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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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königlichen Hochmut, keine Spur des Anspruchsdenkens, zu dem jede Großkönigin erzogen wurde. Und so sollte es sein. Er kannte sie, seit sie vor zwanzig Jahren als jungfräuliche Braut dem Großkönig zugeführt worden war, er hatte ihre Erziehung zur Herrscherin auf allen Gebieten überwacht und mit fast väterlichem Stolz mit angesehen, wie sie sich in jeder Hinsicht zu einer wahren Königin entwickelte – doch der Tag, an dem ihn Danton verstoßen hatte, hatte alles ausgelöscht. Ein Magister klammerte sich nicht an alte Lieben. Das hatte sie offensichtlich begriffen. Und respektierte diese Haltung.
    Sie ist mehr wert, als Danton jemals begreifen wird , dachte er. Und sie ist zehnmal mehr Frau, als er verdient.
    »Schön«, sagte er endlich. »Ich höre.«
    Sobald sie zu sprechen begann, wurden die Wolken am Himmel ein wenig lichter. Der Traum passte sich ihrer Stimmung an. Da jetzt mehr Sonnenlicht einfallen konnte, sah er deutlich, wie bleich und verhärmt sie war. Ein Moratus hätte sich große Sorgen gemacht.
    »Was wisst Ihr über den Magister Kostas?«, fragte sie ihn.
    Er runzelte die Stirn. »Dantons neuen Ratgeber? So gut wie nichts. Ich hatte mich nach ihm erkundigt, aber sein Name ist unter meinesgleichen nicht bekannt, und das Gesicht, das er trägt, hat noch kein Magister je gesehen. Das heißt, er ist entweder ein frischgebackener Magister … oder er ist schon uralt und hat seinen Namen wie sein Aussehen geändert, um nicht erkannt zu werden.«
    »Ihr könntet einen solchen Zauber nicht durchschauen?«
    Ramirus’ Miene verfinsterte sich. »Wenn ich ihm direkt gegenüberstünde, vielleicht. Wolltet Ihr das vorschlagen? Er würde den Übergriff sicherlich bemerken, und das würde unsere weiteren Beziehungen eher unerfreulich gestalten.«
    Das war nicht die ganze Wahrheit. Für einen Magister war eine herzliche Feindschaft ebenso ein Genuss wie ein edler Wein – aber das würde er einer Morata nicht offenbaren.
    »Ich spüre etwas Dunkles, Finsteres in ihm, Ramirus, das ich nicht benennen kann. Es ist anders als bei den Magistern, die ich kenne. Diese Finsternis ist nicht menschlich.« Sie erschauerte und schlang wie bei einem jähen Kälteeinbruch die Arme um sich. »Er spielt mit meinem Gemahl wie mit einer Marionette, lockt seine schlimmsten Eigenschaften an die Oberfläche … und ich weiß nicht, was er damit bezweckt.«
    Alle Herrscher sind für uns Marionetten, liebe Gwynofar. Die Frage ist nur, wie offensichtlich wir an den Fäden ziehen und wie viel Mühe wir uns geben, unsere Puppen am Leben zu erhalten, nachdem wir ihrer überdrüssig geworden sind.«
    »Er ist Königlicher Magister«, sagte Ramirus ruhig. »Danton suchte eine Stütze für seinen Thron und hat ihn auserwählt. Wenn ich Euch nun helfen soll, ihn vor den Folgen dieser Wahl zu bewahren … es tut mir leid, aber dafür stehe ich nicht zur Verfügung.«
    »Das würde ich niemals von Euch verlangen«, flüsterte sie.
    »Dann müsst Ihr mir erklären, was Ihr von mir wollt.«
    Nun schilderte sie ihm in stockenden Worten den letzten Besuch ihres Gemahls. Sie sprach von ihren Empfindungen in jener Nacht, von jener ungeheuerlichen Macht, die seinen Überfall begleitet hatte. Von ihrer Angst, der namenlose Zauber hätte womöglich auf das eben erst gezeugte Kind eingewirkt und es in ein Wesen verwandelt, das nicht ganz menschlich war.
    »An wen sollte ich mich sonst mit meinen Fragen wenden?«, flüsterte sie endlich. »Welche Hexe könnte ich bitten, meinen Schoß auf Spuren des Magisterfluchs zu untersuchen und mir die Wahrheit zu sagen, sie aber zugleich vor allen anderen geheim zu halten? Welchen Magister könnte ich ansprechen, der mich nicht ohne Zögern belügen würde, um sich einen politischen Vorteil zu verschaffen, wenn Eure Tradition Euch doch samt und sonders zu Kostas’ Rivalen macht? Nur Ihr kommt in Frage, Ramirus. Kein anderer wäre aufrichtig zu mir. Denn Ihr müsst mir unbedingt die Wahrheit sagen, selbst wenn sie so ist, dass ich sie nicht gerne höre.«
    Lange war es still. Die Wolken ballten sich wieder zusammen, es wurde dunkler, und ringsum ging ein dünner Regenschleier auf die Erde nieder. Nur innerhalb der zerfallenden Speere blieb es – vorerst – noch trocken.
    »Was Ihr verlangt«, sagte er langsam, »bringt Euch in große Gefahr.«
    Sie nickte. »Ich weiß.«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Er holte tief Atem und wählte seine Worte mit Bedacht. »Um in diesen Traum einzutreten, brauchte ich nur

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