmte Heiler des Silberwaldes direkt vor euch steht. Und was noch viel wichtiger ist, er ist auch bereit, euch zu helfen – wenn ihr ihn darum bittet.«
    Die beiden jungen Phantasier tauschten einen schnellen Blick, dann sagte Tahâma mit weicher Stimme: »Es wäre sehr freundlich von dir, wenn du unserem Freund helfen könntest.«
    »Ich weiß zwar nicht, ob er mein Freund ist, aber das will ich mal gelten lassen. Wartet hier«, sagte der Erdgnom und war im nächsten Augenblick im Gebüsch verschwunden.
    »Meinst du, er versteht wirklich etwas vom Heilen?«, fragte Céredas leise, als Tahâma zu ihm herantrat und mit einem Schaudern noch einmal auf seine Wunde sah.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie und zuckte mit den Schultern, »aber was bleibt dir anderes übrig, als es zu versuchen? In einem Punkt hat er sicher Recht: Wenn die Heilung nicht schnell eingeleitet wird, wirst du den nächsten Mondwechsel nicht mehr erleben.«
    Céredas nickte und unterdrückte einen Seufzer. »Der Tod ist der stetige Begleiter des Jägers. Man muss immer vorbereitet sein und ihm, wenn er vor einem steht, ohne Furcht ins Auge blicken.«
    »Und dann aus Stolz sein junges Leben wegwerfen«, sagte Tahâma verächtlich.
    »Nein, das nicht«, erwiderte Céredas und sah verlegen zu Boden. »Wenn der seltsame Kerl mehr als nur ein Aufschneider ist.«
    Schweigend warteten die beiden auf der Lichtung. Tahâma verband die Wunde, doch das Männchen kehrte nicht zurück. Später teilte sie Trockenfrüchte und Nussbrot mit dem Jäger, dann zog sie ihre Flöte hervor und spielte eine langsame Weise. Der Jäger hörte schweigend zu, und seine Züge entspannten sich für eine Weile.
    »Ich habe es geahnt. Er ist nur ein Aufschneider«, seufzte er jedoch kurz darauf.
    »Wer ist ein Aufschneider?«, schnarrte die Stimme des Gnoms, der unvermittelt zwischen zwei Wurzeln auftauchte. »Du sprichst doch nicht etwa von mir? Wozu treibe ich all den Aufwand, um einen dahergelaufenen Jäger zu retten, der noch nicht einmal Höflichkeit besitzt, von Dankbarkeit ganz zu schweigen?« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Ich sollte meine Kräuter wieder mitnehmen und dich hier elendig verrecken lassen!«, keifte er und fuchtelte mit seinen dünnen Ärmchen.
    »Wurgluck, verzeih, er hat es nicht so gemeint«, mischte sich Tahâma ein. »Natürlich ist er dir sehr dankbar, wenn du ihm deine Heilkünste zur Verfügung stellst und sein Leben damit rettest.«
    »So? Und warum kann er nicht selbst sprechen und sich entschuldigen?« Die moosgrünen Augen des Erdgnoms funkelten.
    »Du würdest den Co-Lahims einen großen Dienst erweisen, wenn du mein Leben rettest«, sagte Céredas. »Unserem Volk und vielleicht auch ganz Phantásien, denn ich bin ein wichtiger Bote, der zur Kindlichen Kaiserin gesandt wurde. Es geht nicht nur um das Überleben meiner Rasse, es geht um Phantásien!«
    »Gut gesprochen, Söhnchen«, spottete der Erdgnom, »aber ich konnte noch immer keine Entschuldigung oder gar eine Bitte unter deinen Worten vernehmen.« Er schob sich seinen Zeigefinger ins Ohr, drehte ihn ein wenig nach rechts und nach links, zog ihn wieder heraus und betrachtete ihn dann anscheinend interessiert. »Also an mir kann es nicht liegen, meine Ohren sind sauber, und ich höre noch immer gut.« Herausfordernd sah er zu dem jungen Mann auf.
    Céredas blickte den Erdgnom trotzig an, dann aber sagte er: »Ich bitte dich um Verzeihung. Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu kränken, und ich danke dir dafür, dass du mir hilfst.«
    »Na also, geht doch«, schnarrte der Erdgnom und klatschte in die Hände. Auf der anderen Seite der Lichtung traten aus einem alten Baum, der im unteren Bereich hohl war, vier weitere Erdgnome hervor. An zwei überkreuzten Stangen trugen sie einen Kessel mit dampfendem Inhalt. Im Gleichschritt überquerten sie die Lichtung, setzten den Kessel vor Wurgluck ab, verbeugten sich stumm und verschwanden dann in einem Erdloch zwischen drei breitkappigen, hellblauen Pilzen.
    »Ygawil!«, rief der Erdgnom gebieterisch.
    »Ja, Vater, ja, ich komme schon«, antwortete eine hellere Stimme unter dem Mondbeerenbusch. Eine Gnomenfrau kam mit trippelnden Schritten heran. Auch ihr Gesicht war dunkelbraun

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