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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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vorstellen, der als Frau auftreten wollte, und sei es auch nur für eine begrenzte Zeit.«
    Colivar nickte. Natürlich wäre es möglich gewesen – jeder Magister konnte seine Gestalt nach Belieben verändern –, aber wenn ein Mann die Erste Translatio überlebt hatte, würde er sich kaum mehr mit der gesellschaftlichen Stellung einer Frau zufrieden geben. Colivar kannte einige wenige Beispiele dafür, dass ein Zauberer so etwas versucht hatte, die Tarnung hatte jedoch nie lange gehalten; ein Magister konnte sich ohne Weiteres das Aussehen einer Frau geben, war aber kaum jemals fähig, auf Dauer auch die dazugehörige Rolle zu spielen.
    »Die erste Vermutung ist einleuchtender«, sagte er. »Dass sie einem Magister diente.«
    Es gibt noch eine weitere Möglichkeit , dachte er. Die ist allerdings so ausgefallen, dass ihr gar nicht darauf gekommen seid.
    Angenommen, die Frau wäre selbst eine Zauberin, überlegte er weiter. Das wäre nicht nur eine Erklärung für die Spuren, die sie in Gansang hinterlassen hat, es ließe auch Andovans Lage in einem neuen Licht erscheinen. Vielleicht war sie auch gar keine richtige Zauberin, sondern eine neue Mischung, für die es noch keinen Namen gab. Mehr als eine Hexe, aber weniger als ein Magister. Eine nicht minder reizvolle Spekulation.
    Tirstan trat neben ihn und untersuchte seinerseits das Innere des Koffers. Gleich darauf setzte auch er sich auf die Fersen zurück und runzelte nachdenklich die Stirn. »Du magst mich für verrückt halten, aber ich werde den Verdacht nicht los, diese Frau könnte mit dem Prinzen verbunden sein, den wir auf Wunsch von Ramirus untersuchen sollten.«
    Colivar achtete darauf, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. »Wieso?«
    »Wenn ihr Patron der Magister wäre, der den Prinzen zu seinem Konjunkten gemacht hatte, sodass sie indirekt an dieser Bindung teilhätte, könnte das doch die Prophezeiung erklären, die Andovan bekam?«
    Colivar traute seiner Stimme nicht, deshalb nickte er nur. Die Theorie verdiente Respekt. Vielleicht traf sie sogar ins Schwarze.
    Es war einmal eine Zeit, da gab es keine Magister auf der Welt, und niemand konnte sich vorstellen, dass es etwas wie uns jemals geben würde. Jetzt sind wir hier, und kein Mensch wagt es, an unserer Existenz zu zweifeln. Wer sagt uns denn, dass nach uns nichts Neues mehr kommt, dass nicht eine neue Art von Frau erstehen könnte, die auch fähig wäre, die alten Formen zu meistern?
    Wie sehr mochte er sich wohl wünschen , dass dies die Lösung wäre, fragte er sich plötzlich, dies und nicht irgendeine profanere Erklärung? Wie groß war seine Sehnsucht, dass etwas wahrhaft Neues in die Welt käme, ein Rätsel, das knifflig genug wäre, um ihn eine Weile zu beschäftigen? Das Leben war lang für einen Magister, und echte Herausforderungen gab es nicht viele. Wie die meisten seiner Art gierte er nach allem, was neu war. War diese geheimnisvolle Frau es tatsächlich wert, dass er sich um sie bemühte, oder spann er nur Theorien aus Mondlicht, um sich selbst davon zu überzeugen?
    Er würde es bald genug erfahren. Der Zauber, mit dem er Andovan belegt hatte, zeigte allmählich die gewünschte Wirkung und führte den jungen Mann zum Ursprung seiner Krankheit. Früher oder später würde der Prinz sein Ziel erreichen. Andovan wüsste vielleicht nicht, woran er eine Zauberin erkennen sollte, Colivar aber schon, und dann würde er auch herausfinden, ob dieselbe Frau für beide Zwischenfälle verantwortlich war. Bis dahin mochten die anderen ruhig möglichst vielen falschen Spuren hinterherlaufen, dann kämen sie ihm bei seinen eigenen Nachforschungen nicht in die Quere.
    Er ging zurück zu dem Kleiderstapel, den die Hexe so verächtlich behandelt hatte, und griff nach einem Brokatschal, der obenauf lag. »Kann ich den mitnehmen?«
    Tirstan sah ihn verständnislos an. »Aber der Stoff enthält nichts von ihr. Sie war nie in engerer Berührung damit …«
    »Das ist mir klar.« Er hielt den Schal in die Höhe. »Eine Laune von mir. Darf ich?«
    Es wurde still im Raum, eine Stille, die man unter Magistern nur zu gut kannte: Einer ließ anklingen, dass er Geheimnisse hatte, der andere wünschte sich sehnlich, sie mit ihm zu teilen … aber so viel Vertrauen wurde ihm nicht geschenkt, das war nicht Magisterart.
    »Wenn ich etwas herausfinde, sage ich es dir«, versprach Colivar.
    »Darauf kann ich lange warten«, antwortete Tirstan mit wehmütigem Lächeln, »trotzdem, du kannst mitnehmen, was

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